Arbeitsmarktstudie: Schwere Zeiten für Hochqualifizierte

Je besser die Ausbildung, desto leichter das Leben auf dem Arbeitsmarkt? Scheinbar nicht. Ein Hochschulabschluss allein ist schon lang keine Jobgar...

  • 25. November 2020
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  • Max

Je besser die Ausbildung, desto leichter das Leben auf dem Arbeitsmarkt? Scheinbar nicht. Ein Hochschulabschluss allein ist schon lang keine Jobgarantie mehr. Denn Arbeitgeber erwarten mehr.{:.intro-text}

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels könnte man meinen, dass (Fach-)Hochschulabsolventen von allen Seiten regelrecht umworben würden. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall, wie die Studie «Arbeitsmarktmobilität und Fachkräftemangel» der AMOSA (Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich) zeigt.

Für Geisteswissenschaftler ist der Einstieg besonders schwer

Zwischen 2008 und 2013 stieg die Zahl der hochqualifizierten Stellensuchenden um 11,2 Prozent pro Jahr – die der hochqualifizierten Erwerbstätigen wuchs nur halb so schnell.

Am schwersten haben es Absolventen der Studie zufolge in Zug und Zürich – hier dauert die Jobsuche im Durschnitt am längsten. Betrachtet man die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach Fachgebiet, gibt es keine Überraschung: Für Geisteswissenschaftler ist es am schwersten, Fuss zu fassen. Dies liegt vor allem an der vergleichsweise hohen Absolventenzahl und der geringen Nachfrage in der Wirtschaft.

Arbeitgeber stellen hohe Ansprüche

Woran liegt es also, dass Akademiker Schwierigkeiten bei der Jobsuche haben? Sicher nicht daran, dass Arbeitgeber kein Interesse mehr an hochqualifiziertem Personal haben. Vielmehr ist die Auswahl bei Bewerbern mit höherer beruflicher Bildung oder einem Hochschulabschluss inzwischen sehr gross: Gut ein Drittel der Erwerbsfähigen kann sich zu dieser Gruppe zählen.

Ein vergleichsweise grosses Angebot bedeutet für Arbeitgeber wiederum: Sie können es sich erlauben, wählerisch zu sein und Ansprüche zu stellen. Zusatzqualifikationen und persönliche Eignung gewinnen an Wert und können den Ausschlag geben. So ergab die Befragung, dass besonders Anpassungsfähigkeit, Führungsqualitäten und Belastbarkeit bei Arbeitgebern gefragt sind – und es Bewerbern oft an eben diesen Eigenschaften mangelt.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung von Berufserfahrung: Wenn sich vergleichsweise viele hochqualifizierte und erfahrene Leute auf eine Stelle bewerben, kann das die Chancen für Berufseinsteiger ohne Zweifel schmälern. Laut Studie gaben 67% der befragten Unternehmen an, dass fehlende Berufserfahrung ein Problem bei der Rekrutierung darstellt.

Ein Studium allein ist nicht alles

Und jetzt? Lieber noch mehr über die Entscheidung für oder gegen ein Studium nachdenken? Auch wenn eine wohlüberlegte Wahl natürlich immer ein guter Ansatz ist, so kann man sicher niemandem anraten, sich allein aufgrund der Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt gegen eine Hochschulausbildung zu entscheiden.

Vielmehr ist es sinnvoll, sich schon während des Studiums weitere Skills und Qualifikationen anzueignen – sei es in Form von freiwilligen Zusatzkursen, ausseruniversitären Engagements oder auch privater Weiterbildung. Vor allem ist das Sammeln praktischer Erfahrungen nicht zu unterschätzen: Relevante Praktika oder Nebenjobs während des Studiums sind nicht nur die beste Möglichkeit zur beruflichen Orientierung, sondern können auch später bei der Jobsuche der letztlich entscheidende Vorteil sein.

Welche Erfahrungen hast du auf der Suche nach einem (Einstiegs-)Job gemacht? Alles kein Problem oder zu hohe Erwartungen von Arbeitgeberseite? Erzähl es uns in den Kommentaren!