Karriere in der Beratung

Eine Branche mit grossen Karrierechancen – nicht nur für BWL-er! In dieser Ausgabe wollen wir den Einstieg und den Berufsalltag in der Beratungsbra...

  • 18. Februar 2020
  • 7 Min. Lesezeit
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Eine Branche mit grossen Karrierechancen – nicht nur für BWL-er!

In dieser Ausgabe wollen wir den Einstieg und den Berufsalltag in der Beratungsbranche beleuchten. Woher weiss ich, ob eine Karriere im Consulting das Richtige für mich ist? Welche Herausforderungen bringt dieser Beruf im Daily Business mit sich? Wie gestaltet sich der Einstieg? Diesen und anderen Fragen sind wir für euch auf den Grund gegangen.

Text: Isabel Steinhoff, Stephanie Gölz

Die Beratungsbranche boomt. Immer mehr Unternehmen greifen auf externe Berater zurück, wenn es heisst, Unternehmensstrukturen und -prozesse umzuwälzen und mittels Impulsen von Experten neue Wege zu gehen. Banken, Versicherungen und Konzerne aus dem Bereich Life Science setzen auf die Expertise von aussen, um Veränderungen einzuleiten oder bei Neuerungen unterstützt zu werden.

Doch was bedeutet der Begriff Consulting eigentlich?

Was im Volksmund nämlich einfach unter Beratung zusammengefasst wird, ist in Wirklichkeit eine sehr vielfältige Branche, die ein grosses Leistungsspektrum umfasst. Wenn man landläufig von Consulting spricht, meint man damit meist Management Consulting. Gemäss dem ICMCI (International Council of Management Consulting Institutes) wird das «klassische» Management Consulting wie folgt definiert:

Aktiver unabhängiger Unternehmensberater: Das heisst, öffentlich und gegen Entgelt unabhängigen Rat und Unterstützung im Managementprozess anbieten, an Klienten mit Managementfunktionen in privaten Unternehmen, Non-Profit-Organisationen sowie öffentlichen Verwaltungen und Institutionen.

Typischerweise umfasst dies Aktivitäten wie die Suche und Identifizierung von Problemen, die Entwicklung von Problemlösungen, die Empfehlung von angemessenen Massnahmen sowie die Unterstützung bei der Umsetzung der Empfehlungen; immer unter einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Dies umfasst sowohl Strategieberatung wie auch konzeptionelle und operative Unterstützung (also auch die Optimierung von Abläufen).

Ausgeschlossen sind z.B. Executive Search, Werbeberatung, reine Outsourcing-Dienstleistungen und den Anteil an ICT-Beratung, der kein gesamtunternehmerisches Verständnis verlangt (z.B. reine Parametrisierung bei SAP-Projekten). Beratungsunternehmen und Beratungsfirmen, Unternehmensberatung und Management Consulting werden synonym verwendet. Quelle: ASCO Studie 2014

DIESE AUFLISTUNG KLINGT SEHR SPANNEND UND ABWECHSLUNGSREICH. ABER WIE SIEHT DAS IM BERUFSALLTAG AUS?

Immer unterwegs, den Arbeitsort da, wo der Kunde seinen Sitz hat, und den Laptop stets einsatzbereit im Gepäck – so stellen sich viele den Beruf als Consultant vor. Tatsächlich ist es so, dass der Beraterjob viel Engagement verlangt. 9-to-5-Arbeitszeiten sucht man dort genauso vergebens wie einen routinierten Arbeitsalltag. Doch Consulting ist nicht nur eine abwechslungsreiche und anspruchsvolle, sondern auch eine erfolgversprechende Branche. Das tägliche Geschäft zeichnet sich durch kunden- und projektspezifische Aufgaben aus, denn letzten Endes gilt es, den Kunden zufriedenzustellen und bestmögliche Leistungen im Rahmen der Mandate zu erbringen. Unternehmen suchen Unterstützung bei Projekten verschiedenster Natur, weil ihnen entweder die zeitlichen Ressourcen oder das Fachwissen fehlen. Ein Projekt könnte beispielsweise die Akquisition eines anderen Unternehmens sein. Hier analysieren Berater alles, vom Kaufpreis über die essenziellen Assets, die rechtliche Situation bis hin zu einem Integrationsplan für neue Mitarbeiter. So jüngst geschehen beim Kauf der Swisscanto durch die Zürcher Kantonalbank (ZKB), der durch das bekannte Beratungsunternehmen McKinsey unterstützt wurde. Zur Anwendung kommen hier die verschiedensten Tools, um schnell umfangreiche Informationen zu strukturieren und ein vertieftes Problemverständnis zu generieren. Ein Beispiel ist die allgemein bekannte SWOT-Analyse, die Ergebnisse der Recherche nach Strengths, Weaknesses (interne Perspektive), Opportunities und Threats (externe Sicht) für ein Unternehmen oder Projekt ordnet. Daraus lassen sich bereits viele wichtige Erkenntnisse gewinnen und erste Strategien ableiten. Man fragt sich: Welche Stärken passen zu welchen Chancen? Wie können Stärken genutzt werden, so dass sich die Chancenrealisierung erhöht? Wie können Schwächen zu Stärken entwickelt werden? Den messbaren wirtschaftlichen Ertrag eines solchen Consultingprojektes bzw. des Beraternutzens für das Unternehmen bezeichnet man übrigens als «Return on Consulting».

