5 Floskeln, die in deiner Bewerbung nichts zu suchen haben

Mit «Hey, kennen wir uns nicht irgendwo her?» erntet man(n) in oder an der Bar bestenfalls ein Augenrollen. Es kann doch niemand ernsthaft erwarten...

  • 23. Oktober 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Max

Mit «Hey, kennen wir uns nicht irgendwo her?» erntet man(n) in oder an der Bar bestenfalls ein Augenrollen. Es kann doch niemand ernsthaft erwarten, dass so ein Spruch zieht? Genau das denken Recruiter bei vielen, vielen Bewerbungen. Jeden Tag.

Die Situationen sind durchaus vergleichbar: Als Bewerber willst du etwas vom Personaler – und du brauchst einen Türöffner, damit er dir die Chance gibt, ihm zu zeigen, was für ein toller Hecht du bist. Das Problem: So wie in jeder Bar schon unzählige Male ein «Kennen wir uns nicht?» gefallen ist, sind auch zahlreiche Bewerbungsfloskeln schon so überstrapaziert, dass sie keinen Recruiter mehr hinter dem Ofen hervorlocken.

Jeder weiss, dass es bequem ist, ein langweiliges Standardschreiben runterzutippen und sich zu sagen, dass es ja sowieso keiner liest. Aber wenn darauf eine Absage kommt, wundert man sich auch nicht wirklich. Anstatt sich gleich ans Schreiben einer besonders kreativen Bewerbung zu machen, kann man ja auch klein anfangen und zunächst die abgedroschensten Formulierungen verbannen.

1. «Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle als... im Unternehmen...»

Als deine Eltern ihre ersten Bewerbungen per Post verschickt haben, war diese Einleitung völlig okay und für die erste Sortierung sicher sehr hilfreich. In Zeiten von [Online-Bewerbungsportalen] und E-Mail Betreffzeilen ist sie allerdings nur noch eins: Überflüssig.

Klar sollst du in deinem Anschreiben Bezug auf die Stelle nehmen: Schliesslich gilt es, den Empfänger davon zu überzeugen, dass du eine gute Besetzung wärst, die benötigten Qualifikationen und Motivation mitbringst. Nutz den spärlichen Platz auch genau zu diesem Zweck, anstatt ihn mit Offensichtlichem zu verschwenden!

Wie besser machen?

Denk dir einen Einstieg aus, mit dem du die Aufmerksamkeit deines potenziellen Arbeitgebers auf dich ziehst – Hauptsache es ist nicht langweilig und er ist interessiert genug, um weiterzulesen. Dann kannst du direkt dazu übergehen, klarzustellen, warum du Lust auf genau diese Stelle in genau diesem Unternehmen hast und warum du die perfekte Besetzung bist.

2. «Dies ist genau die Stelle, nach der ich gesucht habe»

Wenn du eine Stellenanzeige entdeckst und vor lauter Begeisterung anfängst zu quietschen und zu springen, ist das toll. Aber das muss der Recruiter nicht wissen. Klar sollst du nicht so tun, als sei dir der Job eigentlich egal. Begeisterung zu zeigen ist völlig okay – aber die Betonung liegt auf zeigen; nicht behaupten. Denn was sagt dieser Satz aus? Dass du dich ansonsten auf Stellen bewirbst, die du nicht gesucht hast? Dann musst du ja ziemlich verzweifelt sein. Dass die Stelle dir ziemlich viel geben kann? Schön, aber das klingt nach einer einseitigen Sache – gibst du denn auch was zurück?

Wie besser machen?

Setz den Fokus darauf, was dich zu dem Bewerber macht, nach dem das Unternehmen gesucht hat, nicht umgekehrt. Zeig, was du kannst und woran du Spass hast und schaff hier Verbindungen zur betreffenden Stelle.

3. «Ich denke out-of-the-box»

Bitte, bitte nicht. Erstens ist das krampfhafte Verwenden von Anglizismen in der Geschäftswelt total 2010; zweitens haben sich normal sprechende (und denkende) Menschen schon damals nur über diese Ausdrucksweise lustig machen können. Nicht nur, dass du mit dieser Sprache also ganz und gar nicht klug und modern rüberkommst – diese Ausdrücke sind grösstenteils so abgedroschen, dass das Verwenden von «out-of-the-box» allein schon ein Zeichen dafür ist, dass du gerade nicht anders, neu und unkonventionell denkst.

Wie besser machen?

Wenn du glaubst, kreativ und anders zu sein, dann zeig das! Vielleicht bewirbst du dich auf eine komplett neue Art und Weise oder zeigst einfach wo der Hammer hängt, indem du mit ein paar geistreichen Zeilen die Aufmerksamkeit des Arbeitgebers auf dich ziehst.

4. «Ich lerne schnell»

Hand aufs Herz: Diesen Satz verwendet man gern, wenn man das Gefühl hat, dass man streng genommen unterqualifiziert ist oder schlichtweg zu wenig Berufserfahrung vorzuweisen hat. Dabei müssten wir doch alle klug genug sein, um zu wissen, dass das dem Leser der Bewerbung natürlich vollkommen klar ist.

Wie besser machen?

Wenn es dir wirklich leicht fällt, dir Neues anzueignen, ist das eine tolle Qualität, die auch einen Personaler durchaus interessieren und von dir überzeugen kann. Das wird es aber nicht, wenn du es einfach so lieblos und unkommentiert hinschreibst. Erzähl (kurz, versteht sich) von einer Situation, in der du deine Lernbegabung bewiesen hast – das kann ein Beispiel aus dem Berufsleben, aber auch eine wenig weltbewegende Anekdote sein. Beides bleibt zweifelsohne länger im Gedächtnis als «Ich lerne schnell»!

5. «Ich bin die beste Besetzung für den Job»

Ist das so? Kennst du die anderen Bewerber? Weisst du, was sie können und bisher gemacht und geleistet haben? Weisst du, welche persönliche Qualitäten der Arbeitgeber bei seinem neuen Mitarbeiter sucht? Nein? Dann bist du offensichtlich ein Mensch, der Behauptungen aufstellt, ohne auch nur ansatzweise alle notwendigen Hintergrundinfos zu haben. Und der Recruiter wird sich fragen, ob du im Job auch so kopflos Entscheidungen triffst.

Halt dich mit Vergleichen und besonders mit Superlativen zurück – denn du vergleichst mit Unbekannten. Das ist zum einen nicht sehr professionell und zum anderen nicht dein Job – sondern der der Personalabteilung.

Wie besser machen?

Verzichte darauf, dich selbst zu bewerten und einzuordnen und konzentrier dich darauf, deine Skills, Qualifikationen und persönliche Eignung klar und deutlich rüberzubringen – schliesslich muss der Personaler der Meinung sein, dass du die beste Besetzung bist.