Wieso haben Sie so lange für Ihr Studium gebraucht?

Es gab Zeiten, da ging es im Studium ebenso viel um exzessives Feiern und durchgemachte Nächte wie um Vorlesungen und Semina rarbeiten. Langzeitstu...

  • 16. Oktober 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Max

Es gab Zeiten, da ging es im Studium ebenso viel um exzessives Feiern und durchgemachte Nächte wie um Vorlesungen und Semina rarbeiten. Langzeitstudent zu sein, war kein Problem, sondern eher ein Zeichen für eine gute Studienzeit. Inzwischen diktiert die Regelstudienzeit alles und übersichtliche Semesterzahlen sind gern gesehen. Trotzdem kann immer etwas dazwischenkommen – und den Recruiter interessiert im Vorstellungsgespräch brennend, was das war.

Alternative Formulierungen:

  • Sie haben viel länger studiert als nötig, warum?
  • Gab es einen speziellen Grund für Ihre lange Studienzeit?
  • Warum haben Sie so oft den Studiengang gewechselt?
Vorbereitung auf diese Frage:

Falls dein Studium merklich länger gedauert hat als «normal», solltest du unbedingt eine Erklärung parat haben. Hast du den Studiengang gewechselt? Wenn ja, was hat dich dazu bewogen? Und wie kannst du heute davon profitieren? Hast du wichtige Auslandserfahrung gesammelt, die in deiner Studienordnung nicht vorgesehen waren? Oder dich gar um ein pflegebedürftiges Familienmitglied gekümmert? Denk dran: Es ist deine Zeit – solang die Erklärung nicht lautet «Ich war faul und ausserdem trinke ich lieber», hat jede ihre Berechtigung.

Dos:

Präsentier dem Recruiter ganz selbstverständlich eine nachvollziehbare Erklärung. Nenn Beispiele für Qualifikationen, die du erlangen konntest, weil du beispielsweise noch ein Praktikum ausser der Reihe gemacht hast oder weil du für eine Sprache, die du gelernt hast (die im besten Fall auch im neuen Unternehmen gefragt ist), noch ein Auslandssemester drangehängt hast. So zeigst du, dass die längere Studiendauer sich gelohnt hat.

«Mich hat der Studiengang Wirtschaftswissenschaft zwar sehr interessiert aber im dritten Semester habe ich gemerkt, dass mir der volkswirtschaftliche Aspekt dabei zu kurz kam. Deshalb habe ich nochmals gewechselt und denke, dass ich jetzt in beiden Gebieten sehr fit bin und diese gut verbinden kann.»

Don’ts:

Du musst dich nicht rechtfertigen. Wäre der Recruiter mit deinem Lebenslauf nicht einverstanden, wärst du nicht eingeladen worden. Wurdest du aber! Sei also selbstbewusst und vermeide es, dich in die Defensive drängen zu lassen – dies liesse nur vermuten, dass es an deinem mangelnden Engagement lag. Vermeide es auch, den Interviewer als Kumpel zu betrachten und auf die vielen ausladenden WG-Partys zu verweisen.

«Ja, ich habe leider etwas länger studiert als geplant. Ich musste mich erst einmal gewöhnen an das ganze Prozedere und die Selbstorganisation. Ausserdem habe ich auch manche Kurse verschoben, die ich hinten ran hängen musste.»

Mit Antworten wie dieser begibst du dich in eine klare Rechtfertigungssituation. Ausserdem lässt du durchblicken, dass du nicht zwingend ein Organisationstalent bist.

Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:

Für den Recruiter ist deine längere Studienzeit natürlich kein Problem (sonst hätte er dich nicht eingeladen), dennoch möchte er sehen, ob du einfach nur die Füsse hochgelegt oder in der Zeit tatsächlich etwas anderes Produktives gemacht hast. Zudem lässt deine Reaktion erkennen, ob du souverän mit unangenehmen Fragen umgehen kannst und demnach professionell in Stresssituationen reagierst.

Wir meinen:

Was auch immer der Grund für deine lange Studentenzeit sein mag: Versuch, eine schlüssige Begründung zu präsentieren, die den Recruiter überzeugt. Lass dich nicht nervös machen und stell vor allem die interessanten Qualitäten heraus, die du dir aneignen konntest.