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Equal pay - Was Absolventinnen zu Lohnverhandlungen beim Berufseinstieg wissen sollten!

Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die wichtigste Bedingung für ein selbstbestimmtes Leben. Doch junge Frauen erhalten schon beim Berufseinstieg fü...

  • 5. September 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Betina

Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die wichtigste Bedingung für ein selbstbestimmtes Leben. Doch junge Frauen erhalten schon beim Berufseinstieg für die gleiche Arbeit weniger Lohn als junge Männer – gemäss Studie des Nationalen Forschungsprogramms «Gleichstellung der Geschlechter» (NFP 60). Eine Reihe von weiteren Studien belegen zudem, dass Hochschulabsolventinnen tendenziell tiefere Gehaltsvorstellungen haben als ihre männlichen Pendants.

Dabei ist der Lohn von grosser Bedeutung, wenn es um die erste Stelle geht. Er ist die Basis für jede weitere Lohnerhöhung im Verlauf des Erwerbslebens. Grosse, international agierende Konzerne haben meist standardisierte Einstiegslöhne für HochschulabsolventInnen, unabhängig vom Geschlecht. In der Regel ist in diesen Unternehmen auch die Chance grösser mehr zu verdienen als in kleineren Firmen. Jedoch gibt es auch viele, vor allem kleine, nationale und ländliche Unternehmen, die keine Policy bezüglich Gehälter und kein Lohnsystem haben. Hier ist es wichtig, den Einstiegslohn gut zu verhandeln. Und dafür sollte Frau sich sorgfältig vorbereiten.

Wohl begonnen ist halb gewonnen

Unternehmen haben ein grosses Interesse daran, junge Talente zu gewinnen. Da Sie als Hochschulabsolventin meist wenig Berufserfahrung haben, ist es umso wichtiger, sich bewusst zu machen, welche Qualifikationen, Stärken und Netzwerke Sie haben, welche Werte Ihnen wichtig sind und wie Sie das alles belegen können. Zudem sollten Sie wissen, was branchenüblich gezahlt wird. Einstiegsgehälter im öffentlichen Sektor sind z.B. ziemlich tief. Bei Banken und Versicherungen sowie in der Pharmaindustrie erhalten AbsolventInnen die höchsten Einstiegsgehälter. Eine gute Informationsquelle zur Einschätzung des Lohns ist der Lohnrechner des Bundesamtes für Statistik www.lohnrechner.ch. Er berücksichtigt bei der Berechnung auch die Region, in der das Unternehmen lokalisiert ist. So sind die Einstiegslöhne in Bern oder St. Gallen niedriger als in Zürich. Daneben variieren die Einstiegslöhne auch je nach Studienrichtung, Wettbewerb und Wirtschaftslage.

Sollten Sie Ihre Vorstellung von der Höhe Ihres Einstiegslohns nicht durchsetzen können, ist vielleicht der Vorschlag einer Staffelung hilfreich: Nach der Probezeit und/ oder nach einem halben Jahr setzt man sich zusammen, um über eine Erhöhung zu sprechen. Und bereits als Absolventin sollten Sie an Ihre weitere berufliche Entwicklung denken. Diesbezüglich ist die Finanzierung einer Weiterbildung oder eine finanzielle Beteiligung von Seiten des Unternehmens ein interessanter Aspekt, der sich später umso lohnender auswirken kann.

Weitere Benefits wie z.B. Versicherungen, Halbtax, Fitnessabo, etc. sollten als «Lohnersatz» dagegen erst später für Sie interessant werden, zumeist als Alternative zum Unternehmenswechsel wenn sich Lohnanpassungen nicht durchsetzen lassen.

Und jährlich grüsst der Equal Pay Day

Wichtig ist, dass Sie als Frau bei der ersten Stelle gleich viel Lohn bekommen, wie ein Mann, der die gleiche Stelle antritt oder antreten würde. Sonst wirkt sich das über die Jahre hinweg sehr negativ für Sie aus. Davon berichtet der Equal Pay Day, der Tag der Lohngleichheit von Frau und Mann, jedes Jahr aufs Neue.

Der Equal Pay Day wurde in der Schweiz erstmals 2009 von den Business & Professional Women (BPW ) Switzerland lanciert, einem der grössten und ältesten Berufsnetzwerke für Frauen – schweiz- und weltweit. 2017 war der Equal Pay Day aufgrund einer durchschnittlichen Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern von 15,1 % am 24 . Februar: Bis zu diesem Tag brauchte ein Mann nicht zu arbeiten, um bei gleichen Einkommensstrukturen dasselbe Jahreseinkommen zu erzielen wie eine Frau.

Gegenüber dieser Lohnlücke von 15,1% sind die Gesamtaltersrenten der Frauen im Schnitt 37,1 % tiefer als jene der Männer, und bei der 2. Säule beträgt die Differenz sogar 67%. Wohlwissend dass die Materie wesentlich komplexer ist , und dass es noch weitere Einflussfaktoren gibt: Unterm Strich führ t ungleicher Lohn für gleichwertige Arbeit natürlich zu ungleichen Renten. Zudem entgeht Frauen während der Zeit ihrer Erwerbstätigkeit ein enormer Geldbetrag, den sie weder für den Kauf eines Hauses noch für Konsumgüter ausgeben oder für die Altersvorsorge anlegen können.

Auch wenn die Rente ein Thema ist, das Ihnen als Absolventin noch weit weg erscheint: Achten Sie auf Höhe und Entwicklung Ihres Lohns, und fangen Sie damit an, wenn Sie in den Beruf einsteigen.

Annette Nimzik, BPW Switzerland