In den Schuhen des Recruiters: Das Bewerbungsgespräch aus Personalersicht
Viele Bewerber fühlen sich vor dem Vorstellungsgespräch wie vor der Höhle des Löwen: Eine kleine Unachtsamkeit, ein Fehltritt, und du wirst gefress...
- 20. August 2020
- 4 Min. Lesezeit
- Max

Viele Bewerber fühlen sich vor dem Vorstellungsgespräch wie vor der Höhle des Löwen: Eine kleine Unachtsamkeit, ein Fehltritt, und du wirst gefressen – oder zumindest aus dem Bewerbungsprozess gekickt. Aber weisst du was? Die meisten Recruiter sind gar keine Bestien, sondern ganz normale Menschen, die gerne einen guten, netten neuen Mitarbeiter finden wollen.
Es ist nicht ihr Job, Bewerber fertig zu machen. Es ist ihr Job, den am besten geeigneten Kandidaten zu finden und einzustellen. Was in Personalern vorgeht, während du versuchst, die Füsse still zu halten und gute Antworten zu geben? Wir sagen es dir.
1. Der Personaler will dich mögen
Deine Qualifikationen sind weitgehend bekannt, wenn du es ins Vorstellungsgespräch geschafft hast. Jetzt geht es vor allem um die persönliche Eignung. Denk dran: Deinem Gesprächspartner kann nichts Besseres passieren, als den perfekten Kandidaten vor sich zu haben! Er sucht nicht nach der Nadel im Heuhaufen und sagt dir ab, weil dein Mund gezuckt hat oder deine Hand doch ein klein wenig schwitzig war. Sei freundlich und vor allem du selbst und setz ein (natürliches) Lächeln auf – wenn ihr euch sympathisch seid, freut das nicht nur dich, sondern euch beide!
2. Er freut sich, wenn du mitdenkst
Dass du dich im Vorfeld über das Unternehmen informierst, ist die Grundvoraussetzung und wird immer erwartet. Wenn du aber ein paar Beispiele parat hast, wie du deine Skills konkret in der Firma einsetzen kannst, schlägt jedes Personalerherz höher. Je kürzer deine Einarbeitungszeit, desto besser für das Unternehmen – schliesslich wirst du ja auch vom ersten Tag an bezahlt.
3. Der Personaler beantwortet gerne deine Fragen
Dein Gesprächspartner will nicht irgendeinen Roboter einstellen, der genug kann, um den Job hinzukriegen. Er will einen neuen Mitarbeiter finden, der den Job gut macht und sich darin wohlfühlt. Deshalb sollst du Fragen stellen – das nervt nicht, sondern zeigt, dass du interessiert bist und herausfinden willst, ob die Stelle die richtige für dich ist. Das Unternehmen kann nicht riechen, was dir persönlich wichtig ist. Aber es will, dass alle Fragen geklärt sind, bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Verkneif dir aber bitte Fragen wie «Ist es ok, 2 Stunden Mittagspause zu machen, wenn ich dafür ein bisschen länger bleibe?» Es geht hier darum, ob du der oder die Richtige für die offene Stelle bist, nicht um deine Freizeitgestaltung. Alles zu seiner Zeit!
4. Er will, dass du herausstichst
Nach einer Woche mit 50 Vorstellungsgesprächen erinnert sich ein Personaler nicht an dich, weil du eine gute Note im Zeugnis hattest. Er erinnert sich an dich, weil du einen bestimmten Eindruck hinterlassen hast (hast du das nicht, bist du wahrscheinlich schon vom Radar verschwunden und kannst dich auf die Absage einstellen).
Ganz egal, ob er diesen Eindruck hat, weil ihr über deine Vorbereitung für den Marathon geredet habt, über dein Backpack-Jahr in Asien, weil du an einer Stelle dreckig lachen musstest oder weil ihr zufällig die gleiche Uhr anhattet – wichtig ist einfach nur irgend ein Detail, das ihm im Gedächtnis bleibt. Natürlich schadet es absolut nicht, wenn deine interessante Geschichte beruflicher Natur ist – etwa als du dieses eine Projekt in der Hälfte der geplanten Zeit über die Bühne gebracht hast.
Was immer es auch ist: Hauptsache, du sitzt nicht da wie ein verschüchtertes Mäuschen und erzählst nur in knappen Sätzen von deinen Uniseminaren – das langweilt euch doch beide.
5. ..aber nicht durch eine negative Einstellung!
Natürlich wird es dem Personaler auch in Erinnerung bleiben, wenn du am laufenden Band geflucht, über dein letztes Praktikum hergezogen oder dauernd gegähnt hast – das wird dich dem Job aber kaum näher bringen.
Anstatt dich über deinen kontrollsüchtigen Ex-Chef zu beklagen, sag also z.B. lieber, dass dir ein gewisses Mass an Eigenverantwortung wichtig ist.
Ganz allgemein: Konzentrier dich darauf, was du an der neuen Position magst oder dir von ihr erhoffst, anstatt über Vergangenes zu lamentieren. Oder redest du beim ersten Date auch die ganze Zeit über deine(n) Ex?
6. Er will, dass du dran bleibst
Nachfassen – ein leidiges Thema. Als Bewerber will man sich nicht fühlen wie ein aufdringlicher Bittsteller, andererseits wird gern dazu geraten.
Versetz dich in die Situation deines Gesprächspartners: Löschst du jemanden vor lauter Genervtheit wutentbrannt, weil er dir eine kurze E-Mail schickt? Eben. Denk dran, dass er sich an dich erinnern muss. Dazu reicht es, wenn du dich kurz für das Gespräch bedankst, darauf hinweist, dass du für eventuelle Rückfragen gern zur Verfügung stehst und dich über eine Zusammenarbeit freuen würdest. Oder ihr hattet ein interessantes Thema im Gespräch? Noch besser! Hauptsache, der Personaler hat dich wieder auf dem Schirm.
Ausserdem zeigst du so, dass du dich auch nach dem Gespräch noch wirklich für den Job interessierst und nicht einfach abwartest, weil dir eigentlich egal ist, ob du ihn bekommst. Und ernsthaftes Interesse bekommt doch jeder gerne mitgeteilt. So ähnlich wie nach dem ersten Date eben.