Vorstellungsgespräch zu Hause – So glänzt du im Skype Interview

Das «klassische» Vorstellungsgespräch ist für die meisten Jobsuchenden schon Herausforderung genug. Wenn dann noch Videoübertragung ins Spiel kommt...

  • 19. Juni 2020
  • 5 Min. Lesezeit
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Das «klassische» Vorstellungsgespräch ist für die meisten Jobsuchenden schon Herausforderung genug. Wenn dann noch Videoübertragung ins Spiel kommt, wird manch ein Bewerber zum Nervenbündel. Wir verraten dir, wie du die Bewerbung via Webcam souverän meisterst.

Zeit ist Geld und beides ist oft knapp. Häufig haben Unternehmen keine Zeit und Ressourcen, um mit jedem Bewerber ein persönliches Interview vor Ort durchzuführen. Also wird immer häufiger zu Videotelefonaten via Skype, Google Hangouts o.ä. gegriffen. Zwar ist so ein Online-Interview auch irgendwie face-to-face, aber es gibt doch einige Besonderheiten zu beachten.

1. Wer ist dieser Skype?

Solltest du zu der raren Spezies gehören, die Skype noch nicht in ihren Lebensraum integriert hat, musst du dich wohl oder übel zuallererst mit dem Programm vertraut machen. Nimm dir ein paar Stunden, um alle Features gründlich zu erkunden: Kontakte hinzufügen, Videoanrufe tätigen, Mikro und Kamera einstellen. Je vertrauter du mit dem Programm bist, desto entspannter bist du im Gespräch.

2. Teste die Ausrüstung

Selbst wenn du Skype regelmässig nutzt, prüf vor dem Interview noch mal, ob Audio und Video in Ordnung sind. Funktioniert das Mikrofon? Musst du dir ein Headset besorgen, um störende Geräusche zu vermeiden? Hast du die Webcam auf Augenhöhe platziert? Stell sicher, dass die Technik einwandfrei funktioniert. Es wäre ein Jammer, wenn dir Hardware-Probleme oder eine instabile Internetverbindung ein eigentlich gutes Vorstellungsgespräch vermasseln.

3. Check dein Profil

Das Skype-Profil wird oft stiefmütterlich behandelt oder gleich ganz vergessen – das kann unangenehm werden. Damit du einen professionellen Eindruck vermittelst, solltest du deinen Benutzernamen sicherheitshalber von Katzenmaster_1982 zu deinem echten Namen ändern. Genauso sollte dein Profilbild weder eine wilde Party noch dein Haustier zeigen, und die lustige Angabe, dass du auf der Osterinsel lebst und Sanskrit sprichst, darf für die Zeit des Interviews auch der Realität weichen.

4. Hab dein Portfolio klickbereit

Deinen Lebenslauf hat das Unternehmen zwar schon mit deiner Bewerbung erhalten, trotzdem solltest du darauf vorbereitet sein, dass dein Gesprächspartner nach zusätzlichen Informationen fragt. Ideal ist hierfür ein digitales Portfolio, in dem du deine beruflichen Erfahrungen und erfolgreich abgeschlossene Projekte präsentierst. Wenn das Gespräch darauf kommt, kannst du einfach den Link verschicken. Alternativ kannst du ein vergleichbares Dokument auch auf deinen Desktop legen (bitte nicht als Portfoliofinalfinal2_v3, sondern ordentlich benannt!), damit du es auf Anfrage des Recruiters schnell über Skype verschicken kannst.

5. Wer schreibt, der bleibt

Ein grosser Vorteil des Video-Interviews: Du kannst Spickzettel benutzen! Schreib dir vorher auf, welche Punkte du im Gespräch angehen möchtest. Eine Liste mit deinen Stärken (und, wenn wir schon mal dabei sind, Schwächen) sowie mit Fragen, die du am Ende des Gesprächs stellen kannst, gibt dir Sicherheit und rettet dich im Falle eines Blackouts. Häng die Zettel am besten neben deiner Web-Kamera auf, damit sie deinem Gegenüber nicht auffallen.

Notebook und Notizbuch auf Holztisch

6. Übung macht den Meister

Es kommt dir wahrscheinlich merkwürdig vor, ist aber die beste Vorbereitung: Teste deine Skype-Interview-Skills mit einem Freund. Lass dir sowohl allgemeine Bewerbungs- als auch spezifische Berufsfragen stellen.

