Studium (bald) erfolgreich abgeschlossen – Und jetzt?

Der Studienabschluss naht, die Welt des Arbeitsmarktes gewinnt an Bedeutung. Wo soll ich mich bewerben? Was erwarte ich von meinem Arbeitgeber? Wel...

Der Studienabschluss naht, die Welt des Arbeitsmarktes gewinnt an Bedeutung. Wo soll ich mich bewerben? Was erwarte ich von meinem Arbeitgeber? Welcher bietet mir die besten Startbedingungen?

Suchen Sie etwas, das Ihnen gefällt! lautet die einfache Zauberformel und der gut gemeinte Rat rundherum. Das hört sich überzeugend an. Nur zeigt sich dies in der Realität als nicht ganz so einfach. Im Grunde ist vielen bewusst, was sie gerne tun und oder mit welchen Themen sie sich gerne auseinandersetzen. Geht es aber um den effektiven Entscheid für einen Job, stehen Interessen und Leidenschaften oft mit Wertvorstellungen, Erwartungen oder unbewussten Motiven im Konflikt.

In der Beratung erlebe ich viele junge Menschen, die kurz vor dem Einstieg ins Berufsleben stehen. Ein anspruchsvolles Studium ist geschafft, der Wunsch nach dem Traumberuf legitim. Der Schritt in die Arbeitswelt erfordert allerdings ein Umdenken. Bisher war ein klares Ziel vor Augen. Dieses wurde schrittweise angegangen und Erfolg oder Misserfolg lag mehr oder weniger in den eigenen Händen. Kompetenzen, die gefordert waren, waren klar eingegrenzt und konnten erlernt und eingeübt werden. Beim Eintritt in den Arbeitsmarkt stehen AbsolventInnen nun aber vor neuen Herausforderungen. Es muss ein neues Ziel definiert werden: Wo will ich beruflich hin? Neben den spezifischen Fachkompetenzen wird oft nach mehr gefragt: Was kann ich eigentlich alles? Um diese Fragen zu beantworten, kann es sinnvoll sein, einen vertieften Blick auf den bisherigen Werdegang zu werfen. Folgende Überlegungen können dabei helfen, Antworten zu finden:

Was kann ich eigentlich alles?

  • Was habe ich bisher gemacht – im Studium, bisherige Praxiserfahrungen, Freizeit, Soziales, etc.?
  • Welche fachlichen, methodischen und sozialen Fähigkeiten oder Kompetenzen habe ich dabei genutzt / gelernt?
  • Welche Fähigkeiten haben mir geholfen, schwierige Situationen zu meistern?
  • Bei glücklichen Zufällen – was habe ICH dazu beigetragen?
  • Was schätzen andere an mir – Rückmeldungen von ArbeitgeberInnen, FreundInnen, Familie, usw.?
  • Frage ich mich bei all den Überlegungen zu meinen Fähigkeiten / Kompetenzen «Wie gut kann ich das wirklich? Das war doch nur... Reicht das? Braucht es nicht etwas mehr?»?

  • Eine Anmerkung zum letzten Punkt: Überlassen Sie diese Beurteilung dem potenziellen Arbeitgeber und vergessen Sie dabei nicht, dass diese ein «passendes Gesamtpaket» suchen und nicht einzelne Kompetenzen. Oft verunsichern die aufgelisteten Anforderungen in Stellenausschreibungen. Dabei wird darin oftmals ein Szenario geschildert, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Meistens handelt es sich um grundsätzliche Ideen und Wünsche, zentral für die Stelle sind aber nur wenige Aspekte. AbsolventInnen fürchten oft die geforderte Berufserfahrung als Killerkriterium – dabei vergessen sie zuweilen, dass auch Praktika und extracurriculares Engagement als Berufserfahrung zählen können.

    Allein das Bewusstwerden der eigenen Kompetenzen kann für die zentrale Frage, wohin der berufliche Weg eigentlich führen soll, aufschlussreich sein. Darüber hinaus können Antworten zu folgende Fragen Klärung bringen:

    Wohin will ich beruflich?

  • Was hat mich bisher begeistert, wann habe ich mich als motiviert erlebt – im Studium, bei bisherigen Praxiserfahrungen aber auch in der Freizeit?
  • Lag es an konkreten Inhalten, Themen, Tätigkeiten, dem Umfeld oder gar an inspirierenden Personen?
  • Welche Fähigkeiten / Kompetenzen möchte ich weiterhin einsetzen oder weiterentwickeln?
  • Was stellt für mich ein Arbeitgeber dar? Welche Firmen, Institute, Verbände, Produkte oder Dienstleistungen haben mich bis anhin interessiert und weshalb?
  • Wie wichtig sind Leistung und Erfolg für mich und woran habe ich dies bis anhin gemessen?

  • Anhand dieser Überlegungen können zudem individuell spannende Arbeitgeber identifiziert werden. So können beispielsweise bei der Faszination für Sport je nach Hintergrund verschiedene Tätigkeiten bei Sportverbänden, Sportartikelherstellern, Sporteventveranstaltern oder Sportämtern ins Auge gefasst werden. Sind diese namentlich bekannt, empfiehlt es sich bei Direktansprachen Personen in interessanten Positionen ausfindig zu machen und mit diesen in Kontakt zu treten. Hierfür bieten sich Plattformen wie LinkedIn als geeignete Quelle zur Recherche an. Über ein informelles Gespräch können das individuelle Interesse, vertiefte Fragen und Möglichkeiten aufgezeigt werden – und der Aufwand, einen CV gezielt aufzubereiten, kann im Anschluss besser kalkuliert werden.

    Trotz der individuellen Präferenzen und persönlichen Überzeugungen empfiehlt es sich, im ersten Schritt nach dem Studium planvoll offen zu bleiben. Vielleicht verbergen sich hinter einer Tür, die vorerst nicht so passend scheint, neue spannende Möglichkeiten für die persönliche Weiterentwicklung. Leider ist es im Bewerbungsprozess so, dass der Erfolg nicht allein in den eigenen Händen liegt. Selbst bei perfekter Planung und Umsetzung muss bei Bewerbungen mit Absagen gerechnet werden. It's part of the game – keep on playing!

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