Karrierewahl mit Kopf, Bauch & Methodik

Die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Karriere ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Welcher Karrierepfad entspricht meinem Ausbildungshintergr...

  • 16. September 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Luca

Die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Karriere ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Welcher Karrierepfad entspricht meinem Ausbildungshintergrund und meinen Neigungen? Wie sehen die Entwicklungschancen im gewählten Berufsumfeld aus? Mit welchen Lohnvorstellungen kann ich inskünftig rechnen? Inwiefern kann ich meine Karriere mit meinen privaten Bedürfnissen in Einklang bringen? Ein komplexer Fragekatalog, den es mit Kopf, Bauch und Methodik anzugehen gilt.

Eine erfolgreiche Selbstfindung und Karriereplanung beginnt mit der Grundvoraussetzung und Bereitschaft, sich selbstkritisch zu hinterfragen und das Leben als Gestaltungsprozess zu verstehen. Start zu diesem Gestaltungsprozess ist das «Jetzt und Hier». Das vorgestellte 3-Stufen Modell kann dabei wertvolle Unterstützung bieten. Beim ersten Schritt geht es um eine kritische Selbstreflektion und Selbstfindung. Aufgrund der gesammelten Erkenntnisse wird im zweiten Schritt versucht, die Stärken und Entwicklungspotenziale mit den eigenen Präferenzen zusammenzuführen. Und im dritten und letzten Schritt fällt anhand des beruflichen Prototyps eine Grundsatzentscheidung an, ob inskünftig das Berufsleben als Arbeitnehmer, als Start-up oder in einer Hybrid- form gestaltet werden soll.

Das 3-Stufen Modell der Karriereplanung

1. Schritt – Kritische Selbstreflektion Es gibt verschiedene Methoden der Selbstreflektion, wie zum Beispiel ein persönliches «in sich gehen», Gespräche mit vertrauten Personen oder innerhalb einer Gruppe, professionelle Beratung durch einen Coach oder software-basierte Persönlichkeitsanalyse-Tools. In dieser Findungsphase müssten beispielsweise folgende Fragen beantwortet werden:

-Wie sieht mein derzeitiges Arbeitsportefeuille aus? -Inwiefern decken sich meine persönlichen Werte mit denjenigen im Beruf? -Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen besitze ich, und bei welchen habe ich ein Defizit? -Wie sieht mein Seelenleben aus? -Wie fit bin ich? -Wie pflege ich mein privates und berufliches Netzwerk? -Wie stark bin ich lokal verwurzelt, oder mit anderen Worten, wie mobil bin ich geografisch?

Hinter der selbstkritischen Beantwortung dieser Fragen steht letztlich die Grundvoraussetzung einer realistischen und erfolgreichen Karriereplanung und die Akzeptanz seiner Persönlichkeit mit allen Ecken und Kanten.

2. Schritt – Entwicklung eines prototypischen Karrieremodells In einem nächsten Schritt wird nun versucht, die Stärken und Entwicklungspotenziale mit den beruflichen Präferenzen zusammenzuführen. Am Glücklichsten sind Personen, bei denen die eigene Lebensphilosophie mit der Arbeitsphilosophie annähernd deckungsgleich ist. Welchen Weg muss ich nun einschlagen? Es bestehen unterschiedliche Methoden, mit denen Vorlieben der beruflichen Gestaltung identifiziert und als Cluster gruppiert werden können. In diesem Gestaltungsprozess stehen beispielsweise folgende Fragen zur Beantwortung an:

-Bei welchen Tätigkeiten verspüre ich Freude und einen Energieschub und bei welchen nicht? -Wo bestehen soziale, fachliche und methodische Defizite von Kompetenzen bei den zukünftigen beruflichen Anforderungen? -Wie wird mein Leben inskünftig aussehen? -Wie steht allenfalls meine Familie hinter meinen Ideen?

Mit dieser Auslegeordnung verbunden mit den erarbeiteten Ideen der zukünftigen beruflichen Ausrichtung sollten mindestens drei Karrierealternativen entwickelt werden. Nach einer sorgfältigen Auswahl wird ein Prototyp des Traumjobs weiterverfolgt.

3. Schritt – Umsetzung der Karriereideen Im letzten Schritt fällt anhand des beruflichen Prototyps eine Grundsatzentscheidung an, ob inskünftig das Berufsleben als Arbeitnehmer, als Start-up oder in einer Hybridform gestaltet werden soll. Zu Beginn dieser Prozessphase sollten jedoch alle Alternativen in Betracht gezogen werden. Bei der Stellensuche heisst beispielsweise das Motto nicht «Ich suche einen Job», sondern lautet «Ich versuche möglichst viele Stellenangebote mit Karrierepotenzial zu erhalten, aus denen ich letztlich einen Great Place to Work auslesen kann». Diese Vorgehensweise bewirkt, dass bei einem Vorstellungsgespräch keine falsche Begeisterung vorgespielt werden muss, und der Stellensuchende authentischer und lockerer auftritt. Neben einem professionell aufgebauten Lebenslauf und Bewerbungsschreiben, einem attraktiv gestalteten LinkedIn Auftritt, einer inhaltlichen Aus-einandersetzung mit den potenziellen Arbeitgebern, einem situationsgerechten Outfit sind auch überzeugende Antworten zu expliziten und impliziten Fragen zu Karrierevorstellungen und Work-Life-Balance vorzubereiten. Sollte der zukünftige Tätigkeitsbereich in einem Start-up erfolgen, gibt der zu erstellenden Business Plan die grundsätzliche Richtung an. Wichtig ist es bei allen Varianten, das berufliche, ausserberufliche und private Netzwerk proaktiv zu pflegen, damit auch Orientierungs- und Unterstützungshilfen für das weitere Vorgehen geschaffen werden können. Das Endziel besteht darin, anhand eines attraktiven Portefeuilles eine erfolgreiche und befriedigende Karriere aufbauen zu können.

Eine Grundannahme beim vorgestellten 3-Stufen Modell ist, dass der einzelne die Karriere- und somit Lebensplanung in die eigene Hand nimmt. Ein glückliches und erfolgreiches Berufsleben bedingt ausprobieren, neue Herausforderungen anpacken, alte Gewohnheiten zurücklassen, also die Komfortzone zu verlassen, um neue Lebensufer anzupeilen. Wichtig dabei ist die Grundannahme, dass wir unser Leben selbst wie ein Designer in die Hand nehmen und neugierig in die Zukunft schauen. Neben Erfolgen in einer Karriere stellen sich auch Straucheln und Versagen ein. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, wie mit solchen Rückschlägen umzugehen. Fehler machen, gehört zum Leben. Denn Erfolg und Versagen sind wichtige Bausteine für eine prozessuale Lebens- und Karrieregestaltung.