Hallo, hier bin ich! Das Anschreiben
Hausarbeiten, Präsentationen, Factsheets – während des Studiums hast du jede Menge Schreibübung gesammelt. Das nächste grosse Projekt, das Anschrei...
- 9. Juni 2020
- 4 Min. Lesezeit
- Max

Hausarbeiten, Präsentationen, Factsheets – während des Studiums hast du jede Menge Schreibübung gesammelt. Das nächste grosse Projekt, das Anschreiben für die Bewerbung, ist jedoch neues Terrain. Hier geht es nicht um Noten, hier geht es nur um Ja oder Nein. Einladung oder Absage. Alles oder Nichts.
Nach der gefühlten Ewigkeit des Studiums kannst du es kaum erwarten, dein angesammeltes Wissen endlich in die Praxis umzusetzen. Du möchtest «deinem» Unternehmen helfen, Ziele zu erreichen, neue Wege zu gehen und eigene Ideen umsetzen. Und nicht zuletzt endlich eigenes Geld verdienen.
Wirf Vorlagen in den Müll
Vor der Umsetzung all dieser löblichen Pläne steht allerdings noch ein kleines Detail: Jemand muss dich einstellen. Und das klingt leichter, als es ist. Schau dir die Massen an Bewerbern pro Stelle an und du weisst, was ich meine.
«Aber es gibt doch ganz viele Bücher dazu», höre ich schon von einigen Seiten. Stimmt, die gibt es. Sollte dir so ein Werk über «die erfolgreiche Bewerbung» in die Hände fallen, lies es ruhig – wahrscheinlich weisst du dann, wie man es nicht machen sollte. Nicht, dass die einschlägigen Ratgeber Falsches erzählen würden, aber versetz dich mal in die Lage eines Personalers, der einen Stapel mit 100 Bewerbungen auf seinem Tisch liegen hat. Wie viele liest du ernsthaft durch, wenn alle mehr oder weniger identisch sind, weil sie sich an das Buch gehalten haben?
Fazit: Mit einer 08/15 Bewerbung kannst du zwar auch Glück haben. Aber darauf kannst und willst du dich nicht verlassen. Schliesslich bist du ein Macher.
Schreib jobgerecht
Natürlich gibt es die unzähligen Musterbriefe nicht ohne Grund. Aber nennen wir das Kind doch mal beim Namen: Es ist ein Unterschied, ob du dich als Reinigungskraft, Tischler oder im Management bewirbst. Von dir als Akademiker wird (zu Recht) erwartet, dass du sprachlich versiert und sicher in Grammatik und Stil bist und über exzellente Kommunikationsfähigkeiten verfügst. Schliesslich sollst du mit Geschäftspartnern auf Augenhöhe kommunizieren und verhandeln können. Ausserdem kannst du dir sicher sein, dass [Recruiter]eine Standardvorlage spätestens in der zweiten Zeile erkennen – mit Fleiss, Engagement und Kreativität punktest du so nicht.
Das alles heisst nicht, dass du mit Fachausdrücken um dich werfen sollst – in erster Linie sollst du deine Motivation und deine Eignung mit deinen eigenen Worten und in deinem eigenen Stil klar und deutlich formulieren.
Guter Look: Die Formatierung
Formatierungsfehler machen einen ähnlich negativen Eindruck wie eine schlechte Schreibe und sind für dich natürlich ein No Go.
Eine ordentliche Formatierung ist auch nicht weiter schwierig, wenn du dich an einige Normen hältst. So sollte das Anschreiben in jedem Fall gut leserlich und übersichtlich gestaltet sein. Dafür ist eine schnörkellose Standardschriftart zu wählen, etwa Times New Roman oder Helvetica, eine Schriftgrösse zwischen 10 und 12 und ein Zeilenabstand von 1 bis 1,5. Wichtig ist, dieses Schriftbild während des ganzen Anschreibens beizubehalten. Auf Vorhebungen im Text sollte möglichst verzichtet werden, den Betreff kannst du aber fett markieren. Das hilft dem Recruiter, deine Bewerbung schnell der richtigen Stellenausschreibung zuzuordnen. Natürlich hat dein Schreiben auch ausreichend breite Seitenränder und einen Briefkopf.
Wie auch für die Rechtschreibung gilt: Lieber ein Mal zu oft auf Fehler überprüfen! Wenn dir hier Schnitzer unterlaufen, ist das besonders ärgerlich, weil sie einfach zu vermeiden gewesen wären.
Anders als die anderen: Zeig Persönlichkeit
Doch wie kann man sich nun von den anderen Bewerbern abheben und den Recruiter auf sich aufmerksam machen?
Fang damit an, nicht zu machen, was alle machen: Vermeide nichtssagende (wenn auch richtige) Formulierungen und Aussagen wie «ich habe mit Interesse gelesen», «ich hoffe, Ihr Interesse geweckt zu haben», «gerne bewerbe ich mich um die Stelle als...». Schreibe stattdessen gerade heraus, warum du gerne in genau dieser Firma arbeiten möchtest, welche Herausforderungen du für die Zukunft siehst und was du konkret dazu beitragen kannst. So zeigst du dem Personalchef, dass du engagiert bist und die Arbeit für dich mehr ist als der blosse Gelderwerb.
Vergiss nicht, dass Absolventen auf der Suche nach dem ersten Job sehr ähnliche Qualifikationen und Erfahrungen mitbringen – da bietet es sich an, den Fokus auf die Motivation und das Engagement zu legen, um aus der Masse herauszustechen. Natürlich ist es von Vorteil, wenn du während des Studiums relevante Praktika absolvierst oder vielleicht ein oder mehrere Auslandssemester vorzuweisen hast. Solche Besonderheiten kannst du auch im Anschreiben erwähnen. Halte dich hier aber wirklich kurz, denn deinen Lebenslauf legst du ja noch gesondert bei. Überleg dir, was der interessanteste und überzeugendste Aspekt deiner Bewerbung ist und heb dir diesen für den Schluss des Anschreibens auf – so bleibt er dem Leser am besten im Gedächtnis.
Wenn dein Anschreiben glaubwürdig vermittelt, dass du Lust auf die Stelle hast und überzeugt bist, sie gut auszufüllen und man ausserdem einen Eindruck von der Person hinter dem Schreiben bekommt, ist es genau richtig. Dann stehen deine Chancen gut, erst mal zum Vorstellungsgespräch oder ins Assessment Center eingeladen zu werden – womit die erste grosse Hürde schon mal genommen wäre.