Noch Fragen? – Klar! Warum Rückfragen im Vorstellungsgespräch dir den Job bringen können
Verhaltensregeln, so weit das Auge reicht: Mit einer Audienz bei der Queen hält das Vorstellungsgespräch locker mit. Kleidung, Körperhaltung, der r...
- 24. Juli 2020
- 4 Min. Lesezeit
- Max

Verhaltensregeln, so weit das Auge reicht: Mit einer Audienz bei der Queen hält das Vorstellungsgespräch locker mit. Kleidung, Körperhaltung, der richtig dosierte Händedruck, Blickkontakt, sympathisch sein, perfekt vorbereitet, aber spontan. Puh. Und selbst wenn man das alles mit Bravour meistert, kann man es noch in den Sand setzen – wenn man am Ende des Gesprächs keine Fragen hat.
Eigentlich ist das Schwerste ja geschafft: Deine Bewerbung und deine Qualifikationen haben überzeugt. Du bist im Prinzip geeignet für die Stelle, auf die du dich beworben hast. Jetzt musst du nur noch mit deinem einnehmenden Wesen überzeugen – und glaubhaft dein Interesse an der Firma rüberbringen.
Vorbereitet bis zum Schluss
Natürlich hast du dich vorbereitet und über das Unternehmen informiert, damit du jede Frage sicher beantworten kannst. Arbeitgeber erwarten von Bewerben, dass sie kommunikationsfähig sind, im Dialog Verständnis und Spontaneität zeigen, sich auf ihr Gegenüber einlassen und das Gespräch mit eigenen Gedanken und Ideen bereichern. Die Art der Fragen und die Länge des Gesprächs sind von Fall zu Fall verschieden. Aber egal, ob du 20 Minuten oder 3 Stunden im Interview warst – am Ende kommt die Frage, ob du noch Fragen hast. Selbstverständlich hast du die – du bist ja schliesslich vorbereitet.
Verpack Antworten in deine Fragen
Vielen Berufseinsteigern ist es bei ihren ersten Vorstellungsgesprächen unangenehm, die Frage nach den Fragen mit «Ja» zu beantworten – es könnte ja den Eindruck vermitteln, dass man Verständnisprobleme oder, noch schlimmer, sich im Vorfeld nicht ausreichend informiert hat.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Du erinnerst dich an die Panikerkenntnis im Studium: «Je mehr ich lerne, desto mehr Lücken tun sich auf»? So ist es auch hier. Es ist nahezu unmöglich, dass du ein vollständiges, klares Bild von deinem Berufseinstieg im Unternehmen hast; und das weiss auch dein Gesprächspartner.
Vielmehr gibt dir die Frage nach Fragen nochmals Gelegenheit zu zeigen, dass du dich über die Firma informiert hast: über ihre Philosophie, ihre Angebotspalette, ihre Märkte, ihr Sponsorenengagement für Soziales, Kultur oder Sport und so weiter. Deine Fragen sollten in die Tiefe gehen und auf Details aus dem Unternehmensalltag und deine Rolle darin abzielen. Vielleicht hast du während des Studiums etwas Spezielles gelernt oder gemacht, was zu der Abteilung passt? Dann fragst du danach, wie du es einbringen kannst, welche Unterstützung es dafür gibt und mit welchen anderen Unternehmensbereichen du dich dafür vielleicht austauschen könntest.
Kurz: Bereite deine Fragen so vor, dass sie nochmal richtig viel über dich vermitteln!
Im «Nein» auf die Frage nach Fragen steckt viel. Zum Beispiel:
Du siehst, worauf es hinausläuft. So oder so kommst du weder sonderlich ehrgeizig noch motiviert rüber, berufliche Ziele scheinen dir auch fremd zu sein, und über Identifikation mit dem Unternehmen muss man mit dir gar nicht erst reden.
Und nun? Das Unternehmen ist bestimmt nicht dabei, Absolventen einzustellen, weil sie so viel Erfahrung mitbringen. Vielmehr erhofft es sich neue Perspektiven, Ideen und Herangehensweisen. An diesen Stellen kannst (und solltest) du punkten!
Ein paar Beispiele für Rückfragen (eine Liste, die nicht ansatzweise Anspruch auf Vollständigkeit erhebt):
"Ist es gern gesehen, über die eigene Abteilung hinaus zu denken?"
Je grösser ein Unternehmen ist, desto eifersüchtiger hüten die verschiedenen Abteilungen oft ihr Wissen. Dazu kommt, dass feste Strukturen und Prozesse wenig Raum für Ideen oder Anregungen von aussen lassen. Mit dieser Frage zeigst du, dass du am grossen Ganzen interessiert bist, über die Grenzen deiner eigenen Position hinausblickst und ein Mensch mit Ideen bist.
"Wie kann ich mir den Prozess beim Realisieren einer neuen Geschäftsidee vorstellen?"
Punkt 1: Du hast Ideen. Punkt 2: Du hast Interesse und Lust, sie auch umzusetzen. So geht der Personaler mit dem Eindruck aus dem Gespräch, dass du aktuelles Know-How und neue Ansätze ins Unternehmen bringen wirst.
"Ich habe viel Spass an Sprachen – kann ich meine Kenntnisse in der Position einbringen?"
«Global» ist das Zauberwort in der Wirtschaft – egal ob bei kleinen, mittleren oder natürlich grossen Unternehmen. Wenn du die Sprache und Kultur aus ganz anderen Teilen der Welt kennst, ist das auf jeden Fall ein Plus. Mit Portugiesisch oder Chinesisch – um nur zwei Beispiele zu nennen – bist du für jedes Unternehmen ein Gewinn; ganz egal, ob du BWL, Ingenieurwesen oder Informatik studiert hast.