Perfect Match? Warum du dich für einen Job nicht verstellen solltest

Die Stellenbeschreibung klingt super, die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist da. Check. Du weisst nahezu alles über das Unternehmen, dein Busin...

  • 29. Dezember 2020
  • 3 Min. Lesezeit
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Die Stellenbeschreibung klingt super, die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist da. Check. Du weisst nahezu alles über das Unternehmen, dein Business-Outfit sitzt wie angegossen, und die gängigen Interview-Fragen beantwortest du im Schlaf. So weit, so gut. Aber dich selbst als perfekten Kandidaten zu verkaufen, ist nicht alles.{:.intro-text}

Kennst du diese Menschen, die zahllose Dates haben und sich ständig beschweren, dass es schon wieder irgendwie nicht geklappt hat, obwohl sie doch alles getan haben, um dem anderen zu gefallen? Willst du die Verzweiflung aus ihnen herausschütteln und ihnen ins Gesicht brüllen, dass sie aufhören sollen, wahllos zu sein und sich stattdessen mal zu überlegen, was für sie selbst eigentlich das Richtige wäre? Mit der Jobsuche ist es gar nicht so anders.

Dem Jobprofil entsprechen – aber nicht um jeden Preis

Hand aufs Herz: Hast du dich schon mal dabei ertappt, wie du versucht hast, dich einer ausgeschriebenen Stelle so gut wie möglich anzugleichen? Hast du der allgemeinen Erwartung entsprechende Kleidung angezogen und deine Stärken und Qualifikationen so dargestellt, dass sie optimal mit den Anforderungen übereinstimmen? Schliesslich wolltest du dem Recruiter vermitteln, dass du die perfekte Besetzung bist. Das ist natürlich absolut verständlich und wird in vielen Fällen auch zum Erfolg führen. Nur musst du dich dabei ehrlicherweise auch fragen, ob die Anforderungen und Aufgaben der vakanten Stelle auch zu dir (und nicht zu deinem herausgeputzten Bewerber-Ich) passen. Denn schliesslich willst du nicht irgendeinen Job machen, sondern ein Job, der dir liegt und zumindest das Potenzial hat, dich glücklich zu machen, oder?

Was ist dir wichtig?

Im Bewerbungsgespräch man selbst zu sein, ist gar nicht so einfach – und eine gewisse Anpassung ist mit Sicherheit auch absolut in Ordnung und sogar notwendig. Dennoch: Die Nervosität vor den unbekannten Fragen und der Druck, endlich einen Job abzustauben, führen oft dazu, dass man sich allzu sehr auf sein Dasein als Wunschkandidat konzentriert.

Dabei besteht die Gefahr, dass du vergisst, dass die Stelle in erster Linie zu dir passen sollte und nicht umgekehrt (obwohl das natürlich auch wichtig ist). Willst du wirklich nach zwei Monaten im Job merken, dass er einfach nicht dein Ding ist (und auch nicht wird) und dir wünschen, du hättest ihn nie angenommen? Eben. Besser du erkennst gleich, dass eine Stelle nichts für dich ist, als dass du enttäuscht und unzufrieden schon wieder auf Jobsuche gehen musst.

Fragen kostet nichts – aber es lohnt sich

Du solltest auch nicht vergessen, dass sich natürlich auch der Recruiter die Freiheit herausnehmen kann, die Schilderungen der Aufgaben und Anforderungen auszuschmücken, um einen Job besser zu verkaufen.

Nutz deshalb im Bewerbungsgespräch deine Chance herauszufinden, ob die Stelle wirklich zu dir passt. Diese ergibt sich beim Abschluss des Interviews, wenn der Recruiter zur berühmt-berüchtigten Frage ansetzt «Haben Sie noch Fragen?». Vor allem, wenn er dich bis anhin nicht vollständig von der Stelle überzeugen konnte (oder du ihm nicht alles abkaufst), solltest du jetzt in Erfahrung bringen, was wirklich hinter dem Job und der Firma steckt. Findest du hier die Werte, Einstellungen oder Arbeitsweisen, die dir wichtig sind? Als Einleitung für deine Rückfrage kannst du dem Recruiter zum Beispiel kurz erzählen, was dir aufgrund von bisherigen Erfahrungen in Bezug auf Arbeitsmoral, Betriebsklima, Weiterbildungsmöglichkeiten etc. besonders am Herzen liegt. Danach fragst du ihn ganz direkt, welchen Stellenwert deine Grundwerte in diesem Unternehmen einnehmen, wie die Firma damit umgeht und sie fördert.

Mut zur Authentizität

Authentizität im Vorstellungsgespräch braucht Mut: Wenn du offen zu dir und deinen Werten stehst, kann es natürlich immer sein, dass der Recruiter zu dem Schluss kommt, dass du nicht die optimale Besetzung für die Stelle bist. Andererseits ist es die beste Garantie dafür, dass du es gegebenenfalls selber merkst. Aber ganz ehrlich: Besser jetzt eine Absage bekommen, weil du du selbst warst, anstatt dauerhaft vorgeben zu müssen, jemand anderes zu sein. Denk nicht immer nur daran, welcher Job oder Firmenname sich gut auf deinem CV machen würde, sondern mach dich auf die Suche nach einem Job, der dich erfüllt und für den du morgens gern ins Büro gehst. Und eins ist klar: Wenn du dich verstellst, findest du den absoluten Traumjob ebenso wenig wie den Partner fürs Leben.