Was war der beste Film, den Sie gesehen haben?

Wird man jetzt schon aufgrund seines Filmgeschmacks als Jobkandidat disqualifiziert? Keine Sorge, deine Antwort wird aller Wahrscheinlichkeit nach ...

  • 14. Oktober 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Max

Wird man jetzt schon aufgrund seines Filmgeschmacks als Jobkandidat disqualifiziert? Keine Sorge, deine Antwort wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht entscheiden, ob du in die nächste Runde kommst oder nicht. Und doch erlaubt sie dem Interviewer, dich auf eine Art kennen zu lernen, die das pure Studium deiner Bewerbungsunterlagen nicht erlaubt.

Andere Formulierungen:

  • Welche Filme begeistern Sie?
  • Welchen Film haben Sie als letztes gesehen?
  • Welche Filme mögen Sie?
  • Was ist Ihr Lieblingsfilm?
Vorbereitung auf diese Frage:

Diese Frage gehört zu den eher seltenen Fragen, die auf deine Persönlichkeit abzielen. Natürlich kann man sich unmöglich auf alle denkbaren Fragen dieser Art vorbereiten – wenn du dir aber eine ordentlich Übersicht über deine Interessen und Vorlieben machst und «Basics» wie Lieblingsbuch, -song und eben –film miteinbeziehst, bist du in aller Regel gut gewappnet.

Denk an die Freundebücher aus der Schulzeit zurück und beantworte die typischen Fragen – mit passender Erklärung, versteht sich. Wie immer solltest du dabei nicht vergessen, dass es sich hier um ein Vorstellungsgespräch handelt: Sowohl die Wahl des Filmtitels als auch die Begründung sollte also nicht völlig unpassend sein.

Dos:

Es kommt nicht darauf an, aus welchem Genre dein Lieblingsfilm stammt (obwohl du, falls du etwa ein Fan von Splatterfilmen bist, lieber über etwas «Verträglicheres» nachdenken solltest). Wichtig ist einzig und allein, dass deine Wahl gut begründet ist. Erklär, was dir an dem Film besonders gut gefällt – sei es die Schauspielleistung einzelner Darsteller, die Handlung oder die Regie.

«Ich habe viele Lieblingsfilme, aber in letzter Zeit hat mich besonders „Les Misérables» besonders beeindruckt. Der Roman, auf dem der Film basiert, gehört zu meinen Lieblingsbüchern und ich bin der Meinung, dass der Film den Inhalt sehr gut wiedergegeben hat, obwohl eine Verfilmung alles andere als leicht ist. Dass ethisches Handeln einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden anderer haben kann, ist gerade in der heutigen Zeit ein hochaktuelles Thema, deshalb hat er meiner Meinung nach wirklich hohe Relevanz.“

Don’ts:

Auf keinen Fall solltest du einen Film nennen, den du nicht wirklich gesehen hast. Kommt es nämlich zu inhaltlichen Nachfragen, kann das ziemlich peinlich werden – und Ehrlichkeit ist immer die Basis eines guten Arbeitnehmer-Arbeitgeber Verhältnisses.

Um den Inhalt im Zweifel wiedergeben zu können, sollte es ausserdem nicht allzu lange her sein, dass du den Film gesehen hast. Auch ein Boykott à la «Ich habe keinen Lieblingsfilm» kommt nicht gut an. Immerhin möchte er mit Hilfe deiner Antwort mehr über dich herausfinden. Vermeide es ausserdem abgedroschene Filme zu nennen, denn diese werden dich nicht unbedingt von anderen Kandidaten abgrenzen. Versuche daher auf Antworten wie diese zu verzichten:

«Der beste Film, den ich je gesehen habe, ist eindeutig „Titanic» – obwohl ich ihn damals schon drei Mal im Kino gesehen habe, bin ich immer noch jedes Mal völlig mitgenommen von den grossen Gefühlen.“

Auch sollte deine Antwort kurz und präzise sein - vermeide es in jedem Fall ins Schwafeln zu kommen - wie in diesem Beispiel:

«Oh - da ist es schwierig sich zu entscheiden. Ich bin ein grosser Fan der Herr der Ringe Trilogie. Ich habe die Filme so oft gesehen, dass ich sie fast auswendig mitsprechen kann. Aber natürlich sind die Special-Effects nicht mehr unbedingt zeitgemäss. Und natürlich Star-Wars! Aber gut – wer mag nicht Star-Wars?! Kennen Sie „Léon der Profi»? Das ist auch ein guter Film...“

Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:

Dem Recruiter geht es nicht darum, deinen Filmgeschmack zu be- oder verurteilen. Vielmehr möchte er sehen, wie du auf die Frage reagierst und wie deine Argumentation ausfällt.

Sind die Gründe, die du nennst, nachvollziehbar? Bist du in der Lage, dich auf kritische und kreative Weise mit dem Inhalt und Kontext des Filmes auseinanderzusetzen? Wofür hast du ein Auge und worauf legst du Wert? Darstellung, Story, Musik, Schnitt? All diese Fähigkeiten und der Blick fürs Detail können nämlich im Job ausgesprochen wichtig sein. Nicht zuletzt kann der Recruiter dich und deine Persönlichkeit mit Hilfe deiner Antwort besser einordnen und zeigen, inwiefern du zum Unternehmen und seiner Kultur passt.

Wir meinen:

Wähle auf jeden Fall einen Film, der dich ehrlich beeindruckt hat. Es sollte dennoch nicht zwingend einer der üblichen Klassiker sein – zeig, dass du dich auch ab und zu ausserhalb des Mainstreams bewegst und in der Lage bist, über den Tellerrand zu schauen.