Der französische Lebenslauf

Wenn du vorhast, dich in Frankreich zu bewerben, dürften Übersetzungen kein sonderlich grosses Problem für dich darstellen. Leider wirst du mit ein...

  • 13. November 2020
  • 5 Min. Lesezeit
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Wenn du vorhast, dich in Frankreich zu bewerben, dürften Übersetzungen kein sonderlich grosses Problem für dich darstellen. Leider wirst du mit einer 1:1 Version deines deutschsprachigen Lebenslaufs bei unseren französischen Nachbarn nicht weit kommen. Also: Alles neu. Wir zeigen dir, wie es geht.

Die Bewerbung in einem frankophonen Land ist eine ziemliche Herausforderung, auch wenn du die Sprache gut beherrschst. Denn es gibt zahlreiche Unterschiede zu Bewerbungen im deutschen Sprachraum. Die Schritt-für-Schritt-Einführung in den französischen Lebenslauf.

Gegen die Zeit

Ein französischer Lebenslauf wird umgekehrt chronologisch aufgebaut. Das heisst, du beginnst immer mit den aktuellsten Angaben und gehst in der Zeit zurück.

Länge und Layout

Le CV ist maximal eine Seite lang. Das kann je nach Umfang deiner Erfahrungen ganz schön eng werden, um dich gut darzustellen. Deshalb musst du deinen Lebenslauf gut strukturieren und sorgfältig layouten, darauf legen französische Personaler grossen Wert. Experimentiere dabei nicht mit Schriftarten und -grössen, sondern beschränke dich auf gut lesbare Standardschriftarten in 11 bis 12pt.

Lesehilfen

Eine Seite voller Angaben kann auch beim besten Layout unübersichtlich werden. Um dem Recruiter die Kerninfos quasi auf dem Silbertablett zu servieren, ist es in Frankreich üblich, Familiennamen und wichtige Stationen im Lebenslauf in Grossbuchstaben zu schreiben oder zu unterstreichen.

Weniger ist mehr

Le CV verzichtet auf Details, ohne die ein deutschsprachiger Lebenslauf nicht auskommt: In Frankreich bekommt der Lebenslauf keine extra Überschrift, er wird nicht datiert und auch nicht unterschrieben.

Normalerweise verzichten frankophone Bewerbungen auch auf Fotos. Bei Jobs mit Kundenkontakt kann es jedoch von Vorteil sein, dem Unternehmen schon in der Bewerbung zu zeigen, dass du ein gepflegtes Äusseres hast. In Kanada hingegen sind Bewerbungsfotos tabu, denn das Land hat ähnlich strenge Antidiskriminierungsgesetze wie sein Nachbar USA.

Jetzt kennst du schon einmal die ersten Besonderheiten eines französischen Lebenslaufs. Nächstes Level: Das Dokument «zusammenbauen». Im Wesentlichen besteht der französische Lebenslauf aus Bausteinen, die mehr oder weniger flexibel sind.

Coordonnées personnelles – die persönlichen Angaben

Im ersten Abschnitt des französischen Lebenslaufes stehen Name, Kontaktdaten (Adresse, Telefon und E-Mail), Geburtsdatum, Familienstand und deine Staatsangehörigkeit. Bei Bewerbungen in Kanada darfst du deine Nationalität und dein Geburtsdatum jedoch auf keinen Fall angeben, denn auch hier greifen wieder die strengen Antidiskriminierungsgesetze.

Bei der Namensangabe ist es üblich, den Familiennamen in Grossbuchstaben zu schreiben, wie es auch in der Westschweiz häufig gemacht wird. Wenn du Geburtsdatum und Geburtsort angibst, vergiss auch deinen Familienstand nicht. Danach werden bei französischen Bewerbungen auch Kinder mit Alter genannt, falls du schon eine Familie gegründet hast.

Wenn du ein Foto mitschickst, platzierst du es rechts neben den Coordonnées personnelles, am besten auf derselben Höhe wie dieser Abschnitt – oder zumindest so, dass sie die gleiche Oberkante haben.

Objectif / Compétences – Ziele bzw. Kompetenzen

Dieser Abschnitt ist kein Muss, hilft dir aber, dich dem Recruiter genauer vorzustellen, indem du in drei bis vier Sätzen kurz deine Stärken und Ziele schilderst. Deine Ziele leitest du dabei aus deinen Fähigkeiten und Erfahrungen ab, zum Beispiel welche Software du beherrschst und in welchem Fachgebiet du bisher gearbeitet hast.

