Warum haben Sie eine Lücke in Ihrem Lebenslauf?

Mal ehrlich: der perfekte Lebenslauf mit zügig abgeschlossenem Studium, Bestnoten, vielen Praktika und lückenloser Beschäftigung ist wie ein vierbl...

  • 9. Oktober 2020
  • 3 Min. Lesezeit
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Mal ehrlich: der perfekte Lebenslauf mit zügig abgeschlossenem Studium, Bestnoten, vielen Praktika und lückenloser Beschäftigung ist wie ein vierblättriges Kleeblatt – selten. Es findet eben nicht jeder sofort einen Job. Oder man will die vielleicht letzte freie Zeit vor der Rente nochmal für eine ausgedehnte Reise benutzen. Es gibt viele gute Gründe für Lücken im Lebenslauf – im Vorstellungsgespräch darauf angesprochen, fühlen sich die meisten trotzdem «ertappt». Zu Unrecht?

Vorbereitung auf diese Frage:

Mach dir als erstes bewusst, dass eine Lücke im Lebenslauf kein Weltuntergang ist. Schliesslich gelingt nur wenigen Bewerbern das Kunststück, ohne Wartezeit von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass – besonders bei Absolventen – die Suche nach einem geeigneten Job mehrere Monate dauert, sodass der Lebenslauf Lücken aufweist. In aller Regel entscheidet man sich aber nicht für diese Lücken, weil man faul ist und einfach mal Lust auf Nichtstun hat.

Was hast du also in dieser Zeit gemacht? Warst du auf Weltreise, weil du schon geahnt hast, dass du dazu lange keine Gelegenheit mehr haben wirst? Hast du dich um deine kranke Grossmutter gekümmert? Lagst du mit einem gebrochenen Bein im Spital? Oder hast du einfach keinen Job gefunden? Es ist ganz normal, dass solche oder ähnliche (private) Umstände mal eine Lücke im Werdegang hinterlassen. Solang du sie erklären kannst, wird sie kein Problem sein.

Dos:

Es gibt genau eine Regel: Mach dem Recruiter klar, dass du nicht auf der faulen Haut gelegen hast! Schliess die Lücken, indem du deine Weiterbildung erwähnst, die du während deiner Zeit ohne Vollzeitjob gemacht hast, sei es in Business English oder als Online-Kurs für eine Software, die in deiner Branche wichtig ist. Wenn du für ein paar Stunden pro Woche im Familienbetrieb ausgeholfen oder ehrenamtlich gearbeitet hast, erzähle auch davon. Und ja, auch die Pflege deiner Grossmutter kannst du erwähnen, ebenso wie die Weltreise, mit der du deinen Horizont erweitert hast. Auch eine «bewusste Auszeit» zur Reflektion über den zukünftigen Weg, den du einschlagen willst, kannst du ehrlich erwähnen. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit – das weiss auch dein [Gesprächspartner]8https://talendo.ch/de/karriere-mag/2015/10/06/alle-auf-die-kleinen-so-uberlebst-du-ein-vorstellungsgesprach-mit-mehreren-interviewern).

«Es war schon immer mein grosser Traum, den australischen Outback zu sehen. Ich habe mein ganzes Studium darauf gespart und mir nach dem Abschluss drei Monate Zeit dafür genommen. Es war eine grossartige Erfahrung und jetzt, wo ich mir diesen Traum erfüllt habe, bin ich top motiviert, ins Berufsleben einzusteigen

Don’ts:

Wenn du im Interview zu einer Lücke in deinem Lebenslauf befragt wirst, hüte dich davor, sie schönzureden und dein Leben als einzige Erfolgsgeschichte zu verkaufen. Umgekehrt ist es eine ebenso schlechte Idee, die Aussage zu verweigern oder ein Mysterium aus der Lücke zu machen.

«Ja, das war eine blöde Phase. Ich bin froh, wenn sie vorbei ist.»

Was der Recruiter mit dieser Frage gezweckt:

Es ist der Job des Recruiters, Lebensläufe – und besonders die Lücken – zu hinterfragen. Meist steckt hier wirklich dahinter, dass er einfach mehr über dich erfahren will, denn der Lebenslauf listet eben nicht «das ganze Leben», sondern hauptsächlich den beruflichen Teil auf. Dass der Recruiter nach den Lücken fragt, bedeutet also nicht zwingend, dass er dir etwas ankreiden will. Vielmehr interessiert ihn, was der Mensch, der ihm gegenübersitzt, so macht, wenn er gerade nicht arbeitet.

Unsere Meinung:

Hab Mut zur Lücke, denn sie gehört zu vielen Lebensläufen dazu und wird zunehmend normaler. Das gilt auch für freiwillige Auszeiten bei jungen Bewerbern – wenn du dich für sie entscheidest, ist das dein gutes Recht. Solange du die Lücken also sinnvoll erklären kannst, besteht kein Grund zur Sorge.