Red dich nicht um Kopf und Job – Wann du im Bewerbungsgespräch die Klappe halten solltest
Das Outfit sitzt, du fühlst dich super und bist tiptop auf die Fragen der Recruiter vorbereitet. Beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Vorste...
- 22. Juni 2020
- 6 Min. Lesezeit
- Max

Das Outfit sitzt, du fühlst dich super und bist tiptop auf die Fragen der Recruiter vorbereitet. Beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Aber schon wenige falsche Sätze können dich ins Aus befördern – denn es zählt nicht nur, was du im Interview sagst, sondern auch, was du nicht sagst. 17 Dinge, die du dir verkneifen solltest.
1 „Und was machen Sie jetzt genau?”
Goldene Regel: Mach deine Hausaufgaben! Geh niemals in ein Vorstellungsgespräch, ohne gut über die Firma Bescheid zu wissen. Und mal ehrlich: Warum um alles in der Welt bewirbt man sich bei einem Unternehmen, von dem man nicht weiss, was es macht? Besser kannst du dein absolutes Desinteresse nicht rüberbringen. Offensichtlich ist dir alles egal, Hauptsache du bekommst Geld. Ja, von solchen Bewerbern kann eine Firma sonst nur träumen.
2 “Der Chef war eine Katastrophe.“
Egal wie schlimm dein letzter Job oder Praktikum war: Lästern ist ein No-Go! Schliesslich will sich niemand einen ewigen Stänkerer ins Haus holen. Bleib neutral und konzentrier dich darauf, was du bei deinem letzten Arbeitgeber gelernt hast. Wenn dir das einfach nicht genug war, kannst du das sagen und gleich einbringen, welche Aufgaben und Herausforderungen du dir in der neuen Position wünschst.
3 “Ich bin total aufgeregt.”
Was erhoffst du dir von dieser Information? Erstens wird dein Gesprächspartner schon mitbekommen, wenn deine Hände zittern und dir der Schweiss von der Stirn tropft. Zweitens ändert das nichts – alle anderen Bewerber haben die gleichen Voraussetzungen und das gleiche Recht auf Aufregung wie du. Was in einer TV-Casting-Show keine Entschuldigung ist, bringt dich im Bewerbungsprozess erst recht nicht weiter. Also behalt deine Nervosität für dich.
4 “Ich mache alles, egal was.”
Mal davon abgesehen, dass dieser Satz bei vielen die Assoziation Strassenstrich hervorruft: Damit vermittelst du die pure Verzweiflung. Und dass dich anscheinend niemand einstellen will – was deine Chancen bei diesem Versuch sicher nicht erhöht. Personaler möchten zielstrebige, engagierte und selbstsichere Mitarbeiter. Die Einstellung “Ich nehme jeden Job, der gerade frei ist“ zeugt vom genauen Gegenteil. Erklär dem Personaler stattdessen, warum du dich auf genau diese Position bewirbst und ziele auch bei Initiativbewerbungen zumindest auf einen bestimmten Bereich.
5 “Ich weiss, dass ich nicht viel Erfahrung habe. Aber...”
Absolventen sagen diesen Satz häufig, und er stimmt ja auch. Aber: Erstens kennt der Recruiter deinen Lebenslauf und zweitens weiss er, dass wenig Berufserfahrung nun mal in der Natur von Absolventen liegt. Also hör bitte auf, ihn daran zu erinnern, dass andere Bewerber möglicherweise besser für die Stelle geeignet sind als du! Bring deine Stärken, nicht deine Schwächen zur Sprache und zeig Arbeitseifer und Lernbereitschaft.
6 “Darauf habe ich eine tolle Antwort!”
Glückwunsch! Aber freu dich darüber bitte nur in deinem Kopf, wir sind hier nicht beim Gedichte aufsagen. Auch wenn eine intensive Vorbereitung ohne Zweifel super ist – das Auswendiglernen von Antworten ist zu viel des Guten. Vergiss nicht, dass du zum Vorstellungsgespräch eingeladen bist – man will dich kennenlernen und sich mit dir unterhalten. Spontan = sympathisch!
7 “Meine grösste Schwäche ist Perfektionismus.”
Nein. Dann würdest du nämlich nicht mit dem abgedroschensten aller Klischees auffahren, sondern hättest dir eine überzeugendere Schwäche überlegt. Jeder Recruiter wird dir bestätigen, dass er diese Antwort schon zu oft gehört hat, um sie noch ernst zu nehmen. Du hast garantiert eine «echte» Schwäche, die dein Gegenüber nicht mit den Augen rollen lässt – finde sie!
