Ein Job in der internationalen Zusammenarbeit – Die 5 grössten Klischees

Sie interessieren sich für eine Laufbahn in der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit oder der Friedensförderung, wissen aber nicht gen...

Sie interessieren sich für eine Laufbahn in der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit oder der Friedensförderung, wissen aber nicht genau, wie vorgehen und ob Sie dafür geeignet sind?

Klischee1: Ich bin weder Ingenieur noch Ärztin. Die internationale Zusammenarbeit ist deshalb nichts für mich.
Sie sagen sich, dass Ihnen die Kompetenzen fehlen, um in den Ländern, die es am nötigsten haben, Infrastrukturen aufzubauen, oder um deren Gesundheitssituation zu verbessern. Deshalb wenden Sie sich von der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe ab. Doch wussten Sie, dass sich die Branche nicht auf diese Berufe beschränkt?
In Tat und Wahrheit suchen die Arbeitgebenden ganz unterschiedliche Profile von Wirtschaft und Finanz über Recht und Personalwesen bis hin zu den Sozialwissenschaften. 2018 machten Logistik und Bau nur gerade 3% der auf cinfoPoste, dem Jobportal für internationale Zusammenarbeit, publizierten Inserate aus. Und nur 6% der Stellenangebote betrafen Gesundheit und Medizin – eine Zahl, die zu differenzieren wäre, da die humanitären Organisationen oft ohne Inserate Personal rekrutieren.

Klischee 2: Ich will in der internationalen Zusammenarbeit arbeiten, deshalb suche ich eine NGO.
Internationale Zusammenarbeit = Nichtregierungsorganisationen. Doch die Gleichung ist nicht so einfach.
Natürlich sind die NGO wesentliche Akteure, sie sind jedoch nicht die einzigen, die Personen in Not unterstützen und weltweit die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung fördern. Abgesehen vom Bund, der besonders namentlich mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) aktiv ist, spielen die Agenturen der Vereinten Nationen und die internationalen Finanzinstitutionen eine zentrale Rolle hinsichtlich der Ziele für nachhaltige Entwicklung, Agenda 2030. Wissen sollten Sie auch, dass Stiftungen und weitere private Akteure einen wachsenden Einfluss haben. Wenn Sie Ihre Laufbahn planen, denken Sie deshalb an diese Vielfalt auf Arbeitgeberseite.

Klischee 3: Ich will, dass meine Arbeit einen Sinn hat und gehe deshalb in die internationale Zusammenarbeit.
Sie suchen einen Job, der Ihnen das Gefühl vermittelt, nützlich zu sein und einen positiven Beitrag zu leisten. Sie denken deshalb, dass sich die internationale Zusammenarbeit gut für Sie eignet. Das ehrt Sie. Doch macht ein Beruf nur dann Sinn, wenn man seinem oder ihrem Nächsten helfen kann?
Auf die Gefahr hin, Sie zu enttäuschen: Die Antwort lautet Nein. Sinn in der Arbeit zu finden, das ist uns allen eigen. So kann eine Eisverkäuferin in ihrer Arbeit aufgehen, weil ihre farbigen und leckeren Kreationen die Kindergesichter zum Leuchten bringen. Ein Müllmann kann sich als sehr nützlich erachten, da ohne seine Arbeit die Strassen der Stadt mit Abfall übersät wären. Umgekehrt ist es möglich, dass ein Programmleiter für soziale Gerechtigkeit im Niger den Sinn seiner Arbeit nicht erkennt, denn diese kann auch darin bestehen, zahlreiche Berichte zu schreiben.

Klischee 4: Ich habe mein Studium beendet, nun suche ich eine feste Stelle.
Mit dem Master in der Tasche sind Sie bereit, alle in Ihren langen Studienjahren erworbenen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Es fehlt nur noch die feste Stelle in der internationalen Zusammenarbeit. Da man Ihnen nachsagt, dass Sie talentiert sind, wird diese berühmte Stelle kaum lange auf sich warten lassen.
Doch gemach: In vielen Branchen bedeutet ohne Praktikum eine feste Stelle zu finden eher die Ausnahme. Und man könnte sagen, dass es in der internationalen Zusammenarbeit gar noch schlimmer ist. Die Suche nach dem eigenen Weg gleicht hier einem verschlungenen Labyrinth, in dem man proaktiv, agil und ausdauernd sein muss. Die gute Nachricht: Die Möglichkeiten, um seine Laufbahn zu entwickeln, sind da.

Klischee 5: Ich will in meiner Arbeit direkt etwas bewirken können.
Sie würden sich gerne in der internationalen Zusammenarbeit sehen, denn diese ist eine der wenigen Branchen, in denen die Früchte ihrer Arbeit direkt sichtbar sind. Arbeitgeber wie die UNICEF («For every child, results»), das Welternährungsprogramm («Zero hunger») oder andere inspirieren Sie.
Wir anerkennen es gerne: Die Ziele, für die sich die Organisationen der internationalen Zusammenarbeit einsetzen, sind bemerkenswert und sollen hier keinesfalls in Frage gestellt werden. Das Gleiche gilt für ihre Tätigkeiten. Trotzdem lohnt es sich, die Wirkung auf der Ebene der Organisation – die Hunderte oder gar Tausende von Personen beschäftigt – gut von der Wirkung auf persönlicher Ebene zu unterscheiden. Mit anderen Worten: Für UNICEF zu arbeiten heisst nicht, dass Ihre Arbeit und deren Wirkung systematisch sichtbar sein werden. Dessen muss man sich bei der Bewerbung bewusst sein, um Enttäuschungen zu vermeiden.

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