Was denken Sie von Ihrem letzten Arbeitgeber?

Du hast dich super im Vorstellungsgespräch geschlagen, und dann das: Lästern geht gar nicht – aber in höchsten Tönen schwärmen ist auch irgendwie u...

  • 16. Oktober 2020
  • 3 Min. Lesezeit
  • Max

Du hast dich super im Vorstellungsgespräch geschlagen, und dann das: Lästern geht gar nicht – aber in höchsten Tönen schwärmen ist auch irgendwie unpassend, oder? Und was denkst du überhaupt wirklich von deinem Ex-Arbeitgeber? An Glatteis mangelt es dieser Frage schon mal nicht.

Vorbereitung auf diese Frage:

In irgendeiner Form wird der Interviewer sicherlich auf deinen letzten Arbeitgeber zu sprechen kommen – die Vorbereitung ist also Pflicht. Erstell dir eine Übersicht über die guten und weniger optimalen Seiten deines bisherigen Arbeitgebers (auch wenn es «nur» ein Nebenjob während deines Studiums war).

Welche Punkte würdest du dir auch von deinem zukünftigen Arbeitgeber wünschen? Wo siehst du Verbesserungsbedarf?

Dos:

Strukturiere die Einschätzung deines Arbeitgebers klar und sprich zuerst über die positiven Dinge, bevor du Kritik äusserst. Lass bei deiner Kritik jedoch Milde walten, denn ein Aussenstehender, der diesen Job nie gemacht hat, wird Probleme nicht halb so gravierend einschätzen wie du, der direkt mit den Problemen in diesem Job konfrontiert war. Stelle dabei auch dar, ob und inwieweit du zur Verbesserung der Situation beitragen konntest.

„Meine Vorgesetzte im Theater war für die Personalführung, die Dienstpläne sowie die Briefings für neue Veranstaltungen zuständig. Da ist viel Koordination und Kommunikation notwendig. Das Team konnte sich darauf verlassen, dass die Dienstpläne früh genug verteilt werden und kurzfristige Änderungen jederzeit möglich waren, was nicht selbstverständlich ist.

Leider hat meine Chefin keinen Wert auf Einarbeitung gelegt – das heisst, die erfahrenen Mitarbeiter mussten die Neulinge während der Abenddienste anleiten. Bei ausverkauftem Haus ist das unmöglich und leider für die Aussenwirkung einer Kultureinrichtung nicht optimal. Dafür haben sich später viele Kollegen bei mir für die gute Einarbeitung bedankt, was natürlich wiederum schön ist.“

Don’ts:

Lass dich auf keinen Fall zu Indiskretionen hinreissen – selbst wenn dein Recruiter (scheinbar) noch so sehr die «schmutzigen Details» erfahren möchte! Lästern hat im Job und erst recht im Vorstellungsgespräch nichts zu suchen!

«Naja, die Arbeitsatmosphäre war schon sehr locker, was mir eigentlich auch gefallen hat. Viele haben das aber auch ausgenutzt und sich an der Arbeit ein wenig zu viel entspannt – Nichtstun ist zwar auch mal ganz nett, aber produktiv waren wir nicht wirklich. Da es niemanden interessiert hat, ist es aber immer so weitergelaufen.»

Fall aber auch nicht ins andere Extrem und berichte nur Gutes – zum einen wirkt ein „rundum zufriedener Mitarbeiter" unglaubwürdig und zum anderen muss der Recruiter dann annehmen, dass du entweder die Augen vor Missständen verschliesst oder gar Angst hast, dich realistisch zu äussern.

Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:

Zuerst einmal will der Recruiter erfahren, warum du deine alte Stelle verlassen hast. Viel wichtiger ist ihm aber, ob du Missstände erkennen und analysieren kannst und wie du mit ihnen umgehst. Ausserdem steht deine Loyalität auf dem Prüfstand: Bewerber, die sich gehässig dem Ex-Arbeitgeber über äussern und gleichzeitig nichts unternommen haben, um Probleme zu lösen, haben schlechte Chancen. Schliesslich will sich kein Unternehmen Mitarbeiter ins Team holen, die schlechte Stimmung verbreiten und nicht zu konstruktiver Kritik fähig sind.

Wir meinen:

Diese Frage ist und bleibt ein Drahtseil-Akt, auch bei guter Vorbereitung. Bewahre deshalb einen kühlen Kopf, halte dich an deine Stichpunkte und wäge deine Worte ab.