Le certificat de travail – Das Arbeitszeugnis in Frankreich

Du hast ein Praktikum in Frankreich an Land gezogen? Super! Damit du nach deinem Aufenthalt auch mit deiner Auslandserfahrung punkten kannst, brauc...

  • 10. November 2020
  • 2 Min. Lesezeit
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Du hast ein Praktikum in Frankreich an Land gezogen? Super! Damit du nach deinem Aufenthalt auch mit deiner Auslandserfahrung punkten kannst, brauchst du ein Arbeitszeugnis. Mais comment ça fonctionne en France? Wir sagen es dir.

Da französische Bewerbungen ohne Arbeitszeugnisse verschickt werden, hat das sogenannte Certificat de travail einen niedrigeren Stellenwert und einen anderen Aufbau als die Zeugnisse hierzulande. Trotzdem steht es jedem Angestellten zu, denn es dient als Bescheinigung, für welches Unternehmen du wann gearbeitet hast und was deine Aufgaben waren.

In Belgien werden nur selten Arbeitszeugnisse ausgestellt, da sie auch als Teil von Bewerbungen unüblich sind; in Kanada bevorzugt man Empfehlungsschreiben.

Die Sprache: Gerade heraus

Während der lettre de motivation in deiner französischen Bewerbung mit fast schon literarischen Sprachschnörkeln gespickt war, legen sich die Franzosen bei Arbeitszeugnissen sprachlich deutlich weniger ins Zeug. Die Verklausulierungen deutschsprachiger Arbeitszeugnisse sind in Frankreich unbekannt und der Aufbau des certificat ist relativ einfach.

Der Aufbau

Ganz oben im certificat de travail stehen dein Name und deine Adresse. Darunter folgt die Betreffzeile, die meist Objet: certificat de travail lautet.

Anschliessend bescheinigt dein Arbeitgeber unter Angabe seiner Adresse, dass du – hier wird nochmals deine Adresse angegeben – für das Unternehmen gearbeitet hast. Dabei gibt er auch den genauen Anstellungszeitraum und die Jobbezeichnung an. Das war’s im Wesentlichen schon.

Der nächste Absatz ist speziell französisch: Hier wird stundenweise angegeben, welche Weiterbildungen du in Anspruch genommen bzw. nicht genommen hast und welcher Organisme Paritaire Collecteur Agréé (OPCA) – das ist die Einrichtung, die deine Weiterbildungskosten übernimmt – für dich zuständig ist. Zu guter Letzt folgen noch das Datum und die Unterschrift des Arbeitgebers. Fertig.

Was damit anfangen?

Der Vergleich zwischen französischem und deutschsprachigem Arbeitszeugnis ist ein Paradebeispiel für das Sprichwort «Andere Länder, andere Sitten». Hier kann es helfen, wenn du auf Vorgesetzte und Recruiter zugehst und sie über die formalen Unterschiede im Bewerbungsprozess informierst (auch wenn es den meisten nicht unbekannt sein dürfte, dass Arbeitszeugnisse in anderen Ländern anders aussehen).

Dein französisches Unternehmen wird dir trotzdem höchstwahrscheinlich kein Arbeitszeugnis ausstellen, das als französische Übersetzung eines deutschsprachigen Zeugnisses durchgehen könnte. Frag stattdessen, ob man dir zusätzlich noch ein Empfehlungsschreiben (lettre de recommandation) ausstellen kann und erkläre deinen Wunsch damit, dass die Recruiter in deiner Heimat grossen Wert auf eine Beurteilung deiner Leistung legen.

Wenn du dich nach deiner Rückkehr wieder in der Schweiz oder in einem anderen europäischen Land bewirbst, informiere zur Sicherheit die Recruiter kurz, dass ausführliche Arbeitszeugnisse in Frankreich nicht üblich sind. Wenn du Glück mit deinem französischen Unternehmen hattest, kannst du zusätzlich auf das Empfehlungsschreiben verweisen. Ansonsten kannst du darauf hoffen, dass deine Recruiter allein schon vom Beleg eines Jobs in Frankreich beeindruckt sind – und vielleicht ganz froh darüber, dass das certificat nicht so kompliziert ist.

Nicht verwechseln!

Neben dem Certificat gibt es noch zwei Dokumente, die dir ausgehändigt werden müssen und die du nicht verwechseln solltest: den Beschäftigungsnachweis (attestation d‘emploi), den du für eine Aufenthaltsgenehmigung brauchst sowie eine Abschlussquittung (reçu pour solde de tout compte).

Bon courage!