Jung, motiviert, ahnungslos: So machst du dich im Job unerfahrener, als du bist

Es liegt in der Natur der Sache, dass man im ersten Job zu den jüngeren und unerfahreneren Kollegen gehört. Das ist allen Beteiligten bewusst und a...

  • 7. Dezember 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Max

Es liegt in der Natur der Sache, dass man im ersten Job zu den jüngeren und unerfahreneren Kollegen gehört. Das ist allen Beteiligten bewusst und auch völlig in Ordnung. Ungünstig ist vielmehr, dass sich viele Berufseinsteiger viel unwissender und unselbständiger darstellen, als sie es eigentlich sind.{:.intro-text}

Natürlich wünscht sich niemand einen Grünschnabel, der sich im Unternehmen aufspielt, als habe er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Sich aber selbst zu sehr unterzuordnen und das unbeholfene Nesthäkchen zu spielen, das alleine nichts auf die Reihe bekommt, ist auch keine Lösung.

Tatsache ist doch: Wie alle anderen Kollegen wurdest auch du angestellt, um deinen Job zu machen. Und du wurdest angestellt, weil man dir zutraut, dass du ihn gut machen wirst. Also benimm dich auch so. Sicher kannst und sollst du deine Kollegen um Hilfe oder Rat fragen, wenn es notwendig ist – aber nur dann, und nicht «weil es sich für den Nachwuchs so gehört». Wenn dir in der ersten Verunsicherung öfter folgende Aussagen rausrutschen, solltest du jetzt damit anfangen, dir eloquentere Alternativen anzugewöhnen.

1. Ich bin [Junior-Titel]

Die wenigsten von uns starten mit einem imposanten Jobtitel ins Berufsleben. Auch das ist vollkommen normal und nichts, wofür man sich schämen müsste. Dennoch musst du deinen Junior nicht bei jeder Gelegenheit auspacken – besonders dann, wenn du mit wichtigen, höhergestellten Personen kommunizierst. Wenn du deine E-Mails nicht mehr mit «Ich bin Junior Sales Agent bei Firma xy», sondern mit «Ich arbeite in der Sales Abteilung der Firma xy» beginnst, ist das genauso wahr, lässt dich aber weniger unerfahren wirken.

2. «Hallo, ich bin Max»

Wenn du in einem Unternehmen arbeitest, in dem ein lockerer Umgang gepflegt wird und sich alle beim Vornamen nennen, ist das toll. Besonders in einem Start-up-Umfeld ist es auch nicht selten, dass das «du» auch bei Kunden und Geschäftspartnern zum Einsatz kommt. Stellst du dich in einem Meeting nur mit deinem Vornamen vor, kann es trotzdem so erscheinen, als seist du nur ein Anhängsel oder gar völlig fehl am Platz. Eine Vorstellung à la «Hallo, ich bin Max Müller und ich arbeite im Sales Team» ist auch freundlich und unverkrampft, aber deutlich professioneller.

3. «Da muss ich meinen Vorgesetzten fragen»

Ob du Praktikant, Senior Manager oder irgendetwas dazwischen bist: Es gibt immer Entscheidungen, die du nicht treffen kannst oder darfst und die letztlich bei deinem Chef liegen. Es ist wichtig, zu lernen, diese von jenen Dingen zu unterscheiden, die du sehr wohl entscheiden kannst und mit denen du deinem Chef nur Zeit rauben würdest.

Besonders im ersten Job ist die Rücksprache mit dem Vorgesetzten aber nun man recht häufig vonnöten – ausserdem ist man ja am Anfang auch noch unsicher und man muss erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, was im eigenen Kompetenzbereich liegt und was nicht. Auch hier ist alles wieder eine Frage der Ausdrucksweise: Anstatt mit einer Anfrage oder einem Vorschlag gleich zum Chef zu rennen, gib ruhig deine Meinung ab, um dich als interessierten, verständigen und mitdenkenden Kollegen zu zeigen: «Das klingt gut! Vielleicht können wir den Vorschlag noch ein wenig ausarbeiten, dann werde ich ihn mit meinem Vorgesetzten besprechen.»

4. «Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören»

Indem du eine E-Mail mit einer Hoffnung oder einer Bitte beendest, signalisierst du Unsicherheit: Offensichtlich gehst du nicht davon aus, dass deine Anfrage wichtig genug ist und siehst eine Antwort eher als Frage des Glücks. Stell dich nicht als kleinen Bittsteller dar! Es geht schliesslich um eine Zusammenarbeit, von der in aller Regel beide Parteien profitieren. Entscheide dich lieber für «Ich freue mich auf Ihre Antwort» oder «Ich freue mich, die Details bei einem persönlichen Gespräch zu diskutieren.»

5. «Ich bin jederzeit erreichbar»

Tatsächlich? Spätestens, wenn du auf diese Aussage hin einen Terminvorschlag für ein Telefonat am nächsten Tag um 6 Uhr morgens bekommst, wirst du das bezweifeln. Und überhaupt: Zu jeder Zeit erreichbar zu sein, lässt darauf schliessen, dass du nicht sonderlich viel zu tun hast. Deinem Gegenüber einen oder mehrere Termine oder Zeitfenster vorzuschlagen, ist keineswegs unhöflich: Mit «Donnerstag Vormittag oder Montag Nachmittag würde mir gut passen, trotzdem bin ich bezüglich der Terminvereinbarung flexibel» zeigst du, dass du zwar beschäftigt bist, dabei aber ein ernsthaftes Interesse daran hast, dir die Zeit für dein Gegenüber zu nehmen.

6. «Ist das so in Ordnung?»

Wirklich? Du weisst nicht, ob deine Arbeit in Ordnung ist? Dann hast du dich offensichtlich nicht sonderlich angestrengt. Mal im Ernst: Du stellst doch nichts vor, das du selbst für «nicht in Ordnung» hältst. Natürlich bist du offen für Feedback, Verbesserungsvorschläge und Ergänzungswünsche deines Chefs. Aber das kann man auch besser ausdrücken. Zum Beispiel mit «Lassen Sie mich im Laufe der Woche wissen, ob ich auf dieser Basis fortfahren kann.»

7. «Ich weiss nicht»

Auch der älteste Hase kennt nicht die Antwort auf alle Fragen – aber er drückt diese Tatsache vielleicht besser aus als du. Wenn du mit grossem Fragezeichen im Gesicht und «Ich weiss nicht» oder gar «Keine Ahnung» antwortest, trägt das zu dem Eindruck bei, den du nicht hinterlassen willst: Uninformiert, überfordert, schlimmstenfalls desinteressiert.

Und was stattdessen tun? Lügen? Natürlich nicht. Du kannst zum Beispiel sagen, was du weisst («Der Auftrag ist auf jeden Fall am Montag rausgegangen»), oder welcher Kollege die Frage beantworten könnte («Da würde ich mich an Lara aus dem Marketing wenden, sie steht aktuell mit dem Kunden in Kontakt»).