«Nur wer Zeit für sich hat, schafft es an die Spitze» – Dr. Sonja A. Buholzer

Frauen auf dem Weg zum Erfolg, das Leben und die Probleme weiblicher Führungskräfte: Im Interview erklärt Expertin Dr. Sonja Buholzer, warum Anders...

  • 17. September 2020
  • 4 Min. Lesezeit
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Frauen auf dem Weg zum Erfolg, das Leben und die Probleme weiblicher Führungskräfte: Im Interview erklärt Expertin Dr. Sonja Buholzer, warum Anders-Sein etwas Gutes ist – und was viele Frauen im Berufsleben immer noch falsch machen.

Dr. Sonja A. Buholzer, M.A. ist Unternehmerin, mehrfache Bestsellerautorin, international tätige persönliche Beraterin von Wirtschaft und Politik und Inhaberin der von ihr 1994 gegründeten, weltweit tätigen Executive Coaching- und Managementberatung Vestalia Vision in Zürich. Als langjährige Sparring Partnerin prominenter Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik ist sie persönlicher Coach für Frauen in Chefsesseln. Sie ist internationale Gastreferentin, Stiftungsrätin und wurde u.a. mit dem Paul Harris Fellow-Preis von Rotary International ausgezeichnet.

talendo Mitarbeiterin Olivia mit Dr. Sonja A. Buholzer und ihrem aktuellen Buch "Woman Power"

Talendo Mitarbeiterin Olivia mit Dr. Sonja A. Buholzer und ihrem aktuellen Buch "Woman Power"

Frau Buholzer, in Ihren Büchern schreiben Sie, Prioritätensetzung und Zielfokussierung seien die Voraussetzung, um in der Geschäftswelt erfolgreich zu sein. Wo setzen Frauen falsche Prioritäten?
Es sind weniger die falschen Prioritäten als zu wenige Prioritäten: Viele Frauen begeben sich in eine 24-Stunden-Leistungsspirale. Sie versuchen sich ständig zu profilieren und können ihren Erfolg so überhaupt nicht geniessen. Um dauerhaft Beruf und Familie zu managen, muss man sich vom Perfektionismus verabschieden, delegieren und eben Prioritäten setzen. Karriere um ihrer selbst willen ist doch sinnlos, wenn man sich darüber Freiheit und Glück verbietet.

Ist es überhaupt möglich, in Management-Positionen noch genügend Zeit für sich zu haben?
Die muss man haben, sonst wird man den Weg an die Spitze nicht schaffen.

Wie leben Sie Ihre Zeit für sich? Gehört regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung und Erholung zu einer erfolgreichen Karriere dazu?
Ich bin überzeugte Vegetarierin, sehr naturnah, liebe Tiere über alles und treibe täglich Sport; zudem bin ich Tauchinstruktorin und verbringe fast jeden Urlaub im Meer beim Tauchen; ich liebe Haie und habe ein Haitauchbrevet. Zudem haben wir Hunde, die uns fit halten.

Checken Sie im Urlaub Ihre Mails?
Oft tauchen wir an Orten, in denen wochenlang kein Email-Empfang besteht. Gewöhnungsbedürftig und heilsam zugleich!

Was machen Sie in Ihrer Mittagspause?
Hundespaziergänge, Meditationen, Power Napping und private Gespräche. Ach ja, und etwas essen…

Wo trifft man Sie nach Feierabend oder am Wochenende?
In der Natur, im Garten, am See.

Welchen Song hören Sie, wenn Sie einen Motivationsschub brauchen?
Gracias a la vida von Joan Baez.

Was würde Sie ihrem 18-jährigen Ich gerne mit auf den Weg geben?
Investiere alles in Deine Ausbildung: Sie ist dein Pass in die Welt, deine Basis für dein ganzes Leben. Bilde dich dann permanent weiter. Reise viel und arbeite so international wie möglich; unsere Welt ist multikulturell und klein geworden. Exzellenz und Weltbürgertum prägen dein Denken, Handeln und deinen Erfolg schon in jungen Jahren.

In einer Welt, in der es Ihren Job nicht gibt: Was machen Sie?
Ich leite mein Managementzentrum am Meer direkt zu einer Tauchbasis, die Managementthemen und Natur- und Meereserlebnisse zusammenrücken. Zudem hilft meine Stiftung Tieren in Not.

Hätten Sie sich am Anfang Ihrer Karriere gern als Vorgesetzte gehabt?
Ja und Nein. Ja, weil ich liberal denke, authentisch und ehrlich bin, Humor habe, unternehmerische Ideen entwickeln mag – und nein, weil ich oft noch nicht die Gelassenheit habe, in hektischen Momenten ganz, ganz ruhig zu bleiben… aber ich arbeite daran!

Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Noch internationaler tätig, mit weiteren erstklassigen Expertinnen und Experten bestückt und einer jungen Generation, die nachrückt. Und das Managementzentrum mit der Stiftung… bleibt unvergessen…

Sie sagen, Frauen fehlt es an Selbstmarketing. Haben Sie ein paar Tipps, wie man dies verbessern kann?
Das Problem vieler Frauen ist, dass sie sich in Männerdomänen als Mann profilieren wollen – das kann nicht funktionieren. Sie müssen lernen, ihren eigenen Weg als Frau zu gehen und zu verstehen, dass das Anders-Sein nichts Schlimmes ist – ganz im Gegenteil. Andere Fragen, Ansätze und Lösungswege können nur ein Vorteil für die Unternehmenskultur sein!

Gibt es grundsätzliche Eigenschaften, die Frauen brauchen, um Karriere zu machen?
Selbstbewusstsein, klare Visionen und die richtigen Menschen um sich herum, die sie bedingungslos fördern und fordern.

Man hört oft, dass Stutenbissigkeit und Neiderinnen eine grössere Herausforderung für erfolgreiche Frauen sind als die Akzeptanz bei männlichen Kollegen. Ist da was dran?
Tatsächlich sind Männer in der Akzeptanz von Frauen auf Topmanagement-Level oft viel weiter als Frauen selbst. Der Druck, den Frauen sich selbst auferlegen, führt so häufig zu Schwesternneid – und der verhindert Klarsicht. Ein no go!

Was geben Sie jungen Studentinnen und Absolventinnen auf den Weg?
Klare Ziele ergeben klare Ergebnisse – folge deinem Herzen – mach dich niemals abhängig von andern (auch nicht finanziell) – gehe deinen Weg – die Meinung anderer ist weniger wichtig als die, die du von dir selber hast – lebe jeden Moment so intensiv wie möglich und glaube an deine Träume!