Vorsicht, Falle – wie Recruiter dich testen können, ohne dass du es merkst

Nervös vor Bewerbungsgesprächen? Das geht uns allen so. Egal wie gut man sich vorbereitet – die diffuse Angst, dass eine schier unlösbare Aufgabe o...

  • 12. April 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Max

Nervös vor Bewerbungsgesprächen? Das geht uns allen so. Egal wie gut man sich vorbereitet – die diffuse Angst, dass eine schier unlösbare Aufgabe oder eine wirklich komplizierte Frage das Bewerbungsgespräch doch noch ruinieren könnte, bleibt.

Je mehr Gespräche man schon hinter sich hat, desto besser weiss man, dass Recruiter einen gern mit Fragen wie «Warum sollten wir gerade Sie einstellen?» testen. Darauf kann man sich vorbereiten. Aber manche Unternehmen lassen sich besonders knifflige, beinahe fiese Szenarien einfallen, um dich zu überrumpeln.

Der «Red Herring»

Dieser Begriff stammt aus der Erzähltheorie und bezeichnet Charaktere oder Ereignisse, die in Film oder Literatur in den Plot eingeführt werden, um den Rezipienten auf eine falsche Fährte zu locken.

So können Unternehmen Bewerber, die aus einer anderen Stadt zum Interview kommen, zum Beispiel von einem vermeintlich externen Fahrer abholen lassen, der auf dem Weg zum Termin ein Gespräch mit dem Bewerber beginnt: Warum er sich für den Job interessiert und andere harmlose Interessefragen. Und auf der Rückfahrt zum Flughafen oder Bahnhof will er natürlich wissen, wie das Gespräch gelaufen ist. Der Kandidat ist ausserhalb der Büroumgebung nicht auf der Hut und lässt sich möglicherweise gehen. Und Bewerber, die den Fahrer unhöflich und herablassend behandeln, hinterlassen ebenfalls einen schlechten Eindruck.

Merke: Vom Fahrer über den Rezeptionisten bis zur Reinigungskraft gehören alle zum Unternehmen. Verhalte dich dementsprechend!

Der Lockvogel

Unternehmenschefs oder Recruiter, die ihre Bewerber zum Lunch oder Kaffee einladen, können die Servicekraft instruieren, die Bestellung des Kandidaten absichtlich durcheinander zu bringen. Aus der Art und Weise, wie dieser auf die Situation – die ja schon im entspannten Alltag nerven kann – reagiert, können sie viel über den Bewerber ableiten. Beschwert er sich ausführlich, korrigiert er höflich oder sagt er gar nichts? Das kann Aufschluss darüber geben, wie er sich in anderen Konfliktsituationen gegenüber Kollegen oder Kunden verhalten würde.

Das lange Schweigen

Diese Situation hängt auch ein bisschen von der persönlichen Wahrnehmung ab. Je nervöser man bei einem Gespräch ist, desto länger und unangenehmer kommen einem Gesprächspausen vor. Aber in manchen Fällen setzen Recruiter sie auch gezielt ein. Nach einer Antwort schweigen sie einfach. Personen, die Stille nicht aushalten können, werden nun hastig noch etwas hinzufügen, um die Pause zu füllen – und verheddern sich dabei vielleicht, indem sie etwas Unpassendes sagen. Meistens die bessere Option: Die Pause aushalten. Und wenn sie wirklich übermässig lange dauert: Einfach nachfragen, ob noch etwas unklar geblieben ist, was man noch ausführen sollte.

Der leere Becher

Ähnlich wie beim «Roten Hering» und der Lockvogel-Taktik geht es auch hier um einen Charaktertest. Der Recruiter wird sich und dem Bewerber Wasser oder Kaffee in Pappbechern mitbringen. Am Ende des Gesprächs, wenn beide ausgetrunken haben, wird er beobachten, was der Bewerber mit den Bechern macht. Lässt er sie stehen oder sammelt er sie ein und wirft sie in den Abfalleimer? So kann der Recruiter beispielsweise prüfen, wie aufmerksam und pflichtbewusst eine Person ist.

Recruiter wollen in einem Bewerbungsgespräch nicht nur testen, wie gut deine technischen Skills, dein Fachwissen oder deine Sprachkenntnisse sind; sondern auch, wie du dich in Alltagssituationen verhältst. Ob es das Managen von Konflikten, ein Auge fürs Detail oder den sozialen Umgang betrifft: Vom ersten Handschlag an werden Recruiter auch genauestens deine Persönlichkeit analysieren.