Wenn du den Fokus auf Fähigkeiten legst, betitelst du diesen Abschnitt mit Compétences; geht es dir mehr um die Betonung deiner Motivation und deiner Karriereziele, bekommt der Abschnitt die Überschrift Objectif.

Formation – deine Ausbildung

Deine Ausbildungsstationen werden wie schon erwähnt in umgekehrt chronologischer Reihenfolge genannt. Geh dabei nach folgendem Muster vor:

Name der Einrichtung – Abschlussbezeichnung – (ggf. Note) – Abschlussjahr

Informiere dich auch, ob dein Abschluss im Zielland bekannt ist. Ist das nicht der Fall, recherchiere im Netz nach einer passenden Übersetzung sowie einem landesüblichen Äquivalent der Berufsbezeichnung.

Wenn du deine Noten angeben möchtest, vergiss nicht, sie in das französische System umzurechnen: Es reicht von 0 bis 20, wobei 20 top ist und alles unter 10 als durchgefallen gilt.

Gute Noten lassen sich ungefähr so einordnen:

12 bis 13,9 = assez bien = ungefähr 4,5 bis 5

14 bis 15,9 = bien = ungefähr 5 bis 5,5

16 bis 20 = très bien = ungefähr 5,5 bis 6

Expérience professionnelle – Berufserfahrung

In frankophonen Ländern wird viel Wert auf Berufserfahrung gelegt. Da es damit bei Hochschulabsolventen damit naturgemäss etwas mau aussieht, betone deine Praktika (stage), Nebenjobs (emploi étudiant) und Freiwilligenarbeit (volontariat). Gib alle Positionen mit genauem Zeitraum und Arbeitgeber an und schreib zu jeder Stelle zwei bis drei Zeilen über deine Aufgaben und die Fähigkeiten, die du erworben hast – am besten so, dass sich eine Verbindung zum neuen Job ergibt. Der Grund für den Stellenwechsel gehört jedoch nicht hierhin.

Du kannst hier auch Zahlen nennen, etwa prozentuale Entwicklungen oder auch Mitarbeiterzahlen und Teamgrössen, wenn du für ein relativ unbekanntes Unternehmen gearbeitet hast. So kann sich der Recruiter eine bessere Vorstellung von deiner früheren Arbeitsumgebung machen. Nicht zuletzt helfen Zahlen, das in Frankreich nicht mitgeschickte Arbeitszeugnis auszugleichen. Nur in Belgien solltest du vorsichtig sein: Dort können ausgiebige Erfolgsschilderungen als Prahlerei aufgefasst werden.

Du bist eine Zeit lang arbeitslos gewesen? Das ist unter Absolventen nichts Ungewöhnliches. Füll diese Lücke, indem du um Beispiel freiwillige Aktivitäten oder Weiterbildungen anführst.

Langues – Sprachkenntnisse

Hier kannst du mit Mehrsprachigkeit richtig punkten! Deine Sprachkenntnisse gibst du im Lebenslauf wie folgt an:

  • Grundkenntnisse – connaissances de base
  • fortgeschritten – connaissances avancées
  • fliessend – courant
  • zweisprachig – bilingue
  • Muttersprache – langue maternelle

Wenn du fortgeschrittene oder Grundkenntnisse einer Sprache hast, gibst du zusätzlich an, welche Formen der Sprache du beherrschst: Lesen (lu), Schreiben (écrit), Sprechen (parlé). Ausserdem kannst du noch die Art deines Spracherwerbs schildern, also ob du die jeweilige Sprache in der Schule, durch einen Auslandsaufenthalt, durch fremdsprachige Familienangehörige oder Bekanntschaften erlernt hast. Zertifikate wie TOEFL oder DELF/DALF gehören hier auch hinein.

Connaissances informatiques – Computerkenntnisse

In diesem optionalen Abschnitt kannst du deine Computerkenntnisse auflisten. Die Kenntnisstufen sehen wie folgt aus:

  • Ausgezeichnete Kenntnisse – excellentes connaissances
  • Sehr gute Kenntnisse – très bonnes connaissances
  • Fortgeschrittene Kenntnisse – connaissances avancées
  • Grundkenntnisse – connaissances de base

Divers – Sonstiges

Im letzten Abschnitt kannst du zusätzliche Angaben zu deiner Person machen, die dem Recruiter ein genaueres Bild von dir geben. Auszeichnungen, Ehrenämter, Hobbys, Armeedienst oder auch längere Reisen nennst du hier.

Ausserdem kannst du hier – anders als bei Bewerbungen auf deutsch, wo diese Information ins Anschreiben gehört – deine Verfügbarkeit und ein mögliches Eintrittsdatum angeben.