Das breit gefächerte Einsatzgebiet und das stetige Hineindenken in neue Problemstellungen ermöglichen den Consultant den Einblick in viele Unternehmen, Geschäftsfelder sowie Projekte und erlauben gerade deswegen das Sammeln von vielfältigen Berufserfahrungen binnen kürzester Zeit wie in kaum einem anderen Metier. Zusätzliche Weiterbildungen sowie Promotionen stehen bei grossen Beratungsgesellschaften auf der Tagesordnung und werden monetär und zeitlich entgolten. Auf dem Weg zu einer Managementposition gilt daher eine Beratertätigkeit als guter Schritt auf der Karriereleiter.

Karriere in der Beratungsbranche

Kommunikativ, lösungskompetent und zahlenaffin muss man als Consultant auf jeden Fall sein. Denn im Job muss man sich in kürzester Zeit mit einem komplexen Problem auseinandersetzen und seinen Lösungsansatz möglichst verständlich präsentieren können. Eine gut strukturierte Arbeitsweise zeichnet einen erfolgreichen Consultant genauso aus wie ein Faible für Zahlen, der gekonnte Umgang mit Menschen sowie eine gewisse Stressresistenz. Schau dir zu diesem Thema auch unbedingt den Beitrag von Oliver Damm, dem Experten für Persönlichkeit und deren berufliche Relevanz, ab Seite 30 an.

Gemäss einer Studie des Berufsverbands Schweizer Unternehmensberater «ASCO» (Association of Management Consulting Switzerland) aus dem Jahr 2014 vereint ein gutes Beraterteam multidisziplinäre Menschen mit unterschiedlichen Denkansätzen und aus unterschiedlichen Hierachiestufen, um ein sogenanntes «cloud consulting network» zu schaffen. Denn gerade in dieser Branche ist das Humankapital die ausschlaggebende Ressource, mit der ein Projekt steht oder fällt. Nach wie vor sind Absolventen eines betriebswirtschaftlichen Studiums für eine Laufbahn in der Beratung prädestiniert, weil sie als gute Analytiker und Strategen gelten. Doch auch Studenten mit einer geistes-, sozial- oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung bleibt der Einstieg nicht verwehrt. Denn der Beraterberuf ist vielseitig und häufig sind auch Generalisten gefragt, die sich schnell auf neue Problemstellungen und unterschiedliche Geschäftsbereiche einstellen können. Meistens bekommen solche Bewerber einen BWL-Crashkurs und weitere Ausbildungen, um sie auf die Projektarbeit vorzubereiten. Auch lohnt es sich für solche Absolventen, einen Blick auf die spezialisierten Beratungsunternehmen zu werfen, da diese eben gerade Fachleute suchen. Schau hierzu auf die Consulting Map ab Seite 16.

Dein Einstieg als Beraterin

Karriere in der Beratung - das brauchst du

Das bringst du im Idealfall mit: • Uni- oder Fachhochschulabschluss mit sehr guten Noten • Mehrsprachigkeit, auf jeden Fall aber sehr gute Englischkenntnisse • Erste Berufserfahrung durch Praktika • NICE TO HAVE: Auslandserfahrung

Die Wunschliste an potenzielle Berater liest sich lang und gerade renommierte Firmen können aus einer Vielzahl von Bewerbern die besten auslesen, denn die Nachfrage nach qualifizierten Berufseinsteigern ist gross und über Nachwuchsmangel kann diese Branche wahrlich nicht klagen.

