Warum wollen Sie den Arbeitgeber wechseln?
Es gibt viele Gründe für einen Jobwechsel: Über- oder Unterforderung, die Erkenntnis, dass man eigentlich doch lieber etwas anderes machen will, zu...
- 9. Oktober 2020
- 4 Min. Lesezeit
- Max
Es gibt viele Gründe für einen Jobwechsel: Über- oder Unterforderung, die Erkenntnis, dass man eigentlich doch lieber etwas anderes machen will, zu wenig Gehalt, Ärger mit dem Chef oder den Kollegen. Auch wenn gerne von einer «Trennung in gegenseitigem Einvernehmen» gesprochen wird, wissen Recruiter natürlich, dass das ganz und gar nicht immer der Fall ist – und haken gerne nach.
Wenn du glaubst, dass die letzte Stelle mit der nächsten ja nichts zu tun hast, irrst du: Deine Antwort auf diese Frage lässt zum Beispiel darauf schliessen, ob es dir an Durchhaltevermögen und Konfliktfähigkeit mangelt und du schnell die Flinte ins Korn wirfst, ob du zielstrebig oder planlos bist, ob du dich mit deinem Job identifizierst oder er austauschbar für dich ist.
Alternative Formulierungen:
- Warum sind Sie auf der Suche nach einer neuen Stelle?
- Was ist der Grund für Ihren Jobwechsel?
- Warum möchten Sie Ihren aktuellen Job verlassen?
Vorbereitung auf diese Frage:
Beantworte dir die Frage zunächst ganz ehrlich selbst. Wenn deine Beweggründe für den Jobwechsel deinen aktuellen Arbeitgeber in einem schlechten Licht dastehen lassen, überleg dir, wie du es diplomatischer formulieren kannst. Was aber viel wichtiger ist: Überleg dir, was du dir von der Zukunft und deinem nächsten Job erhoffst und erwünschst!
Dos:
Sei möglichst ehrlich, aber vermeide allzu Negatives. Das kann schwierig sein, wenn dein aktueller Job eine Katastrophe ist. In diesen Fällen solltest du dem Grund eine etwas positivere Verpackung verpassen.
Die Bezahlung ist mies? Erklär dich so: «Ich habe im ersten Jahr in meinem Job wirklich viel gelernt und mich besonders in den Bereichen Datenanalyse und Programmierung weitergebildet. Besonders deshalb möchte ich zu einem Unternehmen wechseln, in dem ich meine Skills auch einbringen kann und sie honoriert werden.»
Deine Kollegen sind Idioten? Versuch es damit: «Ich schätze meine Firma und die Produkte wirklich sehr, aber leider hat sich herausgestellt, dass mir die Unternehmenskultur nicht liegt. Ich arbeite am besten in einem Umfeld, in dem wirklich Wert auf offene Kommunikation gelegt wird und man auch eigene Ideen einbringen kann.»
Dreh die Frage um und formulier deine Antwort in die Zukunft gerichtet. Leg den Fokus auf deine Suche nach Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten.
«Mein derzeitiger Arbeitgeber ist vorbildlich und ich arbeite gerne dort. Nach meinem Studium habe ich meine Karriere dort gestartet und konnte über die Jahre viele Erfolge erzielen. Es ist für mich aber wichtig, meine Berufserfahrungen nun in einer neuen Firma und in einem neuen Bereich einzubringen und mich weiterzuentwickeln.»
«Ich fühle mich in meiner derzeitigen Jobposition sehr gut aufgehoben. Allerdings strebe ich danach, in einem Unternehmen zu arbeiten, das noch moderner und zukunftsorientierter aufgestellt ist. Deswegen habe ich mich bei Ihnen beworben.»
Lästere niemals über deine alte Firma! Die Rechnung «Ich zeige der Firma, wie sehr ich sie mag, indem ich die andere runtermache» geht nicht auf und mit Sicherheit nach hinten los. Vielmehr outest du dich so als unprofessioneller Mitarbeiter, der öffentlich über das Unternehmen herzieht, sobald ihm etwas nicht passt. Und der Recruiter muss annehmen, dass du es mit dieser Firma auch so machst, solltest du sie einmal verlassen wollen.
«Ehrlich gesagt, bin ich mit dem Führungsstil nicht klargekommen. Absprachen und Transparenz scheinen in der Geschäftsleitung Fremdworte zu sein.»
Ein weiteres No Go: Vermitteln, dass es dir nur um Geld geht: Dass es ein wichtiger Faktor ist, ist jedem klar. Wenn es der einzige ist, spricht es klar gegen dich. «Der Job war okay, um einfach den Einstieg ins Berufsleben zu kriegen. Aber irgendwann will man sich ja auch etwas leisten können, was von dem Gehalt einfach nicht möglich ist.»
Denk immer daran, dass jeder Grund gegen dich verwendet werden kann: Dein Job ist zu stressig? Vielleicht kannst du einfach nicht mit Stress umgehen! Dir ist langweilig? Vielleicht bist du zu passiv und kannst dich nicht motivieren.
Was der Recruiter mit dieser Frage bezweckt:
An deiner Antwort lässt sich ablesen, was dir bei einem Job und einem Arbeitgeber wichtig ist: Geht es dir um die Inhalte, Produkte, Herausforderungen? Die Arbeitsatmosphäre und die Kollegen? Oder vor allem um Geld und Urlaub? Und wie verhältst du dich deinem Arbeitgeber gegenüber? Ziehst du hinter seinem Rücken über ihn her oder versuchst du, sachlich und loyal zu bleiben, obwohl du ihn verlassen willst? Aus deiner Antwort schliesst der Interviewer darauf, ob es dir an Durchhaltevermögen und Konfliktfähigkeit mangelt und du schnell die Flinte ins Korn wirfst, ob du zielstrebig oder planlos bist, ob du dich mit deinem Job identifizierst oder er austauschbar für dich ist.
Wir meinen:
Bleib bei deiner Antwort sachlich und konzentrier dich auf deine persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten als Hauptgrund für deine Neuorientierung. So weist du mit deiner Antwort in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit.