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Albana Rama: Lebe deine Träume und nimm dir, was du willst

Albana Rama, 30, Inhaberin und Geschäftsführerin der Nesta GmbH, wusste bereits als Kind, was sie werden wollte – Geschäftsführerin. Ihren Traum ha...

  • 11. Februar 2020
  • 5 Min. Lesezeit
  • Max

Albana Rama, 30, Inhaberin und Geschäftsführerin der Nesta GmbH, wusste bereits als Kind, was sie werden wollte – Geschäftsführerin. Ihren Traum hat Albana schon in jungen Jahren verwirklicht. Sie hat ihre Ausbildung in Zürich, London und San Francisco absolviert. Ihren ersten Job hatte sie bei der Ekman AG als Head of Accounting.

lebe deine Träume Albana Rama

Text: Albana Rama

Wenn ich an meine Studienzeit denke, die ja noch gar nicht so lange her ist, erinnere ich mich daran, dass sie enorm stressig war. Während des Betriebsökonomiestudiums in Zürich habe ich Vollzeit im Finanzwesen und Projekt Management bei einem Finanzdienstleister gearbeitet und nebenbei mein Studium abgeschlossen. Es war eine harte Zeit ohne viel Privatleben, und dennoch waren es drei wundervolle Jahre, in denen ich vieles über mich und meine Grenzen gelernt habe. Meine Zeit während des Masterstudiums in International Business in London und San Francisco war dann wesentlich angenehmer.

Als Vollzeitstudentin konnte ich mich nur auf mein Studium konzentrieren, was eine sehr nette Abwechslung war

Die internationale Erfahrung und der Austausch mit meinen MitstudentenInnen haben viel zu meiner Entwicklung beigetragen. Während meiner Studienzeit habe ich jede Möglichkeit genutzt, mich neu zu erfinden, mit Menschen zu umgeben, die anders waren als ich, die mich inspiriert haben, und ich habe mich mit Fachthemen auseinandergesetzt, für die ich bis dahin noch wenig Interesse hatte. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass ich manchmal zu kalkulierend mit dem Studium umgegangen bin. Ich habe oft Fächer gewählt, die mich nicht wirklich interessiert haben, aber gut für meine zukünftige Karriere waren. Der Spassfaktor beim Lernen kann so schon auf der Strecke bleiben. Auch habe ich mich zu oft gescheut, Fragen an die Professoren zu stellen.

Es ist wichtig, viele Fragen zu stellen, solange man die Möglichkeit dazu hat. Das Wichtigste für mich war aber, dass ich mir erlaubt habe, Fehler zu machen. Ich wollte in meinen jungen Jahren so viele Fehler wie möglich machen, um schnell aus ihnen lernen zu können. Jeder Fehler bringt dich näher an das heran, was du willst.

Mein Einstieg ins Berufsleben war dann sehr unkompliziert. Es hat mir sicher auch geholfen, dass ich immer schon neben der Ausbildung gearbeitet hatte, so hatte ich sehr reelle Vorstellungen vom Arbeitsleben. Für mich ging es direkt nach dem Masterstudium in einer Managementfunktion bei einem internationalen Commodity Trading Unternehmen los. Zuerst als Head of Accounting und später als Finanzchefin. Um ehrlich zu sein, ich wusste zu Beginn nicht, wie ich diese Herausforderung bewältigen sollte. Ich hatte zwar schon ein paar Jahre relevante Berufserfahrung, konnte aber noch keine Managementfunktion vorweisen. So bin ich mit dieser Chance genauso wie mit allen anderen Chancen im meinem Leben umgegangen: Ich habe sie gepackt, gelernt und das Bestmögliche daraus gemacht. Schwierig war eher der politische Aspekt im Corporate-Life. Da bin ich in meiner Managementrolle anfangs oft angeeckt, weil mir das ganze Politisieren nicht liegt. Als Frau hört man ja auch immer wieder von Regeln für Frauen im Business beziehungsweise davon, wie eine Frau sich in der männerdominierten Business-Welt zu verhalten hat. Mir wurde zum Beispiel sehr oft gesagt, meine High Heels seien zu hoch, mein Kleid zu eng, meine Haare zu lang, so könne man mich niemals ernst nehmen. Auch sei ich zu direkt und manchmal «zu aggressiv». Nun hat man hier als Frau genau zwei Möglichkeiten damit umzugehen: Entweder man zieht sich an wie ein Mann und befolgt die Regeln oder – und ich bevorzuge die zweite Variante – wir Frauen stehen zu unserer femininen Seite und zeigen das auch.

Der Versuch, Mann zu sein, ist eine Verschwendung der Weiblichkeit einer Frau

Alles in allem war diese Zeit aber eine wirklich bereichernde Erfahrung, die mich gut auf meine berufliche Selbständigkeit vorbereitet hat. Ein für mich durchaus logischer Schritt, denn Entrepreneurship hat mich schon immer mehr fasziniert als die Karriere im Corporate Business. Zur Überraschung vieler in meinem Umfeld habe ich mich dann aber nicht im Finanzsektor selbstständig gemacht. Meine Wahl fiel auf den Bereich Facility Management, weil ich bei vielen Projekten gesehen habe, dass ein Unternehmen enorm viele zeitliche und finanzielle Ressourcen sparen kann, wenn es alle spezifischen, qualifizierten Prozesse an eine Drittfirma delegiert. Die Idee zur Gründung einer eigenen Firma war damit geboren.

Abschliessend kann ich nur sagen: Habt keine Angst anzuecken

Nehmt euch, was ihr wollt und wartet nicht darauf, dass ihr «entdeckt» werdet. Abzuwarten, bis der Boss sieht, welch tolle Arbeit ihr leistet und euch befördert, ist zwar eine schöne Vorstellung, nur meistens funktioniert es in der Realität so nicht. Deswegen: Fürchtet euch nicht davor, nach der Beförderung oder Lohnerhöhung zu fragen, die ihr verdient. Die Businesswelt ist eine sehr politisierende Welt. Folgt deren Regeln, solange sie sich nicht mit euren Grundwerten kreuzen, und wenn ihr an der Spitze seid, ändert die Regeln nach euren Wünschen. Ganz wichtig: Zieht eure Mitstreiterinnen auf dem Weg zum Erfolg immer mit. Frauen müssen Frauen helfen! Das ist unsere Pflicht, wenn wir langfristig die Hälfte der Chefetagen besetzen wollen.

Meine persönlichen fünf Tipps für eine glückliche und erfolgreiche Karriere:

  1. Habe den Mut, dich immer wieder neu zu erfinden.
  1. Die Welt ist viel grösser als das, was du gegenwärtig besitzt, und die Grenzen, die du siehst, sind nur imaginär. Sprenge deine Grenzen.
  1. Sei bereit, dich deinen Ängsten täglich aufs Neue zu stellen.
  1. Umgib dich mit Menschen, die dich inspirieren, dir positive Energie geben und die an das Unmögliche glauben.
  1. Geld ermöglicht dir vieles, lass es aber niemals Macht über dich haben. Vergiss nicht, wer du bist, woher du kommst und wer deine wahren Freunde sind.

Dieser Beitrag ist in der GIRLS DRIVE Ausgabe 9 (Sommer 2015) erschienen.

Foto: Pascal Triponez Photography, Bern