Bestenfalls hast du einen akademischen Abschluss mit sehr guten Noten in der Tasche, sprichst fliessend Englisch sowie andere Fremdsprachen und konntest bereits erste Berufserfahrung, wenn möglich geknüpft an Auslandsaufenthalte, sammeln. Da Beraterteams oft über Ländergrenzen hinweg miteinander arbeiten, wird interkulturelle Kompetenz grossgeschrieben und Mehrsprachigkeit sowie Auslandserfahrung sind ein grosses Plus bei der Bewerbung. Lies hierzu auch den spannenden Beitrag von Brigitte Läderach, Leiterin der Student Career Services an der Universität St. Gallen und ehemals selbst Consultant in einem der Big4-Unternehmen, auf Seite 22.

Vom Anforderungsprofil der Stellenausschreibungen vieler Firmen sollte man sich trotzdem nicht abschrecken lassen, denn zu guter Letzt geht es darum, durch Persönlichkeit und Authentizität zu punkten. Der Beraterberuf lebt mit und von einer guten Beziehung zu Kunden bei der Betreuung von Mandaten, daher wird der Faktor Mensch im Consulting grossgeschrieben.

Vor dem ersten Interview oder im Laufe des Bewerbungsprozesses müssen sich Bewerber oft mit sogenannten Brainteasertests oder Case Studies auseinandersetzen. Mit Hilfe dieser Denkaufgaben, die es in sich haben, testen künftige Arbeitgeber die Problemorientiertheit und Analytik ihrer Bewerber.

Der Beruf fordert, aber bietet andererseits auch viel. Der Unternehmenszweig Beratung gilt als sehr strukturiert und klar, was den Aufstieg auf der Karriereleiter betrifft. Der Einstieg gestaltet sich oft über ein mehrmonatiges Traineeprogramm oder eine Stelle als Business-Analyst, führt dann über die Stufe des Juniorberaters hin zum Seniorconsultant und mündet im Idealfall in der Stufe des Managers oder Partners. Die Rollenbezeichnungen können je nach Firma variieren, aber überall gibt es hierarchische Strukturen mit klar abgesteckten Rang- und Gehaltsstufen. Eine Karriere im Consulting verläuft in der Regel nach Plan. Üblich ist es zudem, dass man einen Mentor oder Coach zur Seite gestellt bekommt, mit dem man den persönlichen und fachlichen Austausch pflegt und berufliche Ziele absteckt.

Karriere in der Beratung

Karriere in der Beratungsbranche

Auch ungeachtet dessen, ob man den von vielen Firmen fast schon vorgefertigten Berufspfad im Beraterbereich anstrebt oder nicht, ein Beraterjob im Lebenslauf gilt als Garant für einen steilen Karriereweg. Denn die analytisch-strategischen Fähig- und Fertigkeiten eines Beraters sowie sein umfassendes Allroundwissen über die Unternehmens- und Wirtschaftswelt werden auch ausserhalb der Branche geschätzt und machen ihn zu einem beliebten Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt. Manchmal kann es jedoch auch sehr anstrengend werden. Ständig reisen, selten lange an einem Ort, Überstunden und Stress verlangen den Beratern viel ab. Aber als Fazit lässt sich festhalten: Wer sich in dieser toughen Branche bewährt, dem stehen alle Türen und Tore offen – auch ausserhalb der Beratertätigkeit.

PS: Wer sich jetzt stundenlang die Lösung für das Brainteaser-Beispiel überlegt hat, die Antwort lautet: 600 Gramm!

Wie wir darauf kommen?

Bei 99 % Wasser ist der Anteil an festen Bestandteilen 1 % = 12 Gramm. Sinkt der Wasseranteil auf 98 %, bleiben immer noch 12 Gramm feste Bestandteile, die aber nun 2 % des Gesamtgewichts ausmachen. Entsprechen also 12 Gramm 2 %, so sind 100 %, also das Gesamtgewicht, 12*50 = 600 Gramm.

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