10 knifflige Fragen im Bewerbungsgespräch mit Goldman Sachs

Die Goldman Sachs Group ist eines der grössten, weltweit tätigen Wertpapierhandels- und Investmentbanking-Unternehmen, welches im Finanzdienstleist...

  • 21. Dezember 2020
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Die Goldman Sachs Group ist eines der grössten, weltweit tätigen Wertpapierhandels- und Investmentbanking-Unternehmen, welches im Finanzdienstleistungssektor auf eine lange, traditionsreiche Geschichte zurückblicken kann. Ein Traumunternehmen für alle, die einen Einstieg bei den ganz grossen der Branche planen. Doch nur rund 3 % der Bewerber schaffen es, eine der begehrten Stellen zu ergattern.{:.intro-text}

Liegt es vielleicht an den harten Fragen mit Finanzschwerpunkt im Bewerbungsgespräch? Möglich. Dass es aber noch ganz andere Stolpersteine gibt, zeigen einige teils ziemlich skurrile Interviewfragen, die Bewerber nach ihrem Gespräch bei Goldman Sachs auf Glassdoor.com geteilt haben.

1. Was passiert, wenn Sie Google.com in den Webbrowser eingeben?

Nun, ausser, dass sich die Google-Startseite öffnet, eigentlich nicht viel. Erwähnenswert wäre noch, dass ausgehend von der IP-Adresse oft eine automatische Weiterleitung auf die Seite des jeweiligen Landes stattfindet. Gibst du in der Schweiz Google.com in den Webbrowser ein, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Schweizer Startseite von Google weitergeleitet. Ob das auch der angehende Analyst Praktikant in seinem Bewerbungsgespräch mit Goldman Sachs beantworten konnte?

2. Was hat ihrer Meinung nach zur Finanzkrise geführt?

Darüber streiten sich die Geister. Dass diese Frage einem Bewerber auf eine Stelle als Operation Analyst gestellt wurde, ist im Hinblick auf die weitreichenden Folgen des wirtschaftlichen Einbruches keine grosse Überraschung. Eine gute Recherche und vorurteilsfreie Argumentationen sind wichtig, um hier Pluspunkte zu sammeln und (sehr) gutes Fachwissen zu demonstrieren.

3. Wie viele Quadratmeter Pizza werden jedes Jahr in den USA gegessen?

Kandidaten, die als Programmierer bei Goldman Sachs arbeiten möchten, müssen sich anscheinend mit dem amerikanischen Pizzakonsum gut auskennen. Doch wie löst man diese Aufgabe? Einfach anfangen und (laut!) nachdenken: Im Jahr 2015 beträgt die Gesamtbevölkerung der USA ca. 320 Millionen Menschen (das sollte man Pi mal Daumen wissen). Wie viele Pizzen isst ein durchschnittlicher Amerikaner im Jahr? Zeit zu schätzen: vielleicht 50? Und jede dieser Pizzen hat einen einen Durchmesser von 30 cm? Dann musst du nur noch zeigen, dass du rechnen kannst, um am Ende ein passables Ergebnis abliefern zu können. Da es wahrscheinlich nicht einmal in den USA offizielle Zahlen zum Pizzaverbrauch gibt, zählt hier ohnehin nur ein logischer Rechenweg und ein wenig Allgemeinwissen – die Richtigkeit der Antwort lässt sich schliesslich nicht einmal von Goldman Sachs überprüfen.

4. Wenn Sie für eine Tat verhaftet würden, die Sie für richtig halten – was würden Sie tun?

Ist es Zufall, dass diese Frage gerade einem Bewerber für eine Stelle als Hedge Fund Analyst gestellt wurde? So oder so – hier geht es um den schmalen Grat zwischen persönlicher Überzeugung und Gesetzestreue. Kreativität und Beispiele sind gefragt, liebe zukünftige Hedge-Fund-Analysten! Und mit Sicherheit auch ein wenig Courage.

