Broker – Was ist das?
Wer nicht als Angestellter bei einer Versicherung einsteigen will, die Branche aber generell interessant findet, kann auch eine andere Option in Be...
- 11. Februar 2020
- 3 Min. Lesezeit
- Max

Wer nicht als Angestellter bei einer Versicherung einsteigen will, die Branche aber generell interessant findet, kann auch eine andere Option in Betracht ziehen: Broker. Was das ist?
Girls Drive hat bei Tom Schnegg nachgefragt. Er ist seit 17 Jahren selbstständiger Versicherungsbroker; ein alter Hase, wenn es darum geht, Kunden in Versicherungsfragen Orientierung zu bieten. Er teilt seine Tipps und Tricks für Neueinsteiger.
1. Tom, was reizt dich an der Versicherungsbranche?
Primär fasziniert mich der Kontakt mit vielen spannenden Persönlichkeiten, meist CEOs oder CFOs aus diversen Branchen. Da ich nahezu ausschliesslich Unternehmen berate, sind natürlich auch die Risikoanalysen äusserst spannend und fordernd.
2. Es ist schwierig, sich deinen Alltag genau vorzustellen. Kannst du uns erzählen, wie ein normaler Arbeitstag bei dir aussieht?
Ich berate meine Kunden in Versicherungsfragen. Als Broker kann ich die Unternehmen unabhängig beraten, da ich nicht bei einer einzelnen Versicherung angestellt bin. Meine Tätigkeit ist von sehr viel Büroarbeit geprägt: Dokumentenkontrolle, Offertausschreibungen und Risikoanalysen. Nach einem grösseren Sturmschaden bin ich aber auch mal einige Tage mit Schadenbetreuungen beschäftigt. Die Beratung beim Kunden selber beträgt in meinem Fall nur rund 20 % der Arbeitszeit. Doch ich habe grosse Freude am selbstständigen Arbeiten.
3. Doch das selbstständige Arbeiten birgt sich auch Gefahren, oder?
Die Qualität unserer Arbeit hängt vor allem auch mit Moral und Ethik zusammen. Mein grosses Bestreben ist es, die Portefeuilles meiner Mandanten täglich so zu betreuen, als wäre es meine eigene Firma. Die regulatorischen und gesetzlichen Änderungen sind sehr vielseitig, da muss man einfach auch bezüglich Weiterbildung am Ball bleiben und dafür einiges an Zeit investieren. Vor allem aber muss man sehr präzise und zuverlässig arbeiten. Einen Termin z. B. bezüglich einer Deckungszusage zu verpassen, könnte für meinen Mandanten und meine Unternehmung fatale Folgen haben.
4. Wie fasst man Fuss als Versicherungsmakler?
Schwer zu sagen. Ich habe mir vor 17 Jahren mit der Selbständigkeit einen Traum verwirklicht. Der Preis dafür war, dass ich zwei bis drei Jahre lang sehr viel akquirieren musste und erst im dritten Jahr davon leben konnte. Die Aufbauphase im Firmenkundengeschäft ist nicht zu unterschätzen. Heute wird es mit diesem Einstieg in den Markt aufgrund der Marktsättigung eher problematisch werden. Üblich wäre dann eher, dass man über die Versicherungsbranche zu einem grösseren Broker wechselt und dort als Mandatsbetreuer im Einsatz ist.
5. Für welchen Typ Mensch ist der Beruf geeignet? Was muss man mitbringen?
Im Bereich Privatkunden gibt es oft Quereinsteiger aus anderen Branchen. Ein gutes Auftreten und die interne Ausbildung sind wichtig. In diesem Bereich werden vor allem Hartnäckigkeit und Verkaufstalent erwartet. Leider zieht dies manchmal ungeeignete Personen an. Im Unternehmensgeschäft ist viel mehr Dienstleistungsflair und Beratungswissen gefragt. Oft ist hier die lange Berufserfahrung entscheidend. Die Komplexität der Materie lässt sich nicht in wenigen Monaten vermitteln.
6. Wie schwierig ist es als Quereinsteiger, in die Versicherungswelt einzusteigen?
Im Normalfall ist es im Privatkundenbereich eine Frage der Bereitschaft, über lange Zeit hartnäckig zu terminieren und sehr viele Kundenkontakte zu pflegen. Nebst Fachwissen braucht es da jede Menge Ausdauer. Einem Quereinsteiger rate ich hingegen ab, direkt als Mandatsbetreuer für Unternehmen tätig zu sein. Die Risiken wären zu gross!
Das Interview ist in der GIRLS DRIVE Ausgabe 10 (Herbst 2015) erschienen.