«Der Karrierebegriff sollte stark hinterfragt werden» – Yasmine Suter Schmid, Head Employer Branding bei der AXA Winterthur

Als Head Employer Branding bei der AXA Winterthur weiss Yasmine Suter Schmid nicht nur, worauf es bei Bewerbern ankommt, sondern auch, wie man den ...

  • 3. November 2020
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Als Head Employer Branding bei der AXA Winterthur weiss Yasmine Suter Schmid nicht nur, worauf es bei Bewerbern ankommt, sondern auch, wie man den Mitarbeitenden ein gutes Arbeitsumfeld bietet. Ein Gespräch über Flexibilität, Vielfalt und eine Neudefinition von Karriere.

Yasmine Suter Schmid, Head Employer Branding bei AXA Winterthur

Frau Suter Schmid, bei der AXA verfolgen Sie eine ganzheitliche Employer Branding Strategie unter dem Leitsatz «Perspektiven neu definiert». Was sind das für neue Perspektiven, die Sie Ihren Mitarbeitern bieten?
In erster Linie profitieren die Mitarbeitenden von neuen Perspektiven im Sinne von zukunftsgerichteten Arbeitsformen. Die AXA bietet ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsstrukturen und -modelle, die unter dem Begriff «Flexwork» zusammengefasst werden. «Flexwork» umfasst unter anderem Teilzeitarbeitsmodelle, Jobsharing, Jobrotation und Home Office, aber auch die Möglichkeit, die Pensionierung flexibel zu planen.

Wem würden Sie einen Einstieg in die Versicherungsbranche empfehlen?
Aktuell würde ich jedem einen Einstieg in die Versicherungsbranche empfehlen, der neugierig ist und etwas verändern möchte. Die Branche ist stark im Umbruch, ein sehr dynamisches Umfeld – insbesondere in Bezug auf das Thema Digitalisierung.

Gibt es Vorurteile gegenüber der Versicherungsbranche, mit denen Sie gern mal aufräumen möchten?
Ja, das Image der Branche ist nach wie vor eher verstaubt. Aber dem möchte ich wirklich stark entgegenhalten: Die Versicherungsbranche bietet sehr spannende und vor allem auch vielfältige Jobprofile. Dennoch stelle ich immer wieder fest, dass nach wie vor die Meinung vorherrscht, dass bei uns nur Versicherungsberater arbeiten. Dabei spricht man bei Versicherern immer von den Arbeitgebern mit 100 Jobprofilen; so zum Beispiel in den Bereichen Produktentwicklung, Innovation, Einkauf, Finanzen oder Informatik.

Welche Möglichkeiten für Hochschulabsolventen gibt es bei der AXA?
Ein Direkteinstieg ist immer möglich. Aktuell haben wir unser Einstiegsprogramm überarbeitet. Beim Career-Starter Programm sind die Berufseinsteiger direkt und ganz nah am Business, profitieren zugleich von einem Mentoren-Netzwerk und gezielten Weiterbildungsangeboten. Aufgrund der Zugehörigkeit zur AXA Gruppe bieten sich Hochschulabsolventen zudem interessante Möglichkeiten, sich global weiterzuentwickeln.

Wie sieht es neben dem Direkteinstieg und Trainee-Programmen mit Praktika bei der AXA aus?
Vereinzelt werden auch Praktika angeboten, allerdings ist das Angebot hier noch nicht allzu umfangreich. Der Bereich Praktika steht jedoch klar im Fokus und die Intention ist, diese in grösserem Umfang anbieten zu können.

Welche Studiengänge und Fähigkeiten sind bei der AXA besonders gefragt?
Auch in der Versicherungsbranche ist bei gewissen Profilen bereits ein Kampf um die besten Talente spürbar. Besonders Mathematiker und IT Fachleute sind im Versicherungsbusiness – und natürlich auch darüber hinaus – sehr stark gefragt.

Grundsätzlich suchen wir Mitarbeitende, die zu unserer Kultur passen. Im Vordergrund steht das Mindset, der Wille, tagtäglich im Sinne des Kunden zu handeln, die besten Lösungen zu finden und neue Massstäbe zu setzen. Unsere Mitarbeitenden brauchen diesen Kundenfokus und sollten vor allem neugierig, innovativ und voller Tatendrang sein.

Wie erreichen Sie als Head Employer Branding, dass die AXA nicht nur von aussen als attraktiver Arbeitgeber angesehen wird, sondern dass die Mitarbeiter dem Unternehmen auch langfristig treu bleiben?
Was Employer Branding ist und kann, wird in den meisten Unternehmen noch nicht ganz verstanden. Dies stelle ich auch im Rahmen meiner Vorträge und Workshops immer wieder fest. Unter Employer Branding wird oftmals nur der Aussenfokus, also der Bereich Attraction und Recruiting, verstanden. Mein ganz persönliches Verständnis von Employer Branding ist hingegen ganzheitlicher: Es geht um das Aussenimage, aber gleichzeitig auch um die Innenwirkung. Der Fokus muss nicht nur auf neue Mitarbeitende gerichtet werden, sondern unbedingt auch auf die bestehenden.

Die Mitarbeitenden sind die wichtigsten Treiber des Unternehmenserfolgs. Sind sie motiviert, engagiert und interessiert, sind sie wesentlich leistungsfähiger. Gerade deshalb versuchen wir, unseren Mitarbeitenden ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten – unabhängig davon, in welcher Lebensphase der Einzelne steht. Unser Anspruch ist es, für jede Lebensphase das passende Arbeitsmodell anbieten zu können. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist heute ein wesentlicher Bestandteil unseres Kulturverständnisses. Selbstverständlich bieten wir auch eine Vielzahl an Nebenleistungen sowie attraktive Soziallleistungen – wie so manch anderes Unternehmen auch. Was uns jedoch differenziert, sind unsere offene Unternehmenskultur und «Flexwork».

Was schätzen Sie persönlich besonders an der AXA als Arbeitgeberin?
Als Mutter eines 6-jährigen Sohnes schätze ich persönlich die hohe Flexibilität hinsichtlich meiner Arbeitsgestaltung. Im Rahmen meines 70 Prozent Teilzeitpensums kann ich einer äusserst interessanten, abwechslungsreichen und anspruchsvollen Tätigkeit nachgehen. Das ist wirklich ein grosser Mehrwert.

Was sind Ihrer Meinung nach die Schlüsselkriterien für eine erfolgreiche Karriere?
Gute Frage! Ich persönlich hüte mich davor, Tipps abzugeben. Ich vertrete die Meinung, dass der Karrierebegriff stark hinterfragt werden sollte. Was bedeutet Karriere überhaupt? Muss eine Karriere zwingend vertikal verlaufen, mit einem steilen Aufstieg, wie dies die Babyboomer-Generation noch verstanden hat? Ich glaube nicht daran. Karriere bedeutet für mich, einen erfüllenden, sinnstiftenden Job zu haben, den ich mit Herzblut und Leidenschaft ausüben kann. Dementsprechend möchte ich jedem Studenten mit auf den Weg geben, dass er für sich persönlich den Karrierebegriff definiert und klärt, was ihm an einem Job wichtig ist und vor allem, was ihn glücklich macht. Wo sind die persönlichen Stärken und Leidenschaften? Wo kann ich Mehrwert stiften, für das Unternehmen, aber auch für mich selber? Zwischendurch sollte man regelmässig ein Fazit ziehen und schauen, ob man noch auf Kurs ist. Oder ist man davon abgewichen, stehen Entscheidungen an? Seid mutig und trefft Entscheidungen, auch wenn diese auf den ersten Blick vielleicht unkonventionell erscheinen!