Die Schweiz, ein Land der Start-up-Möglichkeiten

Aspire ist eine Non-Profit-Organisation, die weibliche Talente in den Bereichen Unternehmertum, Innovation und Technologien mit Workshops, Mentorin...

  • 16. Februar 2020
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Aspire ist eine Non-Profit-Organisation, die weibliche Talente in den Bereichen Unternehmertum, Innovation und Technologien mit Workshops, Mentorings und Events fördert. Melanie Kovacs, Mitgründerin von Aspire, präsentiert in Girls Drive den Weg spannender Frauen ins Unternehmertum.

Die gebürtige Ukrainerin Olga Mykhailova hat sich mit Anfang 20 selbstständig gemacht. Die Firma Qualysense AG in Dübendorf, in der sie selbst als CFO tätig ist, stellt Sortiergeräte für Getreide her.

Interview: Melanie Kovacs, Aspire

Was hat dich dazu veranlasst, deine eigene Firma zu starten?

Eigentlich war es die Verfügbarkeit von finanzieller und sonstiger Unterstützung von privaten und öffentlichen Organisationen. Es hat alles in 2010 begonnen. Wir waren am Brainstormen und sahen die Einladung zum Venture-Businessplan-Wettbewerb. Dieser hat uns geholfen, die Idee weiterzuentwickeln und wichtige Leute zu treffen.

Was waren deine grössten Herausforderungen bisher?

Die grösste Herausforderung war und ist noch immer, passende, engagierte Teammitglieder zu finden. Als Frau bin ich auf wenige, eher psychologische Hindernisse gestossen. Wenn wir unseren Geschäftsfall präsentiert haben, haben Männer ausserhalb des Teams nur Augenkontakt mit den Männern im Team gesucht und nicht mit mir. Das fand ich nicht toll.

Was war deine grösste Angst?

Die grösste Angst war natürlich, dass wir scheitern würden mit unserer Firma. Aber wir hatten eine soziale Verpflichtung: ein Produkt zu entwickeln, das hilft, Lebensmittelqualität und Sicherheit zu überprüfen.

Welche Fehler hast du gemacht?

Wir haben wichtige Mitarbeiter verloren, die Wissen über die Firma aufgebaut haben. Wir haben gemerkt, dass wir besser darin werden müssen, Mitarbeiter zu behalten, zu belohnen und zu motivieren. Einige Mitarbeiter haben realisiert, dass ein Start-up ausserhalb ihrer Komfortzone ist, weil es zu dynamisch und risikoreich ist.

Wann hat dein unternehmerischer Weg begonnen?

Als die Sowjetunion auseinanderbrach, verloren viele Leute ihre Jobs, auch meine Eltern. Sie haben dann ein Trading Business gestartet, indem sie ins Ausland gingen, Güter kauften und diese zurück in die Ukraine brachten. Ich bekam das mit und für mich war es etwas Normales. Ich habe mich nie in einem Bürojob gesehen. Obwohl ich wahrscheinlich einen tollen Lohn verdient hätte – für mich geht es nicht nur ums Geld.

Wie haben deine Freunde und Familie reagiert?

Meine Familie und Freunde haben mich unterstützt. Obwohl, manchmal spürte ich eine gewisse Zurückhaltung anhand der Körpersprache.

Beschreibe einen typischen Tag.

An einigen Tagen haben wir Meetings, manchmal nehmen wir an Networking-Events teil. Über Mittag bringen wir uns gegenseitig auf den neusten Stand. Manchmal haben wir BBQs, Wettbewerbe, spielen Karten, Domino etc. – wir versuchen neben der Arbeit auch Spass zu haben.

Wie schaffen wir es, mehr Unternehmerinnen für den technischen Bereich zu begeistern?

Was heute an frauenfördernden Anlässen angeboten wird, ist bereits ziemlich gut. Was noch fehlt, ist, Männer zu ermutigen, mehr mit Frauen zu arbeiten. Es sollte Männern gezeigt werden, wie positiv es sich auswirkt, ein weibliches Hirn im Geschäft zu haben. Noch immer absolvieren mehr Männer als Frauen technische Studiengänge. Also sollten Frauen und Männer mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommen und von den jeweils anderen Kompetenzen profitieren. Ich sehe überhaupt nicht gerne Start-ups, die nur aus Ingenieuren bestehen, wo einige dieser sich mit Marketing, Finanzen, Administration und Sales herumschlagen müssen, anstatt sich auf die Entwicklung des Produktes konzentrieren zu können. Wieso nicht Frauen mit einem passenden Background involvieren, die diesen Job besser machen könnten?

Welche drei Ratschläge würdest du einer angehenden Unternehmerin mit auf den Weg geben?

Stärkt euer Team mit allen Kompetenzen. Netzwerke so viel als möglich, um Kunden, Investoren und Partner zu finden. Fokussiere dich.

Wie möchtest du in Erinnerung behalten werden?

Als junge ausländische Studentin in Ökonomie, deren erster Job Mitgründerin und CFO eines erfolgreichen Hightech-Start-ups ist. Und all das dank der Möglichkeiten, die die Schweiz bietet.

Olga Mykhailova ist eine von 27 Unternehmerinnen, die Aspire im Rahmen der Ausstellung «visual stories of female entrepreneurs» interviewt hat. Mit der Fotoausstellung wurde am 14. Mai 2014 erfolgreich die Organisation Aspire ins Leben gerufen, Bewusstsein für den Karriereweg Unternehmerin geschaffen und Rollenmodelle aufgezeigt. Aspire möchte mit Workshops, Mentoring und Events angehende Unternehmerinnen unterstützen.

Das Interview ist in der GIRLS DRIVE Ausgabe 7 (Winter 2014) erschienen.

Foto: Giacomo Cattaneo, Aspire