5. Was denken Sie über Adolf Hitler?

Wow. Der Einfallsreichtum in der Personalabteilung von Goldman Sachs scheint unaufhaltsam. Dass hier alles ausser einer klaren und deutlichen Distanzierung inakzeptabel ist, dürfte klar sein. Du musst aber auch nicht in eine gepfefferte Hass-Rede verfallen. Denk daran, dass es sich um ein amerikanisches Unternehmen handelt und die Bewerber mit dieser Frage höchstwahrscheinlich in erster Linie auf ihre Geschichtskenntnisse hin überprüft werden sollen. Kommunizier deinen Standpunkt klar und deutlich, aber möglichst kurz – bei diesem Thema willst du dich nicht in Monologen verlieren.

6. Nennen Sie mir ein tagesaktuelles Geschehen, welches das Geschäft bei Goldman Sachs beeinflussen kann.

Diese Aufgabe wurde einem Praktikanten im Bewerbungsgespräch gestellt. Bleibt ihm nur zu wünschen, dass dieser regelmässig die Nachrichten verfolgt hat. Wenn du dich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitest, reicht es in den meisten Fällen nicht aus, sich lediglich über das Unternehmen selbst zu informieren. Du solltest auch wissen, was in dessen Umfeld passiert und welche Entwicklungen wichtig werden können – und einen guten Überblick über das allgemeine Weltgeschehen haben. Kein Unternehmen sucht Mitarbeiter, die nur unter ihrer Käseglocke sitzen – und eines wie Goldman Sachs erst recht nicht.

7. Wenn Sie ein Gegenstand wären, welcher wären Sie?

Diese Frage wurde einem Finance Analyst Kandidaten im gestellt. Selbstverständlich gibt es hierauf keine «richtige» Antwort – es sind Kreativität und eine nachvollziehbare Argumentation gefragt. Fragen dieser Art sollen das Überraschungsmoment nutzen, um dem Kandidaten ungewöhnliche Antworten zu entlocken und um zu prüfen, ob dieser auch spontan gewitzt reagieren kann. Und natürlich werden aus der Wahl des Gegenstands und dessen Funktion gern Rückschlüsse auf den Charakter des Bewerbers geschlossen.

8. Brauchen Sie uns mehr als wir Sie brauchen?

Eine durchaus provozierende Frage, die einem schon mal die Sprache verschlagen kann. Dabei ist es eigentlich nur eine Kombination aus den Klassikern «Warum wollen Sie diese Stelle?» und «Warum sollten wir Sie einstellen?» Es gilt, deine Motivation und dein Interesse für den Job und das Unternehmen zu zeigen, dabei aber auch deine einzigartigen Fähigkeiten deutlich zu machen, die (nur) du mitbringst und von denen die Firma profitieren wird. Kurz: Mach klar, dass es sich hier um ein Win-Win handelt!

9. Welches ist die interessanteste Geschäftsidee, von der Sie je gehört haben?

Die Personaler versuchen mit Fragen wie dieser etwas über deine Interessensgebiete herauszufinden: Was löst in dir Begeisterung aus und warum? Ausserdem lässt deine Antwort auch hinsichtlich deiner analytischen Fähigkeiten (immerhin wurde die Frage einem angehenden Finanzanalytiker gestellt) tief blicken. Inwiefern kannst du Geschäftsideen einschätzen und auf welcher Grundlage bewertest du diese als gut oder schlecht?

10. Was würde Sie dazu veranlassen, das Internet nicht mehr zu benutzen?

Beim Gedanken an ein internetfreies Leben bricht bei vielen sicher erst mal der Angstschweiss aus. Gar nicht so leicht, darauf eine Antwort zu finden. Aber genau deshalb wird diese Frage wahrscheinlich gestellt: Ob du ethische Gründe anführst, dir nur ein Endzeitszenario in die Quere kommen könnte oder du im Tausch für den Weltfrieden auf das Internet verzichten würdest: Hier zeigt sich, worauf du wirklich viel Wert legst.