Anker im Wasser

Brainteaser in Vorstellungsgesprächen können einem gehöriges Kopfzerbrechen bereiten. Mal ist eher logisch-analytisches Denkvermögen gefragt, mal i...

  • 24. März 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Sonia Craven

Brainteaser in Vorstellungsgesprächen können einem gehöriges Kopfzerbrechen bereiten. Mal ist eher logisch-analytisches Denkvermögen gefragt, mal interessiert sich der Recruiter für deine mathematischen Fähigkeiten oder, wie in diesem Fall, für deine physikalischen Kenntnisse. Hinzu kommt, dass du beweisen sollst, dass du unter Stress versiert bleibst und nicht die Nerven verlierst.{:.intro-text}

Die Aufgabenstellung: Du bist in einem Ruderboot auf einem kleinen See und hast den Anker ausgeworfen, der sich nun auf dem Grund des Sees befindet.
Die Frage: Was passiert, wenn du den Anker wieder einholst? Wird sich der Wasserspiegel senken, heben oder wird er gleich bleiben?


Brainteaser Rätsel Anker Wasser

Einordnung der Frage: Worum geht es?
Diese Frage gehört zu den physikalischen Aufgabenstellungen, mit denen geprüft wird, ob Jobkandidaten problemlösend denken können und die Grundlagen der Physik beherrschen. Die Herausforderung besteht darin, die gestellte Frage zu analysieren und die relevanten Informationen herauszufiltern, um auf das Ergebnis zu kommen.

Für welche Berufe sind diese Fragen relevant?
Diese Fragen sind für Berufe interessant, in denen es darum geht, physikalisch denken zu können und präzise Lösungen zu liefern.
Tätigkeitsbereiche: u.a. Forschung&Entwicklung, Logistik&Transport, Technik&Engineering
Industrien: u.a. Energie- und Wasserwirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie und Pharma, Automobil

Rückfragen stellen: Dos und Don’ts
Damit du von Beginn an richtig mit der Situation umgehen und dein Vorgehen planen kannst, solltest du zunächst die Regeln für den Ablauf und den Umgang mit dem Brainteaser klären. Damit zeigst du dem Recruiter einerseits dein Interesse an einer Lösung und erfährst zusätzlich, in welchem Rahmen du dich bei der Antwortfindung bewegen kannst. Dabei solltest du einige allgemeine Dos und Don’ts beachten:

Allgemeine Dos:

  • Schau deinem Gegenüber in die Augen. Blickkontakt ist für die Empathie wichtig, die vielleicht dazu führt, dass du den ein oder anderen Hinweis erhältst, den andere nicht bekommen.
  • Schätze Grössenordnungen erst selber ein, bevor du beim Recruiter nachfragst, ob du damit richtigliegst.
  • Rechne immer alleine und ohne Unterstützung des Recruiters.

Dos Beispielformulierungen:

  • «Darf ich Stift und Zettel benutzen, um mir Notizen zu machen und meine mathematischen Schritte und Überlegungen aufzuschreiben?»
  • «Darf ich Ihnen Rückfragen stellen? Und wenn ja, wie viele Rückfragen sind gestattet?»

Allgemeine Don’ts:

  • Frag nicht nach Fakten, die du kennen solltest, wie die Anzahl der Wochen eines Jahres, wie viele Tage ein Jahr oder wie viele Meter ein Kilometer hat.
  • Stell nicht zu spitzfindige Fragen.
  • Stell nicht zu viele Fragen: Nicht der Recruiter soll dir eine Antwort geben, sondern du ihm.
  • Verlier dich bei deinen Fragen nicht in Details.

Don’t Beispielformulierung:

  • «Ich habe ja leider nicht Physik studiert, daher kann ich Ihnen hier überhaupt nicht weiterhelfen. Raten ist ja sicher auch nicht gut. Also nein, sorry, da muss ich leider passen.»

Weg zur Lösung

Es ist wichtig, dich Schritt für Schritt an eine Lösung heranzutasten, wobei es völlig unerheblich ist, ob du Physik studiert hast oder nicht. Mit logischem Denken wirst du dich einer Lösung auf jeden Fall nähern können.

Wie ist die Ausgangssituation? Der Anker liegt im Wasser auf dem Grund des Sees. Was genau verdrängt er hier an Wasser? Exakt sein Volumen – also den Raum, den der Anker als Gegenstand einnimmt.

Was verdrängt der Anker nun, wenn er geborgen wird und im Boot liegt? Ebenfalls sein Volumen? Offensichtlich nicht. Der Anker verdrängt nun sein Gewicht – es gib also einen erheblichen Unterschied, ob der Anker im Wasser auf dem Grund des Sees liegt oder im Boot.

Füttere nun deine Überlegungen mit ein paar Zahlen: Wasser hat eine Dichte von 1.000 kg/m³ (Masse geteilt durch Volumen). Das sind 1 kg/dm3 = 1 kg/l.

Wiegt der Anker ca. 8 kg (du kannst natürlich auch ein anderes Beispielgewicht wählen), dann hat er eine höhere Dichte als Wasser, nämlich 8kg/l. Im Boot verdrängt der Anker also rund 8x mehr Wasser als auf dem Grund des Sees.

Die Lösung lautet also:

Liegt der Anker im Boot, dann steigt der Wasserspiegel des Sees, weil mehr Wasser verdrängt wird.