8 “Ich denke out-of-the-box.”
Selbst wenn dem so ist: Bitte sprich wie ein normaler Mensch. Abgedroschene Schlagwörter auf Beratersprech nerven Personaler nur und bringen dich nicht weiter.
Anders ausgedrückt: Wenn du die Strategy fährst, dein Target zu engagen, indem du versuchst, mit Wannebe-Business-Denglisch Value zu adden, musst du dich nicht wundern, wenn man dich bald droppt, statt dich im Loop zu halten. Ganz mieser Approach.
9 “Also damals, im Ferienlager..“
An sich sind Geschichten keine schlechte Sache – sie erleichtern es dir, einen Draht zum Interviewer zu bekommen, denn sie sind einprägsamer als Fakten. Allerdings sollten sie dazu dienen, eine für die Stelle relevante Fähigkeit oder Erfahrung zu unterstreichen und nicht zu ausschweifend sein – sonst sieht dich der Recruiter vor seinem inneren Auge schon stundenlang an der Kaffeemaschine quatschen.
10 “Ich habe ein synergistisches Netzwerk strategischer Allianzen aufgebaut…”
Natürlich versteht der Recruiter diese Art des Vokabulars. Das macht es aber nicht angenehmer, dir zuzuhören. Ausserdem verlierst du deine Authentizität, wenn du klingst, als würdest du Fachliteratur rezitieren. Benutz natürliche, bildhafte Sprache – wenn das Unternehmen einen Roboter suchen würde, wärst du nicht eingeladen worden.
11 “Hm, keine Ahnung.“
Trotz aller Vorbereitung kann es sein, dass du bei der ein oder anderen Frage ins Stolpern gerätst. Verschaff dir etwas Zeit, indem du die Frage bedächtig wiederholst oder langsam sagst «Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass…» – noch immer ratlos, wie du die Frage beantworten sollst? Dann bitte um das, was du brauchst: eine zusätzliche Information, einen Stift und Papier, ein Glas Wasser oder eine Minute Bedenkzeit.
12 “Wie viele Urlaubstage / Wie viel Geld bekomme ich?”
Wer sofort mit den Fragen zu den «angenehmen» Teilen des Jobs anfängt, wirkt desinteressiert und nicht sonderlich engagiert. Du versuchst hier gerade, eingestellt zu werden, also konzentrier dich darauf, was du für das Unternehmen tun kannst. Forderungen kannst du stellen, wenn die Wahl tatsächlich auf dich gefallen ist. Halt dich deshalb im Bewerbungsgespräch damit zurück.
13 “Nö. Keine Fragen.”
Hier ist die Gleichung ganz einfach: Wenn du keine Fragen hast, interessierst du dich weder für die Stelle noch für das Unternehmen. Diesen Eindruck willst du nicht hinterlassen, deshalb bereite am besten ein paar Fragen vor.
14 “Ich nehme das Steak und den Cabernet.”
Wenn du dich im Rahmen eines Essens vorstellen sollst, orientier dich bei der Speisenwahl an deinen Interviewern. Frag sie beiläufig, ob sie schon mal in dem Lokal waren und was sie empfehlen können. Wenn du Glück hast, verraten dir ihre Empfehlungen eine angemessene Preisspanne. Wenn das nicht funktioniert, warte darauf, dass deine Interviewer zuerst bestellen und wähle dann etwas in der gleichen oder einer niedrigen Preisklasse. Und Finger weg vom grössten Feind des Klappehaltens: Dem Alkohol.
15 “Wann sind wir hier fertig?”
Vermittle nicht den Eindruck, dass du in Eile bist und noch andere, wichtigere Termine hast. Plane ausreichend Zeit ein, denn wenn ein Interview gut läuft, kann es sich auch von 30 Minuten auf 90 ausdehnen. Leg Dates, Friseurtermine und Kinobesuche auf (viel) später.
16 “Entschuldigung, ich bin spät dran.”
Sei pünktlich. Lieber überpünktlich. Ende der Durchsage.
17 “Möchten Sie meine Referenzen sehen?”
Wenn der Recruiter sie sehen will, wird er danach fragen. Erinnerst du dich an die Kinder, die fingerschnipsend und «Herr Lehrer, Herr Lehrer!» rufend ihre ach so tollen Hausaufgaben vorzeigen wollten? Genau.
gif von giphy.com