Welche drei positiven Charaktereigenschaften fehlen Ihnen?

Diese Frage kommt als Wolf im Schafspelz daher. Bei genauerer Betrachtung wird klar: Der Recruiter möchte etwas über deine Schwächen erfahren – den...

  • 22. Oktober 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Max

Diese Frage kommt als Wolf im Schafspelz daher. Bei genauerer Betrachtung wird klar: Der Recruiter möchte etwas über deine Schwächen erfahren – denn wo positive Charaktereigenschaften fehlen, tut sich zwangsläufig eine Lücke auf. Lass dich aber nicht abschrecken, denn wie immer kannst du auch bei dieser Frage im Vorstellungsgespräch alles zum Positiven wenden.

Alternative Formulierungen:

  • Nennen Sie mir drei Charaktereigenschaften, die Sie gerne hätten
  • Nennen Sie mir drei ihrer Schwächen

Vorbereitung auf diese Frage:

Mach dir zu diesem Thema unbedingt vor dem Interview Gedanken:

  • Welche positiven Charaktereigenschaften sind bei dir am ausgeprägtesten?
  • Welche positiven Charaktereigenschaften kannst du dir nur in geringem Masse zuschreiben und warum?
  • Wie versuchst du im Privat- und im Berufsleben, dieses Manko auszugleichen?

Fokussiere dich auf Charaktereigenschaften, die für die Ausübung der Stelle nicht zwingend erforderlich sind und nicht auf einen grundlegenden Mangel an sozialer oder fachlicher Kompetenz schliessen lassen.

Dos:

Nimm dir Zeit für die Beantwortung dieser Frage. Eine kleine Denkpause signalisiert dem Interviewer, dass du ernsthaft über die Frage nachdenkst und keine auswendig gelernten Phrasen präsentierst. Zeig mit deiner Antwort, dass du dir deiner Schwächen bewusst bist und daran arbeitest bzw. bereit bist, daran zu arbeiten. Sollte eine deiner Schwächen bereits angesprochen worden sein, kannst du dies zu deinem Vorteil nutzen und diese ebenfalls miteinbeziehen (eine Schwäche weniger auf dem Gesamtkonto). Versuch, deine Antwort mit einem positiven Ausblick abzuschliessen – damit zeigst du, dass trotz einiger Schwächen Entwicklungspotenzial besteht.

«Wir hatten es ja schon angesprochen: Mir fehlt es etwas an Flexibilität dann und wann. Ich neige dazu, alle Projektphasen im Vorfeld durchzuplanen. Kommt dann spontan eine Änderung, muss natürlich alles angepasst werden, was für mich oft mit Anstrengung verbunden ist. Ansonsten vermisse ich bei mir manchmal eine gewisse Selbstsicherheit, wenn es darum geht, Präsentationen vor grossem Publikum zu halten – aber daran arbeite ich schon seit längerem und es ist schon besser geworden. Als letztes würde ich sagen, dass mir ab und zu das Feingefühl fehlt, wenn ich Kritik ausübe. Mir wurde schon ein paar Mal gesagt, dass ich etwas zu direkt bin – aber auch das habe ich schon länger nicht mehr gehört, deshalb denke ich, dass ich das ganz gut in den Griff bekommen habe. Solange man seine Fehler kennt, kann man sie schliesslich auch verbessern.»

Don’ts:

Vermeide abgedroschene Beispiele, die deine vielen wunderbaren Charaktereigenschaften als vermeintliche Fehler verpacken. Darauf fällt heutzutage wirklich niemand mehr rein. Allerdings ist es umgekehrt ebenfalls nicht ratsam, deine fehlenden positiven Charaktereigenschaften als in Stein gemeisselt darzustellen. Wenn du selbst kein Entwicklungspotential für dich siehst, wie soll es dann dem Recruiter gelingen? Nenn grundsätzlich keine Eigenschaften, die in deinem potentiellen neuen Job wichtig sind. Bewirbst du dich beispielsweise als Kundenberater in einer Bank, solltest du eine Antwort wie diese vermeiden:

«Mir fehlt der Sinn für Ordnung. Das war schon immer so – im Chaos lässt es sich für mich viel besser arbeiten. Ausserdem bin ich nicht geduldig genug. Gerade wenn Menschen nicht auf den Punkt kommen können, regt mich das auf. Aber ich denke, dass geht vielen Menschen so. Ansonsten fällt mir nichts ein – ausser, dass ich es nicht schaffe pünktlich zu sein – ich bin immer mindestens eine viertel Stunde zu früh da.»

Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:

Der Recruiter möchte in erster Linie erfahren, ob du selbstreflektiert über deine eigenen Schwächen nachdenken kannst. Zudem will er herausfinden, an welchen Ecken und Enden noch Verbesserungsbedarf bei dir besteht. Fehlen dir essenzielle Charaktereigenschaften, die für den Job zwingend notwendig sind? Bist du bereit, an deinen Schwächen zu arbeiten oder nimmst du diese einfach hin? Mit der Beantwortung dieser Fragen kann der Recruiter einschätzen, wie gut du ins Unternehmen und zur Jobrolle passt.

Wir meinen:

Wenn du dir im Vorfeld bereits einige Eigenschaften zurechtgelegt hast, die nicht im Gegensatz zu den geforderten Skills der Jobausschreibung stehen, kann nicht mehr viel schieflaufen. Zeig ausserdem, dass du an dir arbeitest und positiv in die Zukunft blickst.