Keine Erfahrung ohne Erfahrung? Tipps für den Berufseinstieg

Du hast dir während des Studiums Wissen angeeignet wie wahnsinnig und jetzt endlich die offizielle Bestätigung in Form eines Diploms in der Tasche....

  • 9. September 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Max

Du hast dir während des Studiums Wissen angeeignet wie wahnsinnig und jetzt endlich die offizielle Bestätigung in Form eines Diploms in der Tasche. Auf Jobsuche stellt manch ein frischgebackener Absolvent aber schnell fest, dass viele Unternehmen Jobs nur gegen Berufserfahrung herausrücken. Aber wo bitte soll man die herbekommen, wenn einen niemand einstellt? 5 Tipps für den Weg aus dem Teufelskreis.

Finde deine Stärken

Die gute Nachricht: Es gibt Qualifikationen jenseits von Berufspraxis. Und auch du hast welche: Finde und zeig sie! Sind es vielleicht Charakterzüge oder Erfahrungen aus nicht-professionellen Quellen, aufgrund derer du dich für eine Stelle eignest? Was auch immer es ist, das die Verbindung zwischen dir und dem Job aufzeigt: Genau das musst du dem Arbeitgeber vermitteln.

Identifiziere deine Stärken: Erstell eine Liste der Fähigkeiten, die in der Stellenanzeige gefordert werden und versuch, deine Skills realistisch einzuschätzen. Wie sieht es mit deinen Computerkenntnissen aus, deinen technischen Fertigkeiten, deiner Kommunikationsfähigkeit, deiner Neugier bei Recherchen oder bei kreativen Problemlösungen? Bezieh dabei auch ruhig dein persönliches Umfeld mit ein: Bei welchen Fragen und Themen wenden sich Freunde und Bekannte an dich? Mach dir ausserdem bewusst, für welche Themen du dich ernsthaft interessierst und arbeite dich intensiv in diese Themenfelder ein. Dieses spezialisierte Wissen wird dir früher oder später garantiert von Nutzen sein.

Auch wenn sie dir eher nebensächlich erscheinen: Unterschätze die oft beschworenen Soft Skills nicht! Firmen und Personaler legen grossen Wert auf soziale Kompetenz (die nicht so selbstverständlich ist, wie du vielleicht glaubst): Denn was nützt ein perfekter Lebenslauf, wenn sich spätestens im Bewerbungsgespräch herausstellt, dass der Kandidat unsympathisch ist und nicht ins Team passt? Betrachte dich von aussen und analysiere, wie du dich anderen Menschen gegenüber verhältst. Bist du freundlich, gehst auf Ratschläge und Anmerkungen ein und zeigst Durchhaltevermögen? Kannst du gut vermitteln, erklären oder bist der Organisator in deinem Freundeskreis? Super, das sind wichtige Eigenschaften für einen Job, die nicht erlernt werden können!

Nenn deshalb in deinem Lebenslauf auch persönliche Interessen, wenn es hier eine Nähe zum Berufsbild gibt, und betone dabei Eigenschaften wie Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit. Ruh dich aber nicht auf diesen All-Round-Skills aus, sondern recherchiere, ob sich z.B. Besonderheiten in der Unternehmensphilosophie finden, die zu deinen Stärken passen – je zugeschnittener auf die Stelle, desto besser!

Erfahrung über den Tellerrand hinaus

Für klassische Studentenjobs interessiert sich sowieso niemand? Nicht so vorschnell! Sicher musst du keine Details über deine Zeit als Kellner angeben, aber deine Service-Erfahrung etwa unter «Sonstiges» anzugeben, schadet absolut nicht. Daraus kann ein Personaler z.B. schliessen, dass du mit Menschen und mit Stresssituationen umgehen kannst – ein Plus für nahezu jeden Job! Ähnliches gilt auch für andere Erfahrungen: Du hast ein Studentenfestival mitorganisiert, eine Sportmannschaft trainiert oder betreibst deinen eigenen Modeblog? Rein damit in die Bewerbung!

Junger Hüpfer vs. alter Hase

«Das wird hier seit Jahren schon so gemacht.» Unternehmen verpulvern mit eingefahrenen Arbeitsvorgängen oft viel Geld, Zeit und Energie. Als Neuling kannst du frische Ideen einbringen, weil du aus deiner unvoreingenommenen Perspektive eher Probleme erkennst, die die «alten Hasen» gar nicht mehr wahrnehmen. Mach dir Gedanken über deinen Wunschjob und seine Herausforderungen und versuche, Ideen schon im Anschreiben einzubringen.

Zeig deine Neugier und Anpassungsfähigkeit und dass du dich über aktuelle Branchenentwicklungen auf dem Laufenden hältst. Damit bist du etablierten, älteren Kollegen vielleicht einen Schritt voraus. Zugleich kannst du dem Arbeitgeber klar machen, dass du dich mit deiner jugendlichen Motivation mehr reinhängen wirst als ein Routinier und dass du deine zukünftigen Kollegen mitreissen kannst.

Die Kunst hierbei ist, nicht wie ein neunmalkluger Grünschnabel rüberzukommen, der den Laden aufmischen will weil er meint, alles besser zu wissen. Die Bereitschaft, von erfahrenen Kollegen zu lernen, sollte ebenso deutlich werden wie deine Offenheit für Neues. Deine Lernfreude kannst du dabei beispielsweise mit Fortbildungen neben bzw. nach dem Studium untermauern.

Dein Plätzchen zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit

Nur weil du keine Berufserfahrung hast, heisst das nicht, dass du nichts drauf hast! Mach dich nicht kleiner als du bist und punkte mit deinem Fachwissen, deiner Neugier und sozialen Fähigkeiten!

Doch bei allem Ehrgeiz solltest du realistisch bleiben. Bewirb dich bitte nicht leichtfertig auf Führungspositionen, weil du denkst, du «könntest das Ding schon schaukeln.» Damit vergeudest du nur Zeit: deine und die des Personalers – was bei späteren Bewerbungen im gleichen Unternehmen eine ganz schlechte Voraussetzung sein kann.

Nutz deine Zeit zu deinem Vorteil

Bei den wenigsten ist die Suche nach dem ersten Job eine Sache von Tagen oder Wochen. Es ist leicht, sich von Absagen frustrieren zu lassen und sich mit einer Tüte Chips auf der Couch zu verkriechen. Lass dich von diesem Negativ-Sog nicht kriegen! Erledige jeden Tag etwas, das mit der Jobsuche zusammenhängt, um den Anschluss nicht zu verlieren: Lies die Branchennews, bleib bei deinem Interessengebiet am Ball oder nimm als Gasthörer an Univeranstaltungen teil – selbst wenn du keine Credits mehr dafür bekommst, kann es dir nützen.

Nutz die Zeit, um dich weiterzubilden – auf welchem Gebiet auch immer. Du hast nur vage Excel-Kenntnisse? Was bitte schön ist ein CMS? Und wie geht eigentlich dieses Photoshop? Es gibt massenweise Online-Tutorials, mit denen du dir eine Menge Kenntnisse aneignen kannst. Und selbst wenn es nicht zum «Experten» reicht – du kannst so mit Kollegen vom Fach weit besser zusammenarbeiten als Bewerber, die keinen blassen Schimmer haben. Und das kann dir schon bei der nächsten Bewerbung den Zuschlag einbringen.