Panik im neuen Job: Hilfe, ich bin unterqualifiziert!

Bis hierhin hast du so ziemlich alles geschafft: Schule, Studium, Abschlussprüfungen, Job an Land gezogen. Du bist jung, qualifiziert und könntest ...

  • 25. Juni 2020
  • 4 Min. Lesezeit
  • Max

Bis hierhin hast du so ziemlich alles geschafft: Schule, Studium, Abschlussprüfungen, Job an Land gezogen. Du bist jung, qualifiziert und könntest platzen vor Engagement. Man könnte meinen, du hast einen Lauf. Bis du deine erste Stelle antrittst – und plötzlich in eiskaltem Wasser zappelnd nach Luft schnappst.

Der Arbeitsplatz ist noch nicht fertig eingerichtet, die Namen der neuen Kollegen hast du schon wieder vergessen, da flattert die erste Aufgabe auf den Tisch. Und aus den tausend Fragezeichen sticht eins besonders raus: Was um alles in der Welt mache ich eigentlich hier?

Die ersten Wochen im neuen Job können hart sein: Mit jeder neuen Aufgabe und jeder Deadline wächst das Gefühl, dass du vollkommen fehl am Platz bist, die anderen ständig nur mit deinen Fragen nervst und du deinen Chef auf Dauer nie und nimmer zufrieden stellen kannst. Und du erwischst dich dabei, wie du dich an die Uni zurückwünschst – oder am besten gleich zu Mama.

Diagnose: Mit dir ist alles in Ordnung!

Und jetzt? Zum Chef gehen mit «Tut mir wirklich leid, aber ich bin heillos überfordert und Sie suchen sich besser jemanden, der den Job kann»? Der Drang ist nachvollziehbar, aber: Nein. Auch wenn es sich nicht so anfühlt: Mit dir ist alles in Ordnung und deine Reaktion ganz normal. In so einer Situation findet sich fast jeder mal. Also durchatmen und Ruhe bewahren. Und zwar so:

Betrachte die Lage nüchtern

Du bist doch ein Ass im analytischen Denken. Also hör auf, panisch durch die Gegend zu rennen und schalte von Bauch auf Kopf um.

  • So ziemlich alles an deiner aktuellen Situation ist neu: Das Umfeld, die Leute, die Arbeitszeiten und -abläufe, und und und. Hierauf mit Anspannung oder Stress zu reagieren, ist ganz natürlich. Mit der Zeit werden die Dinge weniger neu und damit auch weniger furchteinflössend. Oft hilft es schon ein wenig, sich das bewusst zu machen.
  • Du verstehst viel nicht auf Anhieb, musst oft recherchieren und nachfragen. Das ist unangenehm, aber was bedeutet das eigentlich? Dass du wahrscheinlich sehr schnell sehr viel lernst. In ein paar Wochen hast du schon viel mehr Durchblick, Wissen, Routine und Erfahrung. Hättest du dir wirklich einen Job gewünscht, der nichts Neues bereithält? Dann wäre die Karriereleiter nach der ersten Sprosse auch schon wieder zu Ende.
  • Wie bist du eigentlich an den Job gekommen, für den du scheinbar so ungeeignet bist? Im Lotto gewonnen? Oder bist du ohne dein Wissen Teil eines neuen TV-Formats, in dem Nichtskönner am Arbeitsplatz vorgeführt werden? Ist der Personaler ein Nichtskönner? Oder warst du einfach der einzige Bewerber? Unwahrscheinlich.

Fakt ist: Mindestens ein erfahrener Mitarbeiter in nicht ganz unwichtiger Position hat etwas in dir gesehen und beschlossen, dass du die richtige Wahl für die Stelle bist. Selbst wenn es «nur» dein Potenzial war: Du bist Absolvent, klar, dass du keine jahrelange Berufserfahrung hast. Vertrau darauf, dass der Personaler seinen Job gut gemacht hat. Und dass du das auch tun wirst.

Nimm der Panik den Wind aus den Segeln

Du weisst jetzt, dass alles halb so schlimm ist. Das ist ein guter Anfang, löst das Gefühl der Überforderung aber nicht in Luft auf. Zeit, den praktischen Teil anzugehen.

  • Frag dich, was genau die Hauptauslöser für den Stress sind: Sind es die ungewohnt langen Arbeitszeiten? Der fehlende Überblick aufgrund mangelnder Routine? Schaffst du es abends nicht, abzuschalten? Dann arbeite gezielt an diesen Punkten: Mach regelmässige Mittags- oder Kaffeepausen mit deinen Kollegen, nimm dir Zeit für ordentlich strukturierte To-Do-Listen und finde raus, was dir nach Feierabend hilft, den Kopf freizubekommen. Sport, ein entspanntes Bad oder ein Treffen mit Freunden – gut ist, was dir guttut!
  • Arbeite an deiner Einstellung: Wenn du auf eine neue Aufgabe zuerst mit «Ich kann das nicht» reagierst, macht das die Sache garantiert nicht besser. Nimm die Herausforderung an, setz dich mit der Aufgabe auseinander, sammel fokussiert alle nötigen Informationen, und hab um Himmels Willen keine Angst, Fragen zu stellen (sofern Google sie dir nicht beantworten kann)!
  • Mach dir jeden Tag bewusst, dass neue Herausforderungen fast nur Vorteile haben: Du erweiterst dein Wissen, entwickelst dich beruflich wie persönlich weiter, du eignest dir neue Fähigkeiten an und machst ständig neue Erfahrungen – und du langweilst dich nicht.

Und auf einmal lichtet sich das Chaos, die blanke Panik weicht langsam einer positiven Aufregung, du blickst auf deine ersten Tage im Job zurück und stellst fest: Ist doch eigentlich alles super gelaufen! Kaum auszudenken, wenn du in einem Job gelandet wärst, in dem es keine Luft nach oben gibt..