Können Sie sich unterordnen?
In jedem Unternehmen gibt es bestimmte Hierarchien und Strukturen, in die sich neue Mitarbeiter einfinden und einordnen müssen. Normalerweise gilt:...
- 7. Oktober 2020
- 3 Min. Lesezeit
- Max

In jedem Unternehmen gibt es bestimmte Hierarchien und Strukturen, in die sich neue Mitarbeiter einfinden und einordnen müssen. Normalerweise gilt: Je grösser die Firma, desto komplexer das Hierarchiegebilde – und desto mehr Leute, die möglicherweise höhergestellt sind als du.
Auch wenn du dich für eine Position mit Führungsaufgaben bewirbst: An allen Entscheidungen wirst du sicher nicht beteiligt sein. Daher möchte der Recruiter herausfinden, ob du dich auch unterordnen kannst oder immer mit dem Kopf durch die Wand und deine Ideen und Meinungen um jeden Preis durchbringen willst.
Andere Formulierungen:
- Können Sie gut mit Hierarchien umgehen?
- Können Sie Ihre eigenen Wünsche auch mal zurückstellen?
- Ist es Ihnen wichtig, in jedem Projekt die Verantwortung zu tragen?
- Erzählen Sie doch mal von den Strukturen und Hierarchien in Ihrer letzten Firma. Wie kamen Sie damit zurecht?
Dos:
Mach deutlich, dass du anpassungsfähig bist und dich unterordnen kannst, aber auch in der Lage bist, Ideen und konstruktive Kritik zu liefern, wenn es angebracht ist.
«Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, verteidige ich sie auf jeden Fall. Wenn derjenige mit der finalen Entscheidungsverantwortung aber trotz aller meiner Argumente beschliesst, dass ein anderer Ansatz besser ist, akzeptiere ich das natürlich.»
Zeig auch, dass du auf Entscheidungen, die du für falsch oder nicht optimal hältst, nicht passiv-aggressiv reagierst, sondern versuchst, das Beste daraus zu machen.
«Wenn ich denke, dass etwas besser hätte laufen können, sage ich das schon – vielleicht wird meine Idee ja später berücksichtigt. Aber ich gehe auch immer davon aus, dass es einen Grund für die Entscheidung gibt und passe meine Arbeit bestmöglich an.»
Du kannst auch von einer positiven Erfahrung aus einem früheren Job erzählen, bei dem du die Art der Kommunikation, das konstruktive und produktive Verhältnis zwischen Chefs und Angestellten besonders zu schätzen wusstest. Aber pass hier auf, dass du nicht ins Fettnäpfchen trittst, indem du zum Beispiel von den flachen Hierarchien eines Start-Ups schwärmst, während du dich bei einem durchstrukturierten Grosskonzern bewirbst!
Don‘ts:
Überzeugt und durchsetzungsfähig sein ist gut, Sturheit nicht!
«Wenn mein Ansatz besser ist als ein anderer, dann mache ich das auch deutlich und tu alles, um ihn durchzubringen – es ist ja schliesslich auch nicht im Sinne des Unternehmens, wenn die schlechtere Idee realisiert wird.»
Selbst wenn du versuchst, es nett zu verpacken: Mit dieser Einstellung machst du dich unbeliebt. Denn es ist davon auszugehen, dass du Entscheidungen behinderst, Vorgesetzte nicht respektierst und die Stimmung drückst.
Vermittle dem Recruiter auch auf keinen Fall, dass du gleich zur Geschäftsführung rennst, wenn du kritisiert wirst oder eine deiner Ideen abgelehnt wird, anstatt erst einmal ein konstruktives Gespräch mit deinem Team oder deinem Abteilungsleiter zu führen.
Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:
Der Recruiter will herausfinden, ob du mit Hierarchien klarkommst: Kannst du dich dem Chef unterordnen? Deinem Abteilungsleiter? Der neuen Kollegin, die gleich die Verantwortung für das Projekt übernehmen soll? Auch in Unternehmen mit flachen Hierarchien ist es wichtig, seinen Platz zu kennen und zu akzeptieren – und die Arbeitsabläufe nicht durch übertriebenen Eigenwillen durcheinander zu bringen oder zu behindern. Der Interviewer will wissen, ob du korrekt einschätzen kannst, wann du eine eigene Idee einbringen solltest und wann du eine Entscheidung von oben akzeptieren musst.
Wir meinen:
Es geht darum, dich nicht als über-angepasster Ja-Sager zu präsentieren, der ständig den Kopf in den Sand steckt. Aber eben auch nicht als besserwisserischer Querulant, der nicht weiss, wann es genug ist. Du musst vermitteln, dass du eine ausgeglichene, durchsetzungs- und kritikfähige Person bist, die weiss, wann es an der Zeit ist, den Mund aufzumachen – und wann du eine Entscheidung zu akzeptieren hast.