Der verflixte erste Satz... im Anschreiben

Es gibt viele Arten, ein Motivationsschreiben zu beginnen. Wieso also zu den 0815-Formulierungen greifen, die jeder Personaler schon viel zu oft ge...

  • 17. November 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Sonia Craven

Es gibt viele Arten, ein Motivationsschreiben zu beginnen. Wieso also zu den 0815-Formulierungen greifen, die jeder Personaler schon viel zu oft gelesen hat? Das Ziel ist schliesslich, dass deine Bewerbung nicht gleich im Papierkorb landet, sondern den Leser möglichst direkt in ihren Bann zieht. Ja, dieser verflixte erste Satz sollte ein Alleskönner sein: originell, individuell und überzeugend!

Auf folgende vier Arten des Einstiegs kannst du getrost verzichten. Und weil dir diese Info allein auch noch keine Einladung zum Vorstellungsgespräch bringt, liefern wir dir auch gleich noch ein paar Ideen, wie du es besser machen kannst.

1. «Hiermit bewerbe ich mich für die vakante Praktikumsstelle im Event Management...»

Ein Glück dass du es anmerkst, sonst wäre dem Recruiter diese Tatsache noch entgangen! Du merkst: Diese Einleitung ist überflüssig. Schliesslich hat der Personaler deine Bewerbungsunterlagen vor sich liegen – das bedeutet, dass er sie durch den E-Mail-Betreff oder die Überschrift bereits zugeordnet hat. Warum gehst du nicht einfach gleich ans Eingemachte und startest mit Fakten über dich und deine Eignung für die Stelle? So lieferst du dem Leser eine willkommene, erfrischende Abwechslung und zeigst ihm gleich im ersten Satz, dass du anders bist als die anderen Bewerber – und zwar im positiven Sinne.

«Sie suchen ein erfahrenes und versiertes Organisationstalent mit hoher Einsatzbereitschaft und ausgeprägter Sozialkompetenz, die exakte Arbeitsweise, detaillierte Planung und flexible Arbeitsweise zu ihren Stärken zählt? Dann freut es mich, dass Sie jemanden gefunden haben: Mich!»

2. «Mit grossem Interesse bin ich auf Ihre Stellenausschreibung als Galeristin gestossen...»

Wenn du nicht an diesem Job interessiert wärst, würdest du dich wohl kaum dafür bewerben oder? Daher fällt dieser Satz ebenfalls in die Kategorie unnötige Floskeln. Informier den Personaler lieber gleich zu Beginn, was genau dich an der Stelle oder an der Firma interessiert.

«Ich habe mich schon immer für zeitgenössische Kunst interessiert und möchte nach meinem abgeschlossenen Kunststudium mit der Note 6 auch im praktischen Bereich zu Höchstleistungen auflaufen. Warum bei Ihnen? Sie geniessen in der Branche einen hervorragenden Ruf als innovative und internationale Galerie und weisen in ihrem Portfolio die renommiertesten Künstler auf. Ich möchte natürlich nur von den Besten lernen und sehe diese Chance bei Ihnen.»

3. «Gestern bin ich auf der Jobbörse talendo.ch auf ihre interessante Stellenausschreibung gestossen...»

Wann und wo du auf die Stellenausschreibung gestossen bist, interessiert dem Personaler genauso wenig wie dein Frühstück heute Morgen – schliesslich macht es dich kaum besser als den Bewerber, der vorgestern in der Tageszeitung über die Anzeige gestolpert ist. Falls du bereits bei einem vorangegangenen Telefonat mit dem Personaler in Kontakt getreten bist, lohnt es sich hingegen auf jeden Fall, dies in deinem Schreiben zu nennen – denn das ist ein Bonus!

«Herzlichen Dank für das positive und aufschlussreiche Telefonat vom 16. November 2015, welches mich in meinem Interesse, für Ihr Unternehmen zu arbeiten, bestärkt hat. Darum freue ich mich, Ihnen hiermit meine Bewerbungsunterlagen zu senden.»

4. «Mein Name ist Max Mustermann, ich bin 23 Jahre alt und auf der Suche nach einer neuen Herausforderung...»

Angaben zu deiner Person gehören in den Lebenslauf (und zum Teil in die Kopfzeile und deine E-Mail-Signatur) und haben in dieser Form nichts in deinem Motivationsschreiben verloren. Greif besser den Anzeigentext auf und versuch dabei gleich deine Qualifikationen und Berufserfahrungen herauszustreichen – das macht dich ungleich interessanter als die dritte oder vierte Nennung deines Namens.

«Wie in Ihrer Stellenausschreibung deutlich wird, erwarten Sie ein hohes Engagement und Initiative von ihren zukünftigen Beratern. Dies trifft sich gut, denn als promovierter Ökonom konnte ich in meinem sechsmonatigen Praktikum bei Deloitte bereits wertvolle Erfahrungen im Bereich der Beratertätigkeit sammeln.»

Natürlich gibt es noch unzählige andere Möglichkeiten, gleich mit dem ersten Satz einen Fuss in die Tür zu bekommen. Damit dein Anschreiben die gewünschte Wirkung erzielt und den Personaler ohne Umwege umhaut, sollte dein Einstiegssatz idealerweise folgendes erfüllen:

  • den Personaler mit etwas Neuem überraschen
  • seine Neugier wecken
  • mit anderen Formulierungen aufwarten.

Aber Achtung: Auch wenn es sich lohnt, neue Wege der Wortwahl und des Ausdrucks auszuprobieren, darf es nicht an Seriosität und Professionalität mangeln!