Geh am besten noch einen Schritt weiter und zeichne das Probe-Interview auf. Viele Menschen haben keine Ahnung, wie sie durch den Bildschirm wahrgenommen werden. Prüf deine Körpersprache und deine Sprechweise: Wohin fällt dein Blick? Wirkst du nervös? Sprichst du zu laut oder zu leise? Nuschelst du? Verwendest du auffällig viele Füllwörter? Könntest du öfter lächeln? Vermittelst du Professionalität und Motivation?

7. Das Drumherum: Setz dich in Szene

Nicht nur deine Person, sondern auch dein Umfeld ist beim Videochat wichtig. Wähl einen ruhigen Platz aus, wo du das Bewerbungsgespräch möglichst ohne Ablenkungen durchführen kannst. Idealerweise sollte der Ort auch gut ausgeleuchtet sein. Sitz keinesfalls mit dem Rücken zur Sonne: So wird der Interviewer nur deinen Umriss erkennen.

Wenn du das Gespräch von zu Hause aus führst, gib deinen Mitbewohnern bzw. Familienmitgliedern rechtzeitig Bescheid, um eventuelle Störungen zu vermeiden. Es macht keinen guten Eindruck, wenn dein Mitbewohner mitten im Interview auf der Suche nach seiner Hose reinplatzt oder der Recruiter deine Mutter rufen hört, dass du heute doch bitte noch dein Zimmer aufräumen sollst.

Schau auch hinter dich, um zu prüfen, was dein Gesprächspartner (ausser dir) auf dem Bildschirm sieht. Schmutzige Wäsche in der Ecke oder leere Flaschen auf dem Schreibtisch? Weg damit! Bedenke, dass jedes Detail eine Botschaft über deine Persönlichkeit übermittelt. Ein leerer, neutraler Hintergrund eignet sich am besten für das Skype-Interview, damit DU im Fokus stehst, nicht der Playboy Kalender hinten an der Wand.

8. Pyjama oder Anzug?

Auch wenn du zu Hause bist, ist das hier ein Bewerbungsgespräch, und für solches gilt der übliche Dresscode: Sauber, ordentlich und der Branche angemessen. Wenn du dir unsicher bist, schau dir die Webseite und die Social Media-Präsenz des Unternehmens an, um ein Gefühl für den Stil der Mitarbeiter zu kriegen.

Auch wenn deine Webcam nicht gerade mit High Definition-Bildern um sich wirft: Gewaschene, ordentliche Haare und ein frisches, allenfalls dezentes Make-Up sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Beides gibt übrigens auch dir ein besseres Gefühl und lässt dich selbstbewusster auftreten.

Beim Thema Jogginghose im Video-Interview scheiden sich die Geister: Ja, deine Beine sind wahrscheinlich nicht zu sehen, und wenn du obenrum top gestriegelt bist, dich aber so wohl fühlst wie beim Fernsehen, ist das doch perfekt. Stimmt. Und zwar genau so lange, bis dein Gesprächspartner um etwas bittet, wofür du kurz in den Nebenraum musst. Die Lacher hast du so auf deiner Seite, den Job-Zuschlag nicht unbedingt.

9. Bye bye, Facebook

Sei wie bei jedem Vorstellungsgespräch etwas früher dran und öffne Skype schon ein paar Minuten vor dem Termin. Mach einen letzten Hintergrund- und Kameracheck und schalte potentielle Störquellen ab. Dazu gehören vor allem dein Smartphone und am besten alle Programme ausser Skype.

10. Augen zu und durch?

Blickkontakt ist schon «in echt» nicht einfach, wenn man aufgeregt ist. Das Gegenüber auf einem Bildschirm in den eigenen vier Wänden macht es nicht leichter – vor allem, da man dem anderen hier in die Augen schaut, indem man ihm nicht in die Augen, sondern in die Kamera schaut, du verstehst? Hier hilft nur Übung und Konzentration: Jeder schaut instinktiv erst mal das Gesicht auf dem Screen an, und es ist sicher kein Drama, wenn es dir zwischendurch mal passiert. Dennoch solltest du darauf achten, möglichst regelmässig in die Kamera zu sehen, um einen offenen, zugänglichen Eindruck zu hinterlassen.

11. Business as usual

Wie bei jeder anderen Art des Vorstellungsgesprächs gilt: Sei du selbst! Dein potentieller neuer Arbeitgeber will dich kennenlernen. Erzähl von dir, deinen Erfahrungen, Fähigkeiten und Zielen, stell Fragen und hör aufmerksam zu.

Wenn du dich an alle Regeln gehalten und das Skype-Interview glanzvoll hinter dich gebracht hast, kannst du einen weiteren Vorteil dieser Gesprächsart geniessen – und direkt zurück in die Jogginghose schlüpfen.